GZ_Kartitsch_2022_05

Seite 39 Ausgabe 91 Historisches neuen Talstraße von 1910 bis 1914 und unterbrochen durch den ersten Weltkrieg in den Zwischenkriegsjahren. Völlig zeitgleich erfolgte die bergtouristische Erschließung der Karnischen Alpen und damit für Kartitsch und das Tal der Be- ginn eines bescheidenen Sommer - und Wintertourismus, der - durch den zwei- ten Weltkrieg unterbrochen - bis heute anhält. Seit dem Jahr 1990/91 mit 117.837 Nächtigungen (Sommer 73.650, Winter 44.187) entwickelt er sich jedoch rückläufig. 1972 erhielt Kartitsch ein von der Tiro- ler Landesregierung verliehenes Ge- meindewappen, „ in Blau eine liegende goldene Mondsichel “ in Anlehnung an ein 1465 „ an Hans und Jakob Wiser auf Kartitsch “ vergebenes Wappen. Trotz des Verlustes Südtirols als Folge des verlorenen Weltkrieges kann Kar- titsch wie andere Grenzgemeinden auch, Von 1805 bis 1809 stand Osttirol unter bayrischer Herrschaft. Bei den Kämpfen von 1809 dienten ebenfalls etliche Kar- titscher als Schützen der Kompanie Heinfels/Sillian und kurzzeitig rückte auch der Landsturm aus. Im November 1809 zog der französische General Rusca mit 1.580 Soldaten Na- poleons von Kötschach kommend brandschatzend durch das Tal. Dem Er- zählen nach gelang es in St. Oswald durch Zahlung von 600 Gulden, das Schlimmste abzuwenden. Schließlich forderten die letzten und aussichtlosen Kämpfe bei Amlach im Dezember 1809 allein von Kartitsch vier Todesopfer. Im Februar 1810 wurde Osttirol Teil einer illyrischen Provinz und Kartitsch Hauptort des „ Arondissements Kar- titsch “, dem Hollbruck, Obertilliach und Untertilliach unterstanden, bis das Ge- biet 1814 wieder Tirol und somit Öster- reich zugeteilt wurde. Auch 1848 und 1866 zogen einige Kar- titscher mit Tiroler Schützen taleinwärts zu Wachdiensten auf den Jochübergän- gen ins Gadore und ebenso auf den Kreuzberg. Einen schmerzhaften Einschnitt für das Tal bedeutete der erste Weltkrieg von 1914 – 1918. Mit der Karnischen Front war der Krieg vor der Haustür. Als Auf- marsch - und Durchzugsort österreichi- scher Truppen war Kartitsch durch vier Jahre der Kriegsfurie ausgeliefert. Ver- fallene Unterstände und Schützengräben am Karnischen Kamm zeugen vom leid- vollen Geschehen und drei Kriegerfried- höfe vom sinnlosen Sterben. Mit Hollbruck hatte der Ort 42 Gefalle- ne und vier durch den Krieg Verun- glückte zu beklagen. Auch die nationalsozialistische Ära mit dem zweiten Weltkrieg 20 Jahre später forderte ihre Opfer, Schikanen, Gesin- nungs - Terror und Gewalt, 42 Gefallene, ein Widerstandsopfer und zumindest zwei Euthanasie - Opfer. Während 1871 mit der Inbetriebnahme der Südbahnstrecke Villach – Franzens- feste das obere Pustertal an das Ver- kehrsnetz der Monarchie angebunden und die Entwicklung zum Gästetouris- mus eingeleitet wurde, erfolgte die ver- kehrsmäßige Erschließung des Kartitsch - Tilliachertales erst mit dem Bau der Kartitscher Bürger auf der Standesliste der 11. Landsturmkompanie des Landgerichtes Heinfels - Sillian unter Hauptmann Joseph Amtssiegel der Marie de Kartitsch während der französischen Verwaltungszeit 1810 - 1813 Wappen (mit Mondsichel) der Walburga Wiserin a. Cartitsch, 1793, nach einer Zeich- nung v. J. Oberforcher, Archiv Schloss Bruck

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