GZ_Leisach_2022_03

13 Silvester Eichhorner, der „Vestl“, wie er von allen genannt wurde, ist am 13. Jänner 2022 im 94. Lebensjahr im Be- zirkskrankenhaus Lienz friedlich eingeschlafen. Er war bis zuletzt geistig sehr fit und hat sich für das aktuelle Tagesge- schehen interessiert. Auch wenn seine Augen in den letzten Jahren das eigene Lesen nicht mehr möglich machten, Sohn Michael hat ihm täglich die aktuellen Ereignisse aus der Zeitung vorgele- sen und so war Vestl immer bestens infor- miert. Auch auf sein geliebtes „Schnapsl“ hat er bis zuletzt nicht verzichtet und hat es täglich mit Freude genossen. Die letzten Jahre verbrachten Silvester und seine Frau Anni in einer Wohnung in Lienz, da die Arbeiten im großen Haus in Leisach im Alter zu beschwerlich wurden. Im Herbst 2019 sind sie dann ins Wohn- und Pflege- heim Lienz übersiedelt. Zuvor war Silvester Eichhorner in seiner Hei- matgemeinde Leisach gesellschaftlich und politisch stark engagiert, so war er 30 Jahre lang, von 1962 bis 1992, im Gemeinderat tätig, davon 14 Jahre als Vizebürgermeister. Auch die Pfarrkirche Leisach in ihrer heutigen Form würde es ohne den unermüdlichen Ein- satz des Bauausschusses, dem Silvester Eich- horner als Obmann vorstand, so nicht geben. Der Umbau, der in den Jahren 1980 bis 1984 erfolgte, und die dafür notwendige Friedhofs- erweiterung stellte für die gesamte Gemeinde eine enorme Aufgabe und eine große finan- zielle Herausforderung dar und war rück- blickend, nach Vestls eigener Einschätzung, der Höhepunkt in seiner Gemeinderatstätigkeit. Schon sein Volksschullehrer erkannte seine technische Begabung und sorgte dafür, dass der 13-Jährige mitten im Zweiten Weltkrieg in die Lehranstalt für Agrartechnik und Vermes- sungswesen nach Rotholz geschickt wurde. Als jüngstem Schüler blieb ihm das Schicksal des Kriegsdienstes erspart und er konnte im SiLVEStER EiCHHORNER (94) , LEiSACH, † 13. JäNNER 2022 Chaos des Zusammen- bruchs mithelfen, teure Vermessungsgeräte und wichtige Unterlagen vor Zerstörung oder Verlust zu retten. Nach Abschluss seiner Ausbildung arbeitete Vestl an verschiedenen Orten in Nordtirol und seit 1950 in der Außen- stelle des Amtes für Land- wirtschaft in Lienz als Agrartechniker für Güter- wegbauten, Seilbahnen, Flurbereinigungen und Hoferschließungen. Viele abgelegene Berg- bauernhöfe und Almen in den Seitentälern Osttirols sind dank Vestls Einsatz mit Material- seilbahnen und Zufahrtswegen erschlossen worden. Eines seiner ersten Projekte in Osttirol war der Bau der „Pustertaler Höhenstraße“ mit drei Baustellen zeitgleich von Leisach/ Gries nach Bannberg, von Thal nach Assling und von Abfaltersbach nach Anras. Im Zuge seiner Arbeit lernte er die „Stocker- Lehrerin“ Anna Steiner aus Matrei kennen und im Jahr 1959 wurde in der Pfarrkirche Mittewald geheiratet. 2019 konnten sie ge- meinsam mit allen Söhnen und Enkeln das Fest der Diamantenen Hochzeit feiern. Die Söhne Bernhard, Stefan, Michael, Christoph und Georg brachten viel Leben, Freude aber auch Arbeit ins große Haus in Leisach/Gries. Eine besondere Vorliebe teilte die gesamte Fami- lie: die gemeinsam verbrachten Sommerwochen auf der Zunig-Alm in Matrei in der familieneige- nen Almhütte, die ständig erweitert und in ge- meinsamer Arbeit komfortabler gemacht wurde. Vestl hat sich durch seine berufliche Erfahrun- gen stark für die Erschließung der Zunig-Alm durch den Ausbau der Zufahrtswege einge- setzt, bis zuletzt war dies ein besonderes Anliegen für ihn, über das er sich immer wieder im Detail berichten ließ. Anfang 2022 dann musste seine gesamte Familie schweren Herzens, aber dankbar für die gemeinsame lange und schöne Zeit, für immer Abschied nehmen von Silvester „Vestl“ Eichhorner. Vestl mit seiner Anni im Wohn- und Pflege- heim Lienz, bei Kuchen und Schnapsl.

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