GZ_Kals_2022_04

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 80 64 Kalser Gemeindezeitung 65 Mailand, mit dem Schlafzug durch ganz Frankreich bis Barcelona und dann mit meistens zwei weiteren Zügen bis zu meiner Heimatstadt. Alles miteinander waren es mit Glück 27 oder 28 Stunden. Oft mussten wir, mit großen Rucksäcken und drei Kindern voll bepackt, ganz schnell auf dem Bahnsteig laufen, um die nächste Verbindung zu erwischen. Sehr aben- teuerlich! Entfernung Kals – dein Heimatort in km? Zwischen Kals und Tudela sind es ca. 1.850 Km. Du hast mit deinen Kindern immer Spanisch gespro- chen/ sprichst immer noch, sie haben dir teilweise auf Deutsch geantwortet. Als Barbara ein kleines Baby war, hat jemand zu mir gesagt, es sei wichtig, immer mit ihr in der Mutter- sprache zu sprechen und nicht die Sprachen (in meinem Fall Spanisch und Deutsch) immer wieder abwechseln. Ab dem Augenblick habe ich mit meinen Kindern nur auf Spanisch geredet und ich habe darauf be- standen, dass sie auch so mit mir reden, was ihnen sehr gut gelungen ist, aber nicht immer. Ich weiß, wie viel Mühe es ihnen manchmal gekostet hat, je- des einzelne Wort richtig zu übersetzten. Es ist wirk- lich nicht leicht, wenn rundherum Deutsch gespro- chen wird! Aber ich weiß auch, dass sie jetzt froh darüber sind, dass ich so konsequent geblieben bin. Dadurch konnten sie sich von Anfang an problem- los mit ihrer spanischen Familie unterhalten. Und außerdem bin ich der Meinung, dass, um eine Kultur richtig kennenzulernen, das Erlernen ihrer Sprache das wichtigste Instrument dafür ist. Was vermisst du hier in Kals? Spanische Temperaturen!! Dass man am Abend im Sommergewand draußen sitzen kann. Was gefällt dir besonders an Kals? Mehrere Sachen: die wunderschöne Landschaft mit ihren Bergen, Wiesen und dem vielen Schnee im Winter, die vielfältigen Möglichkeiten, die Natur zu genießen und Sport zu treiben, die Ruhe, manche Traditionen wie das Schnappern am Allerheiligen oder die schönen Prozessionen. Die große Bereit- schaft der Kalser Bevölkerung für eine ehrenamt- liche Tätigkeit finde ich auch beeindruckend. Was bedeutet für dich? Osttirol: Ein sehr schöner Platz mit großer Lebens- qualität. Ich empfinde es als ein Luxus, hier leben zu dürfen! Heimat: Auf einer Seite das Land, wo ich meine ur- sprünglichen Wurzeln habe und wo ich aufgewach- sen bin. Auf der anderen Seite das Land, in dem ich als junge Frau andere Wurzeln eingeschlagen habe und wo ich mein Glück gefunden habe. Glück: Ein durch und durch schönes Gefühl! Familie: Das allerwichtigste in meinem Leben. Ich war immer ein Familienmensch. Aufnahmeprüfung des Österreichischen Berg- und Schiführerverbandes Um an der 3-jährigen Berufsausbildung zum österreichischen Berg- und Schiführer teilneh- men zu können, muss man sich einer Aufnahmeprüfung in allen Teilbereichen des Bergsports stellen. Die Aufnahmeprüfung wird in einem Winter- und eine Sommerteil untergliedert. Im Winterteil muss man einen Aufstieg über 1200 Höhenmeter mit Ski ab- solvieren, um die Kondition zu überprüfen, drei Abfahrten, um das Schikön- nen zu beurteilen, einen flachen Eisparcour und drei Steileislinien, um die Fähigkeiten im Eis zu kontrollieren. Im Sommer sind Felsklettern mit Bergschuhen, Sportklettern mit Bohrha- ken und Alpinklettern mit Friends und Keilen an der Reihe. Dadurch, dass die Aufnahmeprüfung Schifahren in Sportgastein und die Steileisprüfung seit nun 6 Jahren im Eispark Osttirol stattfinden, sollte der „flache Eisparcour“, sprich „Eis leicht“ in einem entsprechenden Umkreis stattfinden, um Fahrzeiten zwischen den Stationen überschaubar zu halten. Bereits seit letztem Jahr ist das „Eis leicht“ – Team beim Haslacher Schleier- wasserfall fündig geworden und mit den Gegebenheiten vor Ort überaus zufrieden. Die kurze Zustiegszeit, der große Parkplatz, die geringen objek- tiven Gefahren (Lawinen von oben) und das passende Gelände sind Garant für gute Prüfungsbedingungen für ca. 60 – 70 Kandidaten, die den Schiteil bereits positiv überstanden haben. Der Eisparcour beinhaltet das Gehen im flachen Eis, sprich 10°– 30° Neigung, das Überwinden von kurzen steileren Eisstufen (bis 70° – 80°) mit nur einem sogenannten „Führerpickel“ und das Bewegen in Felspassagen mit Steigeisen. An die 350m Länge hatte dieses Jahr der Eisparcour und musste in einer Zeit von max. 22 Minuten durchgegangen bzw. durchgeklettert werden. Vier Prü- fer standen an vier verschiedene Positionen, um unabhängig voneinander so objektiv wie möglich beurteilen zu können. In einem Punktesystem von 0 bis 10 werden jeweils Punkte vergeben, um eine noch flexiblere Benotungs- breite zu haben als beim klassischen Benotungssystem. 49 der anfänglich fast 100 Teilnehmer der Aufnahmeprüfung haben den Winterteil positiv belegt und bereiten sich nun auf den Sommerteil vor. Meist an die 25 bis 35 Kandidaten werden schlussendlich die Ausbildung zum staatlich geprüften Berg- und Schiführer starten können. Wenn es die äußeren Bedingungen zulassen, werden sich auch nächstes Jahr wieder Bergbegeisterte der Aufnahmeprüfung im Blick des Großglock- ners an der Haslacher Ebene stellen. Bezüglich Ausbildungsteam schaut es so aus, dass insgesamt an die 25 Ausbildner aus ganz Österreich die Berg- und Schiführerausbildung lei- ten. Deren Chef ist Albert Leichtfried, die Instanz darüber ist einerseits die Bundessportakademie und andererseits der Verband der Österreichischen Berg- und Schiführer. 4 Ausbilder kommen aus Osttirol, darunter Elisabeth Steurer und Gery Un- terasinger aus Lienz und die zwei Kalser Bergführer Matthias Wurzer und Vittorio Messini. Bezüglich der Aufnahmeprüfung ist Matthias beim Steileis eingeteilt und Vittorio beim „Eis leicht“. Bericht und Fotos Vittorio Messini

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