GZ_Virgen_2022_02

46 Dorfleben – Menschen Virger Zeitung Weibliche Jugend aus Niedermauern und Gries, um 1910. Vorne, von links: Magdalena Wurnitsch, vlg. Soteler, verehel. Trojer, vlg. Ulacher; Bibiane Gasser, vlg. Preins’n, verehel. Wurnitsch, vlg. Soteler; Notburga Berger, vlg. Tembl; Anna Mariacher, vlg. Stampfer Hinten, von links: Katharina Gasser, vlg. Preins’n; Maria Wurnitsch, vlg. Soteler; Rosa Aßmair, vlg. Brunner, verehel. Rainer, vlg. Brugger; Theresia Brandstätter, vlg. Blusner, verehel. Stadler, vlg. Motsch; Maria Berger, vlg. Haberer, verehel. Wurnitsch, vlg. Grieshäusl Das ist die letzte Aufzeichnung von den Gesprächsrunden in un- serer Bücherei, die 2003 und 2004 stattfanden. Zusammen mit den beiden ersten Beiträgen – Kindheit bzw. Schulzeit in Virgen – ergibt sich aus den Erzählungen der Teilnehmer*innen ein auf- schlussreiches Bild von den Ver- hältnissen und Lebensumständen vor 60, 70 Jahren. Otfried Pawlin Für die meisten Mädchen war eine Lehre oder eine weiterführende Schule undenkbar. Es herrschte Geldnot, und zu dieser Zeit musste man für eine Lehre noch bezahlen. Ein Gymnasium besuchen und ma- Nordtirol in ein Internat, wo man sie auf „geistlich“ trimmte; trotzdem ergriffen dann viele von ihnen einen anderen Beruf. Es erforderte von daheim große Opfer, um einen Studierenden durchzubringen. Es war wohl auch der beginnende Krieg, der die meisten Berufsabsich- ten zerstörte. Ein Mädchen wollte unbedingt Köchin lernen, da sagte die Mutter: „Des isch gonz larefare, im Kriege hot ma eh nix ze kochn as wia Sauakraut!“, und damit war der Berufswunsch abgetan. Die Bur- schen hingegen wussten, dass sie bald zur Wehrmacht kommen wür- den – warum also etwas anfangen, das voraussichtlich nicht beendet werden kann?! Wer zum Einrücken noch nicht alt genug war, der musste zur Hitlerjugend. Ein ganz „Kopfer- ter“ wollte an den HJ-Übungen auf der „Trått‘n“ nicht teilnehmen und wurde daraufhin 14 Tage in Schloss Bruck eingesperrt. Sollte er die Teil- nahme auch zukünftig verweigern, drohte man ihm die Einweisung in das KZ (Konzentrationslager) an. Eine Frau erzählte, dass sie sich wie ein „Aushilfspater“ vorgekommen ist, so wäre sie herumgeschubst worden. Jugendzeit in Virgen Auch sie „kramten“ in ihren Erin- nerungen – Alois Stadler, vlg. Gillinger und Franz Bratusek. Lang, lang ist‘s her – ernst und heiter frühere Begebenheiten turieren konnten höchstens begabte Buben, die meistens von einem „Pater“ (Klosterbruder) angeworben wurden – in der Hoffnung, dass es Neupriester abgeben würde. Diese Buben kamen mit zehn Jahren nach

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