Virger Zeitung Nr. 90

61 Dorfleben – Menschen Virger Zeitung Das „Peintner Nannele“ muss wohl nicht vorgestellt werden. Ihre Geschichte gab sie erstmals bei einer Veranstaltung der Bücherei zum Besten. Obwohl sich das Drama nicht in Virgen, sondern in Hopfgarten/Def. abspielte, könnte es genauso gut bei uns pas- siert sein. Außerdem wirft die Er- zählung ein Schlaglicht auf die da- mals noch unzureichenden Mög- lichkeiten eines Rettungseinsatzes. Meine Mutter, im 45. Lebensjahr und hochschwanger, ein älteres Ehe- paar aus Wien, zu dem wir Kinder immer schon „Tante“ und „Onkel“ sagten, mein 14-jähriger Bruder und ich selbst, 13 Jahre alt, versorgten da oben sechs Kühe, etliche Jungtiere und Schweine, machten Butter, Käse und „Schottenkugeln“. Es war ein Donnerstag. AmWochen- ende wollte die Mutter ins Tal gehen, weil bereits der achte Schwanger- schaftsmonat um war. Doch es kam ganz anders! Ich wurde in der Nacht von der Tante geweckt. Außer sich vor Sorge befahl sie meinem Bruder und mir ins Tal zu laufen, um den Vater und die Hebamme zu holen. Was war geschehen? Bei Mama hat- ten in der Nacht die Wehen einge- setzt und zugleich ist auch die Frucht- blase geplatzt. Also machten sich mein Bruder und ich eilends auf Weg. Wir hatten weder eine Taschen- lampe noch eine Laterne dabei. Eine Stunde nur haben wir für den Ab- stieg gebraucht. Die normale Gehzeit Häubchen, Windeln, Fläschchen und warme Tücher in zwei Körbe. Inzwischen war es schon hell gewor- den. Mein Bruder und ich machten uns mit den beiden kurz zuvor ge- packten Körben wieder schleunig auf den Weg. Den Vater und die Heb- amme holten wir bald ein, sie waren ebenfalls mit schweren Körben unter- wegs. Als wir zur Hütte kamen, be- grüßten uns die ersten Sonnenstrah- len, ein schöner Sommertag kün- digte sich an. Die Wiener Tante erwartete uns schon und große Sorge war ihr ins Gesicht geschrieben. Während wir Kinder frühstückten und Vater das Vieh versorgte, kümmerte sich die Hebamme um Mutter. Bestürzt musste sie feststellen, dass das Kind eine Querlage hatte. Sie bat den Wie- ner Onkel, so schnell wie möglich ins Tal zu laufen und Hilfe zu holen. Die Loise, so hieß unsere Mutter, müsse unter allen Umständen ins Kranken- haus gebracht werden. Sie, die Nanne, sei äußerst besorgt und sehe Anna Egger: Geburt auf der Alm Lang, lang ist‘s her – ernst und heiter frühere Begebenheiten beträgt zwei Stunden. Um zwei Uhr nachts standen wir vor Vaters Bett. Atemlos überbrachten wir ihm die „Hiobsbotschaft“. Während er sich anzog und mit dem Fahrrad zur Heb- amme fuhr, packten meine ältere Schwester und ich die vorbereiteten Kindersachen, wie Hemdchen, Lesung „Geschichten im Labyrinth“ am 2. Oktober 2010. Mehrere „Hobby-Schreiber* innen“, auch Schüler*innen, lasen ihre Texte vor. „Sonnenschein“ Florentine.

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