Koflkurier Nr. 50

14 Die Drau Juni 2022 Zur Drauverbauung wurden Steine aus den diversen Tristacher Steinbrü- chen geholt. Im „Tiroler Fischereibuch von Kaiser Maximilian, 1504“ ist der Traa (Drau) auch ein Absatz gewidmet. „ Die Drau unterhalb von Lienz hat Rothuchen, Forellen, Barben, Nasen, Aiteln, die darin gut und wohlschmeckend sind und wenn ein Landesfürst dort in der Gegend ist, so ist es ihm für die Be- dürfnisse seiner Küche ein nützliches Wasser, da es genug Fische hat. “ In den Annalen von Tristach ist vom „reichen Fischfang in der Drau“ nichts überliefert. Allerdings vergisst Paolo Santonini, der Sekretär des Patriarchen von Aquileia in seinen Reisetagebü- chern (1485-1487) nicht zu erwähnen, dass sie auf Visitationstour in Tristach im schönen und bequemen Haus des hw. Herrn Emeran ein erlesenes Nacht- mahl mit besten Fischen bekamen. „Schwarz“ wurde im See und in den Lauen gefischt. Die Kosaken fischten öffentlich in der Drau. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sogar daran gedacht, die Drau für den Frachtverkehr bis zur Einmündung in die Donau schiffbar zu machen, um die Straßen zu schonen. Das Projekt schei- terte an der Finanzierung. Im Buch der Stadt Lienz wird auch ein „Judenfreithof“ erwähnt, „ der sich bereits auf dem Gebiet der Pfarre Tris- tach jenseits der Drau etwas östlich der Brücke befand. “ Am 1. Juni 1945 wurde die Drau trauriger Schauplatz der Geschichte. Tausende Kosaken versammelten sich in der Peggetz zum Gottesdienst. Bei dem nach Kriegsende als „Tragödie an der Drau“ genannten Gemetzel kamen etwa 3000 Kosaken, Frauen, Männer und Kinder ums Leben, weil sie sich weigerten, nach Russland deportiert zu werden. Viele suchten den Tod in der hochwasserführenden Drau. Bei der Schneeschmelze im Früh- jahr 1951, nach einem ungewöhnlich schneereichen Winter, füllte die Drau ihr Flussbett noch einmal bis an den Rand. Sie führte Unmengen Holz mit sich: Bäume, Musel, Schnittholz, Bretter und Latten. Die Drau hatte sich unter- wegs an einem Sägewerk bedient. Das war die Blütezeit der Brennholzfischer. Dieser, bei jedem Hochwasser von den Flussanrainern ausgeübte „Sport“, scheint inzwischen völlig abgekommen zu sein. Beim verheerenden Hochwasser 1965, das in ganz Osttirol schwere Schäden verursachte, kam Tristach glimpflich davon. Nur im Haus des Franz Huber stand im Keller Wasser. Die Familie wurde zum Tanzer evakuiert und konnte nach ein paar Tagen wie- der zurückkehren. Im folgenden Jahr, bei einem neuerlichen Hochwasser verwüstete die Drau hauptsächlich die „Einfanger“, die bis zu einem ¾ m hoch versandet wurden. Die Häuser Müller, Hittinger und Hofer am Seebach muss- ten zu Allerheiligen evakuiert werden. Heute ist die Drau Ort vielseitiger Freizeitgestaltung: Spazierengehen und laufen am Drauweg, grillen, sonnen und spielen am Ufer, für Paddler gibt es eine Einstiegsstelle beim Steg. Beim Dolomi- tenmann 2020 fand die Übergabe der Kajakfahrer an die Radfahrer am Trista- cher-Steg statt. Burgl Kofler Die Karte von Peter Anich aus dem Jahre 1774 zeigt, dass das Flussbett der Drau die größte Ausdehnung bei Tristach hatte Gedenktafel Kosakenbrücke

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