Ein Blick Nr. 46

29 BLICK Ein Chronik Sillian blickt auf eine lange Marktgeschichte zurück. Schon um 1400 entwickelte sich marktorientiertes Den- ken neben den bäuerlichen Strukturen. Begünstigt durch die Verkehrslage galt der Ort als Warenniederlagsstät- te für durchziehende Kaufleute, das Fuhrwerkswesen spielte eine bedeutende Rolle. Pferde wurden gewech- selt, Waren umgeladen und feilgeboten. Ein wesentlicher Meilenstein in der Entwicklung des Marktwesens in Sillian war die Verleihung des Markt- rechts . Im Jahre 1469 verlieh Graf Leonhard II. von Görz “..un- serm marckte zu Sylian” das Marktrecht, somit wurde der Ort dem Einfluss der Hofmark Innichen etwas ent- zogen und wirtschaftlich aufgewertet. In der Urkunde war festgehalten, dass Sillian nun berechtigt sei, “ai- nen imerstätten, unwiterriiefflichen und ewigen freyen jarmarckt zu halden”- und zwar am Heilig-Kreuz-Tag, das ist der 3. Mai, “auf ewige Zeit”. Auch ein Wochen- markt durfte stattfinden und zwar an jedem Dienstag, mit der Aufforderung, “...was ein yeder hingeben und verkhaufen will dieselben sullen das auf den benannten wochenmarckt gen Sylian bringen ….” Leonhard II. trug den Gerichtsleuten zu Sylian auf, darauf zu achten, dass “die märkte nur an den von ihm festgesetzten tagen ab- gehalten werden” und “in gueter ordnung” verlaufen, “so wie in unnser stat hie zu luentz (Lienz).” Die alten Rechte aus der Görzer Zeit wurden unter der Regentschaft der Habsburger immer wieder bestätigt; die “gueten gepräuch”, sollten in “sylian” weiterbeste- hen, dafür hatten die Pfleger, Landrichter usw. zu sorgen. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das oben erwähnte Marktwesen viele Veränderungen. Schließlich gab die Gemeinde Sillian unter Bürgermeister Josef Schraffl 1896 eine eigene Marktordnung heraus, die jährlich 8 Krämermärkte und Viehmärkte festsetzte. (siehe: “Einblick”, Ausgabe 24; Juli 2011).Vor allem Bauern trafen sich auf den Märkten, um Geschäfte zu machen und sich mit Produkten für das nächste Jahr einzu- decken. Während der beiden Weltkriege (1914 – 1918) und (1939 – 1945) war das Marktgeschehen ziemlich ein- geschränkt, allerdings ganz vergessen konnten die Silli- aner das “Marktln” nicht. 1992 Gründung des Bauernmarkts In vielen Orten Tirols entstanden in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts Bauernmärkte. Auch in Sillian erkannte man die Notwendigkeit der Direktvermarktung bäuerlicher Produkte im Hinblick auf die Erhaltung des Bergbauerntums im Zeitalter der EU. Auf Initiative einiger Sillianer Bergbauern wurde 1992 die Arbeitsgemeinschaft (Arge) “Hochpustertaler Bau- ernmarkt Sillian” gegründet. Die erste Bauernmarkt- versammlung brachte laut Protokoll vom 05. 07. 1992 folgendes Ergebnis: Obmann wurde Josef Senfter vom Schuistlhof in Sillianberg, sein Stellvertreter Trojer Peter, vlg. Hattler. Ausschussmitglieder: Walder Greti, vlg. Unterhaselgru- be – Schriftführerin; Rainer Pranter Monika vlg. Herrn- egge; weiters Johann Lercher vlg. Stauder – Ortsbau- ernobmann; Bürgler Christine vlg. Möster – Ortsbäuerin; Hackhofer Rudi. Der Verkauf erfolgte damals monatlich einmal am Sil- lianer Marktplatz, bei Schlechtwetter im Musikpavillon. Angeboten wurden regionale Produkte, wie “Breatlan, Bäckereien, Speck, gselchte Würstln, Käseballer, Nigi- lan” usw. Auf dem offenen Markt fehlten natürlich die Kühlmöglichkeiten, daher konnten manche Produkte wie Fleisch, gewisse Käse- und Wurstsorten usw. nicht an- geboten werden. Schon bald erlebte dieser einfache Markt einen gro- ßen Zulauf. Allmählich entwickelte sich ein buntes Markttreiben, auch Neugierige und Kaufwillige aus den Nachbargemeinden diesseits und jenseits der Staats- grenze interessierten sich für die neue Einrichtung. Das Einkaufserlebnis ließ eine spezielle Atmosphäre auf- kommen. Man traf sich mit Freunden, Arbeitskollegen; es wurde gekostet, gehandelt, gekauft, geplaudert, ge- lacht…keine Spur von Hektik. Einrichtung des Bauernladens im alten Bauernhaus der Familie Atzwanger Die große Nachfrage und die widrigen Umstände ver- anlassten Obmann Josef Senfter, einen wettersicheren Standort für den Bauernmarkt zu suchen, zumal auch die hygienischen Aspekte zu beachten waren. Die Marktge- meinde Sillian, der Tourismusverband und die Landwirt- Sillianer Markttradition - weitergedacht 30 Jahre Sillianer Bauernmarkt Entwurf: Leonhard Walder

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