GZ_Kals_2022_04

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 80 56 Kalser Gemeindezeitung 57 Wie bereits erwähnt, ist man jedoch kein Tourist, sondern man verfolgt einen anstrengenden Arbeits- tag und grundsätzlich verlässt man die olympische Bubble nicht. In Korea sind wir noch drei Tage länger geblieben, um die Hauptstadt Seoul und die Gren- ze zu Nordkorea zu besichtigen. Sightseeing-Touren, um Land und Leute kennen zu lernen, waren in Chi- na pandemiebedingt leider nicht möglich. Waren die Spiele ökologisch vertretbar, trotz des Eingreifens in die Landschaft und die künstliche Pro- duktion von Schnee? Grundsätzlich schon, unsere Shuttlebusse wurden z.B. ausschließlich mit Wasserstoff betrieben. Im Skigebiet und entlang der neu errichteten Straßen wurde großflächig aufgeforstet. Die Anlagen sind modern und vor allem ökologisch sowie nachhaltig konstruiert. Natürlich kam es zu großen Erdbewe- gungen, das Gelände in dieser Region ist sehr steil abfallend und es gibt wenig natürliche Flächen, wel- che für Pisten und Anlagen genutzt werden können, deshalb mussten vielfach Berggrate abgetragen und Hänge begradigt werden. Dieses Material wur- de jedoch anderorts wieder als Füllmaterial bzw. für die Konstruktion von Straßen und Austragungs- stätten verwendet. Auch in Österreich wird Kunst- schnee produziert, die Anlagen in China stammten von denselben Herstellern, die auch bei uns den Schnee produzieren, die entstandenen Kosten sind jedoch nicht bekannt. Die kolportieren Kosten für den Eiskanal liegen jedoch in etwa bei 2,4 Milliar- den Euro. Eine kleine Anekdote: Auch in China hat es während der Spiele geschneit, es gab ca. 50cm Neu- schnee. An diesem Tag wurde der Riesentorlauf der Männer ausgetragen und ein Kollege meinte, als er nach dem 1. Durchgang ins Pressecenter kam, dass dies wohl der schlimmste Tag in seiner Laufbahn als Fotograf war. Aufgrund der Feuchtigkeit und Kälte waren die Regler der Kamera eingefroren und unse- re Wimpern klebten durch den Frost zusammen, was ein Fotografieren schier unmöglich machte! Die meiste Zeit herrschte jedoch Kaiserwetter, an einigen Tagen machte der stark wehende Wind bei Temperaturen um die -20 Grad (also gefühlte -32 Grad) das Arbeiten zum Teil fast unerträglich. Was waren deine Highlights? Die Highlights waren: die Eröffnungsfeier im Vogel- nest (Olympia-Stadion), die Medaillen von Matthias Maier und Johannes Strolz und der österreichische Erfolg bei den Rodlern, die der deutschen Mann- schaft Parole bieten konnten. Lieber Hans, danke für deine persönlichen Eindrü- cke der olympischen Spiele in Peking, das Gespräch war sehr informativ und interessant. Es war jedoch nicht möglich, alle Informationen aus unserem Interview zu erwähnen, da dies den Rahmen ge- sprengt hätte. Für die Zukunft wünsche ich dir alles Gute für deine weitere Tätigkeit als Fotograf. tel und dann wieder zum Eiskanal, lohnte sich auf- grund der langen Distanzen nicht. Der Wechsel von den Ski-Alpin Spielstätten zum Eiskanal dauerte ca. 45 Minuten. Die Bewerbe im Eiskanal waren die letz- ten Veranstaltungen am Tag und meist erst um 23.30 zu Ende, kommt dann noch der Gewinn einer Me- daille für Österreich dazu, musste man für die Zere- monie noch mehr Zeit miteinkalkulieren. Oft bin ich deshalb erst gegen 2.30 Uhr ins Hotel gekommen, im Schnitt habe ich zwischen drei und vier Stunden täglich geschlafen. Natürlich sind wir vor Ort in den Olympischen-Ve- nues auch versorgt worden, die Sprühmittel der Desinfektions-Volontäre haben leider teils auch vor Obst oder sonstigen Lebensmittel keinen Halt ge- macht. Resümierend war ich mit der Unterbringung und der Verpflegung dennoch zufrieden. China erreicht beim Freedom House Democracy In- dex einen Score von 9, sprich ein autoritär geführter Staat, im Vergleich dazu hat Österreich einen Score von 93 und gilt als demokratisch. Inwiefern erlebt man die staatliche Kontrolle und muss man darauf achten, was man sagt? Wenn man eine Akkreditierung für solche Groß- veranstaltungen beantragt, muss man persönliche Daten preisgeben und wird sicherheitstechnisch überprüft. Somit hat es in diesem Bereich keine großen Unterschiede zwischen China und anderen Ländern gegeben. Aufgefallen ist, dass es außerhalb des offiziellen Olympia W-Lan‘s, also beispielsweise im Hotel, keinen Zugang zu sozialen Netzwerken wie Google, Facebook oder Instagram gab, diesen Um- stand mussten wir mittels VPN-Zugang umgehen, ein Großteil unserer internen Kommunikation be- ruht mittlerweile auf diesen Social Media Plattfor- men. Bei der Eröffnungsfeier, der auch die Präsiden- ten Chinas und Russlands beiwohnten, war es nicht möglich, Bild- oder Videomaterial über das W-Lan nach außen weiterzuleiten – auch nicht über einen VPN-Tunnel, einzig über die verkabelten Datenlei- tungen an unseren Arbeitsplätzen war der Transfer möglich. Wenn man beispielsweise Interviews mit Mitarbei- tern publizieren wollte, musste man vor Veröffent- lichung eine Freigabe der chinesischen Behörden einholen, auch bei Interviews über sportliche, sprich unpolitische Themen. Zudem gab es viele Wachsoldaten, welche wieder- um selbst von mehreren Kameras überwacht wor- den sind. Der Flughafen war zudem mit unzähligen Überwachungskameras ausgestattet. So ist bei- spielsweise beim Security Check am Flughafen ein Feuerzeug nicht entdeckt worden. Erst kurz vor Ab- flug kam Sicherheitspersonal und forderte die Per- son auf, das Feuerzeug abzugeben. Abschließend kann gesagt werden, dass sich die Chinesen strikt an Regeln halten und Widerstand äußerst unüblich ist. Du hast bereits mehrere Spiele erlebt, was sind die Unterschiede zu den Spielen in Korea 2018? In China waren die Anlagen fix und fertig, dies ist bei olympischen Spielen nicht die Regel. Weiters gab es bei der Ankunft in China das übliche Olympia-Chaos nicht, die Einreise und der dreistündige Bus-Trans- fer von Peking nach Yanqing ins Hotel ging sehr zü- gig. Das Hotelzimmer war auch unüblich groß und geräumig. Johannes Strolz und seine Medaillen Blick aus dem Starthaus mit herrlicher SIcht Einmal mehr: Desinfizieren! Wachablösung, natürlich fehlt das Desinfektionsmittel nicht.

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