GZ_Gaimberg_2022_05

48 48 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Vereine i i Nummer 71 - Mai 22 Heimat ist nicht an einen Ort gebunden Die Musikkapelle Gaimberg verabschiedet sich von ihrem Ehrenmitglied und langjährigen Stabführer Paul Tschurtschenthaler Paul Tschurtschenthaler leb- te zwar mit seiner Familie in Lienz, blieb aber zeitlebens ein „echter“ Gaimberger, der das Vereins- und Pfarrleben in Gaimberg mit viel Einsatz mitgestaltet hat. Auch der Zelebrant des Sterbegottes- dienstes, Pater Martin Bich - ler, betonte in seiner Predigt, dass Paul aus „Gaimberger Holz“ geschnitzt gewesen sei. Die Verbindung zu seinem Geburtsort hielt Paul Zeit sei- nes Lebens aufrecht. Paul wurde am 13. September 1944 als jüngstes Kind von Barbara und Alois Tschurt- schenthaler in Gaimberg ge- boren und erlebte mit seinen älteren Geschwistern Josef, Maria, Alois jun. und Ita eine glückliche Kindheit in bescheidenen Verhältnissen. Die Familie lebte in der da- maligen „Wachtlechner Sen- nerei“ und begann erst An- fang der 1960er Jahre mit dem Bau eines eigenen Hauses im Dorfkern. Paul besuchte acht Jahre lang die Volksschule Grafendorf und anschlie- ßend die Fortbildungsschule. Ab 1963 arbeitete er bei der „Österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung“, besuchte die Berufsschu- le in Innsbruck und legte die Werkmeisterprüfung ab. Durch seine Tätigkeit als Te- lefonentstörer kam er bis in die entlegensten Höfe Ostti- rols und war überall beson- ders nach Blitz- oder Schnee- schäden sehr willkommen. Aber nicht nur durch seine Arbeit war Paul im ganzen Bezirk bekannt, auch als Mu - sikant war er viel unterwegs. In Spitzenzeiten absolvierte er als Alleinunterhalter oder in kleineren und größeren Be- setzungen zwischen 80 und 100 Auftritte im Jahr. Das Singen mit der passenden Gitarrenbegleitung war seine große Leidenschaft. Bis 2019 sang er noch zusammen mit Paul Steiner die alten Lieder, zum Beispiel beim Volksmu- sikabend der Bichlböllerer im Mesner Brennstadl. Über 20 Jahre lang begleitete Paul als Musikant die Ausflüge und Feierlichkeiten des Wohn- und Pflegeheimes Lienz. Die Gitarre war sein ständiger Begleiter, bis wenige Monate vor seinem Tod. Aber auch die Blasmusik lag ihm sehr am Herzen. Als es 1960 darum ging, die Musik - kapelle Gaimberg wieder zu gründen, war er mit Feuerei- fer und der Es-Klarinette da- bei. Später wechselte er zum Schlagwerk-Register und übernahm über 30 Jahre lang verschiedene Funktionen im Vereinsvorstand. Besonders hervorzuheben ist seine Tä- tigkeit als Stabführer der Mu - sikkapelle Gaimberg. Über 25 Jahre schwang Paul den Tambourstock mit viel Stolz und Können. Er war immer sehr auf ein gepflegtes Er - scheinungsbild der Musikant/ innen und Marketenderinnen bedacht und freute sich über ein „schneidiges“ Marschie - ren. Bei Bezirksmusikfesten, Aufmärschen zu Konzerten, Umzügen in Südtirol oder Bayern, beim Gauderfest im Zillertal, in der Partnerge- meinde Garsten und sogar in Amsterdam marschierten die Gaimberger unter seiner Führung. Auch erfolgreiche Teilnahmen bei Marschwer - tungen konnte er für sich und die Kapelle verzeichnen. Ende 2013 musste „der Tschu Paul“ nach 54 Jahren seine aktive Mitgliedschaft bei der Musikkapelle aus gesund - heitlichen Gründen beenden. Mit der Ernennung zum Eh - renmitglied würdigte die Musikkapelle Gaimberg sei - ne außergewöhnlichen und vorbildhaften Leistungen für den Verein. Auch vom Tiro- ler Blasmusikverband erhielt er im Laufe der Jahre viele Ehrungen und Auszeichnun- gen. Nach seiner aktiven Zeit besuchte er mit seiner Frau Erna alljährlich eine Probe rund um seinen Geburtstag und freute sich über das ge- sellige Beisammensein bei der mitgebrachten Jause. Außer der Musikkapelle und der Freiwilligen Feuerwehr (siehe eigener Nachruf) en- gagierte sich Paul auch im Pfarrleben und sang im Kir- chenchor mit. Von seinem Va- ter, der auch Kirchenmesner gewesen war, hatte er die Lie- be für die Arbeiten rund um die Kirche übernommen und war alljährlich beim Färben der Osterkugeln oder beim Aufrichten der Krippe mit Feuereifer dabei. Außerdem fungierte Paul in der Pensi- on als Mesner und kümmerte sich bis 2011 als „Hausmeis- ter“ um das Widum. Durch seine Frau Erna, die im Klos- ter St. Marien für die Minist - ranten und die Reinigung ver- schiedener Gewänder uvm. zuständig ist, kam Paul in den letzten Jahren auch dort zum Einsatz. Er hielt z.B. den Vor- platz sauber und half mit, wo immer er gebraucht wurde. Als die Verpflichtungen ge - genüber den Vereinen weni- ger wurden, konnte sich Paul wieder mehr seiner Familie widmen. Seine Frau Erna hatte er 1967 kennen gelernt und ein Jahr später geheiratet. Das junge Paar hatte vorerst im neu errichteten Elternhaus von Paul gewohnt und über- siedelte dann in ein Hochhaus in der Tristacher Straße. Die Töchter Beatrix (1969) und Manuela (1973) machten die beiden zu glücklichen Eltern und waren sogar einige Jahre Marketenderinnen der MK Gaimberg. Auch die Enkel- Bei der Marschwertung im Jahr 2011 im Dolomitenstadion Lienz. Fotos: MK Gaimberg

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