Virger Zeitung Nr. 90

Virger Zeitung 65 Dorfleben – Menschen Bachlechner von Anton Dichtl in dessen Atelier und Lehre aufgenom- men. Dichtl ist ein vollständig gebil- deter Künstler, und dankbarst be- kennt Bachlechner, von ihm die beste Ausbildung bekommen zu haben. Als Dichtl vor etwa vier Jah- ren in das Stift Stams eintrat, wo er seither als Frater Josef segensreich schafft und arbeitet, nahm Bachlech- ner Dichtls Atelier und Quartier in Pacht. …“ (Tiroler Stimmen, 28. 7. 1898) „… In Innsbruck besuchte Bachlech- ner mehrere Werkstätten und dort traf ihn der in Hall in Tirol ansässige Meister Dichtl aus Virgen im Isel- tale, … Bald schon übertrug ihm der Meister selbständige Arbeiten, und als Dichtl als Laienbruder in das Stift Stams eintrat, übernahm Bach- lechner des Meisters Geschäft und Haus in Hall. …“ (Pustertaler Bote, 1. 5. 1925) Nebenbemerkung: Johann, der jüngste Bruder von Anton Dichtl, absolvierte bei Josef Andergassen die Lehre zum Kunsttischler und eröff- nete dann in seinem Heimatort eine Werkstatt für Kunsttischler- und Bild- hauerarbeiten, die bis 1933 bestand. Er war es auch, der den einsam ge- legenen Hof „Gereith“ aufgab und in Virgen-Dorf sein neues Domizil er- richtete. „… Man verkaufte den süd- lichen Teil dem Johann Dichtl, vulgo Reiter, damit er auf diesem Grund ein Haus bauen und einen Garten anlegen konnte. …“ (Aufzeichnungen des Klosters in Virgen) Ob Johann Dichtl in seinem Beruf viele oder kaum Aufträge bekam, ist nicht bekannt; eine seiner Arbeiten befindet sich jedoch im Dorf: „Den Altar der Kapelle baute Kunsttisch- ler Johann Dichtl. Sein Bruder Josef, Laienbruder in Stams und akademi- scher Bildhauer, besorgte den Plan, weiters die beiden Seitenbilder und die Herz-Jesu-Statue. Auch die Sta- tue des Jesuskindes in der Sakristei stammt von diesem Künstler.“ (Auf- zeichnungen des Klosters in Virgen) Das Ende der Kunsttischlerei-Werk- statt wird wohl so gekommen sein: „Am 19. Mai 1933 um 11 Uhr nachts brannte in Virgen-Dorf das Wohn- und Futterhaus des Johann Dichtl, vulgo Reiter, ab. … Die Hausleute mussten erst geweckt werden. …“ (Chronik der Volksschule) „… Das Anwesen des Johann Dichtl, vulgo Reiter, stand völlig in Flam- men und ist sodann trotz Einschrei- tens der Feuerwehr bis auf die Mau- erreste niedergebrannt. … Die Nach- baranwesen konnten alle gerettet werden, auch das Vieh und etwas Fahrhabe des Abbrändlers. …“ (Gen- darmerie-Protokoll) („Hauptquellen“: die zugesandten Informationen von Mag. Helmut Hörmann und die durch Klaus Dichtl zur Verfügung gestellten Zei- tungsausschnitte. Alle anderen Wie- dergaben sind am Ende des Zitats be- legt.) (Otfried Pawlin) Lebensgroße Figuren für die Stifts-Krippe in Stams von Br. Josef Dichtl. Foto: H. Hörmann Der Jesusknabe in der Sakristei des Virger Klosters, ca. 80 cm groß. Foto: O. Pawlin Der Altar in der Kapelle des Virger Klosters – eine Gemein- schaftsarbeit der Brüder Dichtl. Foto: O. Pawlin

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