GZ_Thurn_2022_04

Seite 34 V EREINE Das romanische Kruzifix In den Jahren 1958 bis 1963 war Rai- mund Mußhauser in den Schulferien auf der Jaga Alm auf Sommerfrische. Vorne auf dem Almgebäude, oberhalb der Türe auf den Balkon, hing immer schon ein Kruzifix. Später (als Chronist der Gemeinde Thurn) kam Raimund auf die Idee alle Feldkreuze, Bildstö- cke und Hauskreuze zu fotografieren, soweit sie von außen zugänglich sind. Im Jahre 2001 fotografierte er auch dieses Kreuz und dabei fiel ihm die eigenartige Form des Korpusses und des Kreuzes auf. Durch seine Tätig- keit als Chronist war er in Sachen Kunststile und Kunstrichtungen gut informiert. Raimund glaubte, roma- nische Züge zu sehen und kontaktierte Dr. Brigitte Ascherl, Kunsthistorike- rin aus Wien und Obfrau beim Verein s’Kammerland. Sie schrieb gerade an der Kunsttopographie von Osttirol, doch für sie war es unvorstellbar, dass dies ein original romanisches Kruzifix sein könnte. Nachdem Raimund mit anderen Mit- streitern schon einige baufällige Weg- kreuze in Thurn vor dem endgültigen Verfall bewahrt hat, bot er dem Jaga- bauer Josef Possenig an, das sehr mitgenommene Kreuz zu sanieren. Er nahm das Kreuz von der Hauswand, sicherte die losen Teile, machte einige Fotos und übergab den Korpus ge- trennt vom Kreuz an den Maler Albert Mußhauser. Dieser laugte die Teile ab. Durch das Ablaugen waren die fehlenden Teile und Schwundrisse im Holz deutlicher zu sehen, auch wurden die vielen Löcher früherer Reparaturen sichtbar. Hoffnung auf ein „normales“ Veranstaltungsjahr Mit großem Optimismus starten wir heuer in unser Vereinsjahr! Wir hoffen, endlich wieder die unter- schiedlichsten Veranstaltungen durchführen zu können. Erste Termine wurden auch schon fixiert. Der mehrfach verschobene Auftritt von Katrin und Werner Unterlercher ist für Samstag, 7. Mai 2022, vorgese- hen. Am Sonntag, 19. Juni 2022, laden wir zum Tag der offenen Tür ein. Raimund Mußhauser wird die um- fangreiche Arbeit zum Thema „Fran- ziszeischer Kataster“, welchen die Chronisten erstellt haben und der in Buchform vorliegt, allen Interessierten näherbringen. Die Museumstage von Mitte Juni bis Mitte September haben wir auch wie- der auf dem Programm: jeden Montag von 15 bis 18 Uhr. Weitere Veranstaltungen sind in Pla- nung und werden rechtzeitig angekün- digt. Alle Neuigkeiten könnt Ihr auch auf unserer Homepage erfahren: kam- merlandmuseum.jimdo.com Josef Possenig sagte, dass er das Kruzifix nicht mehr brauche und eine komplette Reparatur aufwendig sei und viel koste. So machte er den Vor- schlag, dass Raimund das Kruzifix be- halten könne. Dieser wollte aber das Kruzifix lieber für den Kammerlander- hof verwenden. Seppl war damit ein- verstanden. Raimund machte sich also an die Reparaturarbeiten: die Arme wurden fixiert, die Krone ausgebessert, mit Dornen versehen und befestigt, Nägel für Hände und Füße angefertigt und der Querbalken fixiert. Mit Josef Pos- senig wurde ein Schenkungsvertrag gemacht und unterschrieben. Wir vom Kammerlanderverein bedankten uns bei Seppl mit einem kleinen Präsent. Für ihn war es ein besonderes Anlie- gen, dass das Kreuz einen würdigen und sicheren Platz bekommen wird. Er erwähnte mehrmals, froh zu sein, dass das Kruzifix bei uns in den richtigen Händen sei. Später nutzteRaimund denBesuch von Experten des Denkmalamtes und der Diözese Innsbruck (Dr. Rampold, Mag. Rudolf Silberberger, Diözesankonser- vator) und zeigte ihnen das Kruzifix. Die Herren waren von der Schönheit, Schlichtheit und Seltenheit des Kruzi- fixes angetan. Der Korpus sei eindeu- tig romanischen Ursprunges, die Arme Jahrzehntelang hing das Kreuz auf dem Almgebäude der Jaga Alm.

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