GZ_Gaimberg_2022_05

58 58 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Nachrufe i i Nummer 71 - Mai 2022 „Da Dokta kimmt mit‘n Rosse“... …war eine öfters gehörte Feststellung, wenn der Au- genarzt Dr. Harald Heller in den frühen 60er Jahren zu sei- ner Patientin, der „Freimann Tant‘“ Anna Hintersteiner den Schotterweg nach Ober- gaimberg hinaufgeritten kam. Sie war damals am Grünen Star operiert worden und sehr dankbar für die Umsicht des Augenarztes, der als Pferde- und Hundefreund in Gaim- berg schon recht bekannt war. Im Jahre 1960 hatte er von Anna Hintersteiners Bruder, dem Peheimbauern Johann Walder, ein Grundstück im „Zipfangerle“ (heute im Be- reich der Zettersfeldstraße) erworben und darauf ein schmuckes Eigenheim errich- tet. In der Nr. 37 der Gemein- dezeitung „Die Sonnseiten“ vom Dezember 2010 gewähr- te uns die Fam. Harald und Martha Heller einen recht Gaimberg-bezogenen Ein- blick in ihr „Leben am Rande der Stadt“. Und dort schloss sich am 16. Februar 2022 auch der Lebenskreis des geschätzten und geachteten Augenarztes, den viele Men - schen vor allem als exzellen- ten Diagnostiker in dankbarer Erinnerung behalten werden. So gibt es zahlreiche Anek- doten, u.a. um diese Taktik des Augenarztes, dass er die - von allen Seiten anfahren- den - Notfallpatienten dahin- gehend instruierte, sie mögen einfach die Straße zur Zet- tersfeld-Talstation nehmen, er säße dann schon bei der Abzweigung zu seinem Haus auf einem Campingstühlchen einfach am Straßenrand. Und so fand man ihn - manchmal sogar unter einem Schirm - gar nicht so selten vor! Am Freitag, den 4. März 2022, feierte Pfarrer Franz Troyer im Kreise der Ange - hörigen und Wegbegleiter den Sterbegottesdienst, wür- dig und passend umrahmt durch Orgel und Gesang (Gernot Kacetl und Florian Mattersberger). Das Mitwir - ken der „Gaimberger Wei- senbläser“ unterstrich auf fühlbare Weise die Zugehö- rigkeit der Trauerfamilie zu Pfarre und Gemeinde durch sechs Jahrzehnte. An dieser Stelle sei an die Mutter des Verstorbenen erinnert; Anna Heller war eine treue Besu- cherin der Werktagsmessen unter Pfarrer Adolf Jeller. Ihr Bruder - Prälat Musger aus Wien - übernahm öfters die Urlaubsvertretung für den Ortspfarrer. Tochter Andrea Wasserfaller- Heller ließ die Trauergäste an der Lebensgeschichte ihres Vaters Dr. Harald Heller teil- haben: Harald Heller wurde am 12. Oktober 1927 in Wiener Neu- stadt als Sohn des Landes- rechnungsrates Eduard Hel- ler und dessen Frau Anna, einer Postoffizialin, geboren. Die kleine Familie übersie- delte nach Eisenstadt, wo er die Volksschule besuchte. Zu Kriegsbeginn 1938 wurde sein Vater nach der Auflösung der Burgenländischen Lan- desregierung als gebürtiger Steirer nach Graz zurückver- setzt. Dort besuchte Harald Heller das Pestalozzireal- gymnasium und legte 1946 die Matura ab. In dieser Zeit entstanden viele lebenslange Freundschaften, einen ehe- maligen Schulfreund sollte er Jahrzehnte später sogar in Lienz wiedertreffen. Im Jahre 1946 begann Harald Heller an der Karl-Franzens- Universität Graz mit dem Medizinstudium, das er 1954 mit der Promotion zum Dok- tor der gesamten Heilkunde abschloss. Schon als Student arbeitete er vollbeschäftigt in der Augenabteilung des Krankenhauses der Barmher- zigen Brüder in Graz, wo er am Tag der Promotion sofort zum Sekundararzt bestellt wurde. Nach einer Zwischenstation an der Kinderabteilung des Krankenhauses Schwarzach im Pongau, absolvierte er ab Mai 1955 seine Facharztaus- bildung an der Universitäts- Augenklinik in Innsbruck. 1960 trat er in Lienz die Nachfolge von Primarius Dr. Purtscher als niedergelas- sener Augenfacharzt an und ordinierte hier 45 Jahre. In dieser Zeit war er zusätzlich der Konsiliarfacharzt für Augenheilkunde des Bezirks- krankenhaus Lienz. Sein Beruf war ihm stets Be- rufung. Tag und Nacht, auch am Wochenende für seine Patienten erreichbar, wenn sie mit akuten Augenverlet- zungen in sein Privathaus in Untergaimberg kamen. Erst im Jahre 2005, im Alter von 78 Jahren, gab er sehr schwe- ren Herzens seinen geliebten Beruf auf. Der Privatmensch Harald Heller heiratete am 22. April 1961 Martha Musger, eine geborene Wienerin, die nach dem Krieg mit ihrer Familie nach Graz gezogen war. Be- reits 1962 kam Tochter And- rea zur Welt, eineinhalb Jah- re später, 1963, folgte Sohn Christian. Kontaktfreudig wie Harald Heller nun einmal war, schuf er sich in Lienz bald viele neue Freunde, mit denen er bis zum Lebensende in intensivem Kontakt blieb. Leider verstarben viele von ihnen schon Jahre vor ihm, so dass es zum Schluss - bis auf sehr wenige Ausnahmen - einsam um ihn und seine Frau wurde. Großes Interesse und Liebe galt stets seinen Tieren. So erzählte seine Frau Martha davon, dass sie mit gleich drei Haustieren gemeinsam ins neue Heim eingezogen ist: einem edlen Reitpferd, einem Hund und einem Kanarien- vogel, dazu noch die Schwie- gereltern. In späteren Jahren und bis zum Schluss waren die Hunde treue Kameraden. Harald Hellers große Lei- denschaft galt - lange vor Lienz - den schönen Küns- ten, vor allem der Musik. Als Kind - in Eisenstadt Haydn- Sängerknabe - sang er bereits Soli in der Bergkirche, später war er Mitglied des Grazer Domchores, weiters sang er Dr. Harald Heller geboren am 12.10.1927 - gestorben am 16.02.2022

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