GZ_Gaimberg_2022_05

15 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Allgemein 1 71 Mai 202 lungsfähigkeit gegeben, um „Kommendes“ zu erkennen, richtig einzuschätzen und so durch - oft nur kleine - Handgriffe größeres Übel vermeiden zu können. Die lebenslange Erfahrung, der Umgang mit oft unerwarteten Naturereignissen sind prä- gend. „Wenn man mit offene Aug‘n durch den Wald oder die Wege geht, siecht man bald amol was zum Richt’n isch und a glei amol geton isch.“ Der gesunde Weitblick hat noch nie geschadet und ist der Allgemeinheit schon oft zugute gekommen. So sind dem Lois zahlreiche „Hand- griffe“ in Erinnerung, sei es am „Tschule-Egge“ gewesen, als es galt mit dem Zapin ein verstopftes Rohr freizulegen oder am Penzelberg, wo ihm das mitgeführte Werkzeug zum Erstaunen und zur Er- leichterung aller Beteiligten einen „unschätzbaren Dienst“ getan hat. Lois, der Holzknecht Schon sehr früh, Anfang der 1950er Jahre, wurde er mit diesem Handwerk – heute Forstarbeiter - vertraut ge- macht. Er lernte den Wald zu allen Jahreszeiten ken- nen, die damit verbundenen Arbeiten zu lieben und sie auch zu leben. Das „Holzha- cken“ im Thurner Bannwald ist ihm als erstes größeres Unternehmen besonders in lebhafter Erinnerung. „Ge- hackt hon i imma selber, die Säge dann zu zweit gezog’n; und des olles ohne Motoran - trieb, ohne Schutzkleidung, wie des heint vorg’schriebn isch.“ Alle Arbeitsschritte waren wohl durchdacht und geplant. „G’hackt wurde im Frühjahr, sodass das Holz dann im Herbst leichter zu be- und verarbeiten war. Vom - heint so g’fürchteten - Bor- kenkäfer woar domols no koa Rede.“ Mit den beiden „Hol - za - Rössern“ – geeichte Zug- pferde vom „Ackerer“ - dem Heimathof des Lois, wurden die Stämme aus dem Thurner Bannwald zur Oberlienzer Säge gebracht. Den Umgang mit den Pferden beherrschte der Lois perfekt, diese Arbeit liebte er. Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier sei bei näherer Betrachtung für ihn einfach faszinierend gewesen. Aber ein gegensei- tiges „Aufeinander verlassen können“ ist allerdings Vor- aussetzung. „Man orbeitet do sozusog’n auf Vertrauens- basis!“ Das „Strotzn“ wurde meist im Herbst und Früh- winter oder auch „in Langis“ (Frühling) bewerkstelligt. „Mein lescht’s Fuhrwerk hon i mit’n „Steffen-Rouss“ - an Fuchs - in Stroune (Stron- ach) und im Debenttol ge- mocht. Donn sein de Traktore kemm‘!“ Seinen „Aktionsradius“ hielt der Lois immer überschaubar. „In Nußdorf wird es nur eine Handvoll Waldbesitza geb’n, bei denen i nit g’hackt hon!“ Der Iselsberg, der Penzlberg, sogar die „Luggaue“, aber vor allem das Debanttal bil- deten seine Einsatzgebiete. Und auch jetzt - in seinem ho- hen Lebensalter - zieht es ihn immer wieder dorthin. „I leb‘ für’n Wald und für de Natur!“ Abschließend passt hier ein Auszug „Aus alten Gemein- deausschuss-Protokollen um 1900“, dankenswerterweise vom Gemeindechronisten Franz Wibmer zur Verfügung gestellt. Er schreibt: „Um 1890 ging es auffallend oft um Strittiges im Zusammenhang mit den Nachbarn des Wald- und Weidegebietes im De- banttal; mit Dölsacher Bau- ern, mindestens einmal mit denen der heutigen Ortsteile Görtschach und Gödnach, die damals eine Gemeinde bilde- ten; weiters auch mit Striba- cher, Ober- und Unternußdor- fer Bauern. Einmal ging es um Weiderechte, wobei eine Alpurkunde von 1537 für den K&K Obersten Gerichtshof eine wichtige Rolle spielte. Am 13. Dezember 1891 war u. a. „unbefugter Holzverkauf von Seite der Hofalpenbesit- zer“ im Zusammenhang mit der Erbauung der „Touris- tenhütte“ ein Thema , womit die Lienzer Hütte gemeint ist. Über den Tiroler Lan- desausschuss (heute Tiroler Landesregierung) samt dem Landeshauptmann liefen frei- lich noch mehr Streitschlich- tungen, am meisten natürlich über das Bezirksgericht. Ein- mal fällte auch das Ackerbau- ministerium in Wien eine Ent- scheidung. Am 23. 2. 1900 wurde beschlossen, die schon 1897 beabsichtigten 1000 Stämme Lärchen und die 300 Stämme Zirben im Gemeinde- Debanttalwalde zu verkaufen und den Erlös fruchtbringend anzulegen. “ Über die „300 Stämme Zir- ben“ wird sich der „Ackerer Lois“ heute wohl eher wun- dern… Herzlichen Dank an Frau Maria Mayerl für Fotos und Hintergrundinformation. Elisabeth Klaunzer Der Lois mit einem seiner „Arbeitspferde“ - dem „Steffen Fuchs“ beim „Zenz“ (ca. 1960). Eine Bienenhütte am „Nußdorfer Boden“ Richtung „Nuß- dorfer Alm“ diente im Winter beim „Holzfiahn“ als Behau - sung. Der „Ackerer Hansl“ und der „Moser Franz“ bei In- standhaltungsarbeiten in den 1950er Jahren.

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