Achse Nr. 263

Seite 28 08/2022 Heilung ist immer Selbstheilung Bis heute ist jede Heilung letztlich Selbstheilung, ist es doch immer unsere eigene Natur, die heilt, wie die alten Ärzte noch wussten: „ Medicus curat , natura sanat – Der Arzt pflegt, die Natur heilt .“ Wir geben in allen Industrienationen immer weniger für Lebensmittel aus und immer mehr für sogenannte Gesundheits- kosten, die natürlich in Wahrheit Krankheitskosten sind. Es ist tatsächlich offensichtlich: Wir essen immer billiger und schlechter, und die Gesundheitsschäden werden immer gravie- render und teurer. Ernährungslehre gibt es in der medizinischen Basisausbildung keine, auch in der Schule hört man wenig über Ernährung. Tatsächlich wissen heute viele Menschen mehr über die Bedürfnisse ihres Autos als die ihres Körpers und behandeln es entsprechend besser. Niemals würden sie unge- eigneten Treibstoff tanken, billiges Öl verwenden oder eine Inspektion auslassen. Allerdings können Autos Fehlverhalten auch nicht kompensieren, während unser Organismus lange gute Miene zu bösem Spiel vortäuscht. Heute enthalten Lebensmittel viele raffinierte Stoffe, die den Umsatz steigern, den Produzenten nützen und den Konsumen- ten schaden. Berge von Zucker, Salz und Chemie, auf Packun- gen in winziger, oft unlesbarer Schrift angegeben. Warum wohl? Im Ergebnis sind fast drei Viertel der US-Amerikaner übergewichtig und viele leiden an Entzündungen, heute „silent inflammation“, früher Entzündungsherde genannt, die nach- weislich Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Diabetes, Demenz und neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson fördern. Vor 50 Jahren war Übergewicht noch kein schwerwie- gendes Thema und die erwähnten Krankheitsbilder spielten eine vergleichsweis geringere Rolle. Gigantische Nahrungsmittelkonzerne erwirtschaften heute weltweit zig Milliarden Dollar jährlich. Statt der Gesundheit der Bevölkerung sind sie der Gewinnmaximierung ihrer Aktio- näre verantwortlich. Um diese weiter zu steigern, nötigen sie auch noch die letzten Bauern, chemische Düngemittel, Pesti-, Fungi- und Herbizide – groteskerweise „Pflanzen-Schutz- Mittel“ genannt -zu verwenden, wie es die neuen Agrarfabri- ken schon längst tun. In Wirklichkeit schädigen sogenannte Pflanzenschutzmittel die Umwelt, gefährden die Biodiversität und sind ungesund bis schädlich für den Menschen und die Natur. Wir bräuchten Menschen-Schutz-Mittel. Früher waren die Menschen auf pflanzliche Nahrung aus Mutter Natur ange- wiesen. In neuerer Zeit sind sie mehrheitlich zu tierischer und Fabriknahrung gewechselt. Mit Chemienahrung und Bergen von Pharmaka rückt Gesundheit in immer weitere Ferne. Die neue Medizin begreift nun doch langsam, dass wir nur gesund bleiben und werden, wenn die Natur um uns gesund ist und sie erkennt, dass wir Teil von ihr sind. In den letzten Jahr- hunderten geriet das in Vergessenheit. Nun wird es höchste Zeit, uns wieder zu erinnern. Pessimisten befürchten, dass wir auf dem Weg der Selbstausrottung sind, von dem uns weder neue Medikamente noch Impfstoffe retten, sondern nur die Rückkehr zum Gleichgewicht zwischen unserer Natur, Mutter Natur und menschlicher Kultur. Es scheint dringend geboten, Frieden zu schließen zwischen Mikro- und Makrokosmos. Für unsere individuelle wie auch die Gesundheit der Erde sind Frieden und Balance zwischen uns und dem Billiarden-Heer der Mikroorganismen notwendig. Im Körper haben wir unheimlich viele Zellen, aber allein im Darm leben zehnmal mehr Bakterien, die wir heutzutage kon- sequent misshandeln, was zu Problemen wie Reizdarm, Ver- stopfung und Leaky-Gut-Syndrom führt. Und auch das noch viel größere Bakterienheer im Humus oder Mutterboden beu- ten wir seit Jahrzehnten systematisch aus und zerstören es gleichzeitig. Alles Lebendige, jeder Organismus bis zur kleinsten Zelle, egal ob Pflanze, Tier, Mensch oder soziale Gemeinschaft – hat Reaktionsmuster entwickelt, um allfällige Gefahren und Stö- rungen oder gar Bedrohungen der inneren Ordnung zu kom- pensieren, um wieder möglichst rasch zur alten Ordnung zurückzukehren. Die Wissenschaft spricht von Kohärenz, deren Erhalt um fast jeden Preis angestrebt wird. Gegen äußere und innere Störungen verteidigen sich alle Organismen um im ursprünglichen, Energie sparenden Zustand zu bleiben. Diese Fähigkeit, sich selbst zu stabilisieren oder zu „heilen“, wird auch als Selbstheilungskraft bezeichnet. Selbstregulierung oder Selbstheilung braucht jedes lebende System. Sie ist von Anfang an vorhanden, ohne sie wären wir nicht überlebensfähig. Die Selbstheilungskräfte bei uns Menschen deutlich verstärken kann eine positive Hoffnung und ein starker Glaube daran. Alles, was wir voller Hoffnung tun, woran wir aus tiefstem Herzen glauben, was wir lieben und worauf wir vertrauen, während wir es ausführen, wirkt ungleich stärker und besser, als es nur – rein funktional – zu tun. Also für den Therapeuten und den Patienten in gleicher Weise. Letztlich eine uralte Erkenntnis. Christus sagte auch zu seinen Jüngern auf deren Frage, warum sie an einer Heilung gescheitert seien: „Weil euer Glaube so klein ist. Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senf- korn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Rück von hier nach dort, und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein.“ Die Frage ist, wie finden wir zu jenem Glauben, der Ber- ge versetzen kann? Wie bringen wir unsere Patienten dazu, einen solchen starken Glauben an ihre Heilkraft zu entwickeln? Angst hat – im Sinne des Nocebos – nicht nur die Tendenz, sondern die energetische Macht, sich zu verwirklichen. Aber auch umgekehrt können wir uns positive Entwicklungen – im Sinne des Placebos – vorstellen und sie, wenn das lebendig genug geschieht, auch verwirklichen, wie etwa Selbstheilun- gen. Medizinwissenschaftlich ist das leicht zu erklären, ist doch im Rahmen der Psychoneuroimmunologie längst bewiesen, wie sehr Angst das Immunsystem schwächt. Wer also Milliar- den Menschen mit Angst vor welchem Virus auch immer infi- ziert, leistet Infektionen – ob durch Bakterien oder Viren und egal welchen – massiv Vorschub. Die Seite für die Gesundheit mit Doktor Adelbert Bachlechner

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