GZ_Kals_2022_04

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 80 62 Kalser Gemeindezeitung 63 hatte. Meine Deutschkenntnis- se waren dann ziemlich aufge- frischt, als ich dann im August 1990 zu einem Jugendtreffen im Norden von Navarra gefah- ren bin, an dem ungefähr 200 Jugendliche aus verschiedenen europäischen Ländern teilnah- men und wo ich Robert kennen- lernte. Nicht einmal 13 Monate später bin ich nach Österreich gezogen; die ersten drei Jahre haben wir in Innsbruck gewohnt, wo Robert die HTL besuchte und wo ich bald eine Stelle als Betreuerin im Wohnbereich des Elisabethinums gefunden hatte. Erst nach Roberts Matura 1994 sind wir nach Osttirol gezogen. Hast du einen „Kulturschock“ erlebt, als du nach Kals gezogen bist? Haha! Diese Frage hat man mir immer wieder ge- stellt. Eigentlich nicht. Wie ich vorher erzählt habe, hatte ich ein paar Jahre davor in einem Dorf in Deutschland und auch als Au-pair in London ge- lebt. Also ich kannte schon andere Kulturen, es war nichts Neues für mich. Natürlich gibt´s Unterschie- de. Spanier sind offener und haben einen lockeren Umgang untereinander und mit neuen Bekannten. Schon nur die Art, wie man sich begrüßt ist viel lo- ckerer, ohne Berührungsängste. Dabei hat sich seit meiner Ankunft in Kals in der Beziehung viel geän- dert, Gott sei Dank! Was haben deine Eltern/Familie gesagt, als sie erfahren haben, dass du nach Kals ziehen willst? Als meine Eltern und meine Ge- schwister im Juli 1992 zu unse- rer Hochzeit kamen, wussten sie natürlich nicht, was sie erwar- ten würde. Sie kannten Robert, weil er mich dreimal in Spanien besucht hatte, aber sonst… Beim Abschied zwei Tage da- nach hat mir meine Mutter ge- sagt: “Aurora, jetzt wo ich gese- hen habe, in welcher liebevollen Familie du bleibst, kann ich mit einem guten Gefühl heimfah- ren. Das ist der richtige Ort für dich“. Sie kannte mich gut und meine Vorliebe für die Berge und die Natur, da ich oft mit einer Berggruppe vom Gymna- sium und später auch von der Uni aus in den spani- schen Bergen unterwegs war. Auch Jahre später hat meine Mutter gesagt, dass sie sich das Paradies wie Kals vorstelle! Ihr habt 3 Kinder. Ich kann mich erinnern, dass du früher mit den Kids per Zug nach Spanien gefahren bist. Wie lange hat die Fahrt gedauert und wie ist es euch ergangen? Barbara war erst drei Monate alt, als ich das erste Mal alleine mit ihr mit dem Zug nach Spanien gefah- ren bin, damals von Innsbruck weg über die Schweiz und Frankreich. Später sind Robert und ich ein paar- mal mit allen zuerst zwei dann drei Kindern von Li- enz weg bis Tudela gefahren: mit ein paar Zügen bis Kalser:innen aus aller Welt: Von Nord- spanien zum Fuße des Großglockners Aurora Moya, verheiratet mit Robert Trenkwalder Kannst du dich etwas vorstellen? Hallo, ich heiße Aurora, bin 56 Jahre alt und lebe seit 27 Jahren in Lesach. Ich habe vier ältere Brüder und eine jüngere Schwester, die sehr liebevoll auf unsere 93-jährige Mutter schauen. Nach der Matura habe ich in Salamanca Klassische Philologie studiert (Latein und Altgriechisch). In den Sommerfe- rien während des Studiums habe ich viele Nachhilfestunden gegeben, sonst habe ich nie in einem Gymnasium unterrichtet. Nebenbei habe ich in einer Sprachakademie und an der Uni Deutsch gelernt, damals ahnungslos, wohin mich diese Sprache führen würde! Du stammst aus Spanien. Wie kannst du deinen Heimatort/-stadt beschreiben? Meine Heimatstadt heißt Tudela, hat ca. 35.000 Einwohner und liegt im Süden von Navarra (Nordspanien) am Ufer des wasserreichsten Fluss Spa- niens, des Ebros. Auf Grund dieser hervorragenden Lage und des milden Klimas können viele kleine Landwirte das ganze Jahr alle möglichen Obst- und Gemüsesorten anbauen, besonders berühmt sind die Spargel und die Artischocken. Vor ein paar Jahren hat man auch die Produktion von Olivenöl in kleinen Betrieben entdeckt. Zu jeder Jahreszeit kann man frische Produk- te auf dem Markt oder in den vielen kleinen Gemüsegeschäften kaufen: ein echter Genuss! Im Gegensatz zu diesem fruchtbaren Boden befindet sich nicht weit entfernt der Naturpark „Las Bardenas Reales“, eine Halbwüste mit durch Wind- und Wassererosion entstandenen skurrilen Formen, die an eine Mondlandschaft erinnern. Tudela hat eine große Altstadt mit vielen engen Gassen und in ihrer Mitte steht eine spätromanische Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert. Sehenswürdig sind auch unter anderem der Hauptplatz und eine romani- sche Kirche. Wie, wann und wo hast du deinen Mann Robert kennen gelernt? Nach meinem Studium bin ich für mehrere Monate nach Deutschland zu einer Familie gegangen, bei der ich zwei Jahre davor als Au-pair gearbeitet Interview Sepp Außersteiner Familienfoto: Martin, Robert, Aurora, Berna- dette und Barbara

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