Blattl Nr. 39

Juli 2022 ‘ s Blattl Seite 35 Augenblick stark, wie es so viele Mütter während des harten Ringens in diesem Krieg schon sein mussten. Meine Gedanken werden immer bei Ihnen und Ihrem Sohn sein. Mit den allerherzlichsten Grüßen und Heil Hitler bin ich Ihr Wilhelm Thieme Inzwischen dürften die beiden Ka- meraden längst über das Plateau Monte Rosa die schweizerisch-itali- enische Grenze passiert haben. Es ist ein Gletscherfeld auf über 3400 m Seehöhe - nahe Zermatt. Da Peter Brugger später auch den nahen Angehörigen kaum etwas aus seinen Kriegsjahren erzählt hat, gibt es lediglich einige wenige Papiere als Zeugnisse dieser schrecklichen Zeit. So z.B. einen Nachweis über den Aufenthalt im Militär-Internierungsla- ger Rohr bei Aarau – zwischen Zürich und Basel. Der letzte Stempel in diesem In- ternierungsausweis stammt vom 1. Juni 1945 aus dem Stammlager Niederweningen in der Nähe von Zü- rich. Die Kampfhandlungen in Europa endeten bereits drei Wochen früher mit der Kapitulation der Wehrmacht. Von diesem Lager wurde eine Fahrt- bewilligung nach Münster im Kanton Graubünden ausgestellt – unmittel- bar an der italienischen Grenze. Über welchen Weg Peter Brugger schließlich den Weg in die Heimat gefunden hat, ist nicht bekannt. Auf alle Fälle hatte es der Peter sehr eilig. Daheim wartete seine Ver- lobte, Marianne Pedarnig vom Kraß- hof in Schlaiten. In all den Kriegs- jahren hatte er das Foto von seiner Marianne mit dabei und brachte es wieder sicher mit nach Hause. Noch im selben Jahr sollte die Hochzeit stattfinden. Marianne hat sich bereits eine schöne Tracht für die Hochzeit genäht. Da in den Monaten nach dem Krieg weder das Geld noch der Stoff für einen Hochzeitsan - zug aufzutreiben war, musste sich der Peter für den Hochzeitstag am 31. Dezember 1945 einen Anzug ausleihen. Unmittelbar nach der Rückkehr aus der Schweiz gab es für den Deser- teur noch einmal eine Schrecksekun- de. Nach der Lienzer Kosakentragö- die durchkämmten englische Besat- zungssoldaten die Dörfer auf der Su- che nach geflohenen Kosaken. Peter Brugger erholte sich gerade daheim auf der Ofenbank von den Strapazen seines langen Nachhauseweges als die Engländer mit den Gewehren im Anschlag in die Stube stürmten und riefen: “Du Kosak?”. Nur das rasche Vorzeigen des Internierungsaus- weises aus der Schweiz rettete dem Peter damals das Leben, bzw. den sicheren Abtransport nach Russland. Peter Brugger erwarb sich in der Folge große Verdienste um die Dorf- gemeinschaft in Schlaiten. Er war der erste Obmann nach der Gründung der Musikkapelle Schlaiten im Jahre 1952. Er war Mitglied des Gemeinderates und über Jahrzehnte für die Kame- radschaft der Freiwilligen Feuerwehr Schlaiten tätig, davon über 15 Jah- re als deren Kommandant - und ein langjähriger Gemeinde-Vorarbeiter. Und weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt wurde der überaus begabte Handwerker als Hackbrettbauer. Er baute das damals bereits in Vergessenheit geratene Osttiroler Hackbrett nach, das in der Zwischenzeit im ganzen Alpenraum zum beliebten Begleitinstrument in der Volksmusik geworden ist. Peter Brugger starb am 23. August 1999 im Alter von 81 Jahren. Seilbahnen und Materialaufzüge in unserer Gemeinde Peter Brugger vlg. Albiner als Soldat der Wehr- macht Peter Brugger vlg. Albiner - 1944 von Italien in die Schweiz desertiert 31.12.1945 - bereits 6 Monate nach sei- ner Rückkehr heiratete Peter Brugger seine Verlobte Marianne, geb. Pedarnig vom Kraßnig - in einem geliehenen An- zug.

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