GZ_Kals_2022_04

Kinder, Jugend & Familie Fodn Nr. 80 80 Kalser Gemeindezeitung 81 Neues aus der Bücherei Das Evangelistenstöckl an der Straße von Ködnitz nach Großdorf Am 31. März 2022 fand der Vortrag von Chryselda Pedarnig zum Thema „Die Macht der Sprache“ statt. Gut besucht durften wir nach der langen Veran- staltungszwangspause wieder halbwegs entspannt Interessantes zum The- ma hören und erfahren. Wie unterschiedlich Gesagtes bei Zuhörern ankommen kann, wurde in zahl- reichen Beispielen von Chryselda sehr anschaulich aufgezeigt. Die oft völlig andere Bedeutung mancher Dialektwörter schon innerhalb geographisch naheliegender Regionen erzeugte ein Schmunzeln und Nachdenken über die eigene Wortwahl unter den Zuhörern. Für Interessierte bietet Frau Pedarnig Tagesworkshops zum Thema Kommu- nikationscoaching in ihrer Praxis Oberstüberl in Lienz an. Am 25. Mai 2022 veranstaltet der Elternverein Kals zusammen mit der Bü- cherei einen Vortrag mit dem Südtiroler Heilkräuterexperten und Autor Gottfried Hochgruber. Je nach Anzahl der Voranmeldungen, findet der Vor- trag im Johann-Stüdl-Saal oder im Sitzungszimmer im Haus de calce statt. Weiters wird auch der Sommerleseclub wieder angeboten. Das Sortiment an Tonie Figuren für unsere kleinsten Besucher wurde auf 40 Stück aufgestockt und erfreut sich außerordentlich großer Beliebtheit. Natürlich werden auch laufend Buchneuerscheinungen und div. Wunschlek- türe unserer Leser neu angekauft. Bitte kommt selber vorbei und schmökert durch unser Sortiment. Im Volksmund wird es auch Kapellele oder Bildstöckl genannt. Es heißt, dass auf dem Pfarrfelde ein Evangelistenstöckl, an dem die vier Evangelis- ten gemalt sind, stehe. Am Markustag wurde ein Kreuzgang dorthin gemacht und die vier Evangelien gesungen. Die Zeit der Erbauung ist nicht genau bekannt. Nach mündlicher Überlie- ferung soll die Pest nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648) der Anlass zur Errichtung gewesen sein. Die an der Pest verstorbenen Menschen durften nur bis zum heutigen Standort des Bildstöckls gebracht werden, wo sich die Leichen gehäuft ha- ben sollen. Vermutlich sind sie auch dort begraben worden, denn beim Bau der Dorferstraße (1932 – 1936) wurde eine große Menge menschlicher Gebei- ne gefunden, die man zum Friedhof brachte und in einem Massengrab bei- gesetzt hat. Allerdings ist urkundlich nichts von der Pest in Kals vermeldet. Dennoch nennt man das „Kapellele“ auch Pestkapellele oder Peststöckl. Anmerkung am Rande: Bereits im 14. Jahrhundert kam es zur ersten Pest- epidemie in Europa und somit auch in Österreich. Erst vor exakt 300 Jahren erreichte sie gegen Ende des Sommers zum letzten Mal ihren Höhepunkt in Wien. Schon vor ziemlich genau 645 Jahren führte die Republik Ragusa – heute Dubrovnik – die 1. Quarantänepflicht weltweit ein. Kaufleute und Reisende wurden dazu verpflichtet, sich 30, später 40 Tage lang in dafür extra errichteten Krankenhäusern aufzuhalten. Grund für diese Vorsorge- maßnahme war der „schwarze Tod“. Der Begriff „Quarantäne“ stammt übrigens von den angeordneten 40 Tagen (ital. quaranta), die in Iso- lation verbracht werden mussten. Das Bildstöckl mit den 4 Evangelisten an der Dorferstraße wurde 1937 renoviert und neu gedeckt. Die Bilder wurden von einem Enkel des berühmten Malers DEFREGGER neu bemalt. 1960 wird auf Anregung von Hermann Mussak das Bildstöckl auf dem Pfarrfeld renoviert und von ei- nem Zäunchen umgeben. Anlässlich des Tiroler Ge- denkjahres 1984 restaurierte Raab Heiner (Heinrich Matthias Raab) die vier Evangelistendarstellungen am Bildstöckl. Früher war die Bank vor dem Bild- stöckl ein beliebter Rastplatz bei Gästen und Ein- heimischen. Heute (2010) stört der viele Verkehr die Ruhe auf diesem netten Platz. So vermerkte es 2010 schon unser Chronist Sepp Haidenberger. Seit damals wurde der Verkehr natür- lich nicht weniger. Vielleicht wäre es trotzdem nicht schlecht, wieder eine Bank zum Verweilen und eine Tafel mit interessanten Details über dieses Evange- listenstöckl zu errichten. Bericht Doris Kerer Bericht Doris Kerer, großteils der Kalser Chronik entnommen

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