Virger Zeitung Nr. 90

Virger Zeitung 64 Dorfleben – Menschen Wahrscheinlich werden sich jetzt viele fragen „Bitte? Wer?“. Auch mir war dieser Virger Künstler unbe- kannt, bis ich vom Stamser Chronis- ten, Mag. Helmut Hörmann, Infor- mationen über ihn erhielt. Der „runde“ Geburtstag soll Anlass sein, dieser Persönlichkeit aus unserer Gemeinde ein kurzes schriftliches „Denkmal“ zu setzen. Lebenslauf: Die Eltern, Johann Dichtl und Elisabeth, geb. Raffler, bewirtschafteten das schattseitig ge- legene Hoamatle „Gereith“ in Mit- teldorf. Anton wurde am 11. März 1852 geboren und war das älteste Kind des Ehepaares; es folgten noch fünf Geschwister. Nach der Schulzeit ließ er sich in mehreren künstlerisch-handwerk- lichen Berufen ausbilden – zunächst als Altarbauer bei Meister Raffeiner in Schwaz, dann besuchte er meh- rere Monate die Münchner Kunst- akademie, und schließlich lernte er auch vom Bildhauer Wassler in Meran. Um 1880 eröffnete er zusam- men mit Josef Andergassen in Hall/Tirol eine Werkstätte für Altar- bau. 1895 erfüllte sich Anton einen lang gehegten Wunsch und trat als Laienbruder mit dem Namen Josef in das Zisterzienserstift Stams ein. Hier arbeitete er bis zu seinem Tod in einem Atelier, entwarf und reno- vierte Altäre für Kirchen im gesam- ten Tiroler Oberland und darüber hinaus, auch schnitzte er Krippen und Heiligenfiguren, teilweise in Lebensgröße. Außerdem war er mit viel Wissen, Können und Einsatz maßgebend am Bau und der Samm- lung des Stiftmuseums beteiligt. Anton (Josef) Dichtl starb am 24. Feber 1935; auf dem Sterbebildchen ist sein Schaffen so gewürdigt: „Er hat sich selbst das schönste Denkmal in den vielen Kunstwerken gesetzt, die er um Gotteslohn für Kirchen des In- und Auslandes herstellte.“ Sein Wirken wird am besten durch einige Pressestimmen charakteri- siert: „St. Jodok am Brenner. … erhielt die hiesige Seelsorgskirche den Schmuck eines neuen Tabernakels und zweier Altarstatuen – geschaf- fen … von Dichtl und Andergassen in Hall. …“ („Brixner Chronik“, 12. 7. 1889) „Dominikanerkirche in St. Michael. … Die betreffenden Künstler sind Einheimische unseres Landes und heißen: Jos. Andergassen, Altar- bauer, und Anton Dichtl, Bildhauer; ihr Wohnort ist Hall, wo sie gemein- sam ein ,Atelier für kirchliche Kunst- arbeiten‘ besitzen und gegenwärtig 4 – 5 Arbeiter beschäftigen. …“ (Der Burggräfler, 12. 10. 1889) „Dieser Tage wird im Atelier des be- kannten Malers Sailer in Wilten ein gothischer Altar für die Stiftskirche in Zwettl verpackt. … Derselbe ist … ausgeführt von der tüchtigen Firma Andergassen in Hall. Die Reliefs und Figuren sind Arbeiten der Her- ren Dichtl und Bachlechner in Hall. …“ (Tiroler Stimmen, 28. 7. 1891) „… Der Künstler ist der erst 28 Jahre zählende Josef Bachlechner, ein Brunecker. Noch ganz jung wurde Bruder Josef Dichtl in seinem Stamser Atelier. Repro: H. Hörmann Anton (Josef) Dichtl. Akademischer Bildhauer Anton (Josef) DICHTL, vlg. Reiter: Ein Porträt zum 170. Geburtstag CHRONIK

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