GZ_Amlach_2021_12

Informationsblatt der Gemeinde Amlach Ausgabe 31 Dezember 2021 Seite 34 die Straßen, aber der Schnee milderte die Unwegsamkeit der Finsternis, und ich befand mich noch immer in der Stadt, wo viele Fenster derweil im Kerzenglanz erstrahlten. Mir wollte das schöne Spielzeug nicht aus dem Sinn, und ich dachte voller Entzücken an das prächtige Holzpferd, mit dem ich am liebsten nach Hause galoppiert wäre. Es ließe sich im Handumdrehen in ein Schaukelpferd verwandeln, hatte mir Herr Solms verraten, der meinen sehnsüchtigen Blick richtig zu deuten wusste. Irgendwann, die Stadt lag längst hinter mir, entdeckte ich voller Entsetzen, dass ich das Wechselgeld verloren hatte. Meine eiskalte, leere Hand hatte sich in die Anoraktasche geflüchtet, mit der linken hielt ich krampfhaft die Schlaufen der Stofftasche fest. Ein bleicher Mond und wenige, kraftlose Laternen erweckten den Anschein, als wüssten sie um ihre Entbehrlichkeit an jenem Abend, an dem ein jeder einen Platz an einem warmen Ofen gefunden haben sollte. Ich streifte die Fausthandschuhe über, machte kehrt, und zog mit meinen Stiefeln Furchen durch den Schnee, um die Geldstücke aufzuspüren – vergeblich. Das Weihnachtsfest, auf das ich mich wochenlang gefreut hatte, schien unwiederbringlich verloren. Vater und Mutter würden heftig mit mir schelten, weil ich wieder einmal in Tagträumereien versunken war. Vielleicht bekäme ich keine Geschenke, obwohl ich mir das ganze Jahr hindurch nichts Nennenswertes hatte zuschulden kommen lassen. Ich wünschte mich in den Laden zurück, zu Herrn Solms Tochter, die gewiss unter einem strahlenden Tannenbaum saß und wunderschöne Geschenke auspackte. Aus der Ferne leuchteten die Fenster der Strohdachkate von Bauer Lehnhardt, unserem Nachbarn, zu mir herüber, und mir liefen Tränen über die Wangen – vor Scham über meinen Leichtsinn und weil ich an „das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen“ denken musste, dass in der eisigen Kälte nur Pantoffeln an den nackten Füßen trug und jämmerlich erfroren war, als sich aus dem Dämmergrau des Schneetreibens eine hoch gewachsene, schlanke Frauengestalt löste. Sie stand neben einem Schlitten, auf dem eng aneinander geschmiegt vier Kinder saßen; einen kleinen, höchstens dreijährigen Buben hielt sie fest an sich gepresst auf dem Arm. Sie winkte mich herbei, und ich trat zögernd näher und blickte in das gütigste Gesicht, in das ich jemals hineingeschaut habe. Unter der Kapuze ihres ärmlichen Umhangs quollen silberhelle Locken hervor, die in die bleiche hohe Stirn fielen. Sie streckte ihre Hand aus, in deren Mulde drei Fünfmarkstücke lagen, und sagte: „Schau, Kleine, unser Weihnachtsgeschenk für dich.“ Ich war vor Ehrfurcht und Überraschung wie gelähmt und rührte nicht einen Finger. Die Fremde lächelte und ihre Lippen formten die Worte: „Ein frohes Weihnachtsfest für dich und deine Eltern. Geh nun heim.“ Vater stand vor der Haustür und nahm mir die Stofftasche ab. Ich hatte mich neben dem warmen Ofen verkrochen und wartete auf ein Donnerwetter, als ich Mutter verwundert sagen hörte: „Sieh an, wie preiswert Herr Solms seine Waren verkauft; der alte Christbaumständer war viel teurer.“ Sie hatte ihre Geldbörse ausgeleert, und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen: Auf dem Tisch lagen drei glänzende Silbermünzen. Kontakt Kirchliches Bürozeiten von Pfarrkoordinatorin Daniela Ortner (Tel: 0676-87307860) pfarre.amlach@dibk.at Dienstag von 17:00 bis 18:00 Uhr oder nach Vereinbarung – im Pfarrbüro (Gemeinde Amlach, 2. Stock.) Die Postadresse lautet: Pfarre Amlach, Lindenstraße 4, 9908 Amlach Neben dem Postkasten der Gemeinde befindet sich auch ein Postkasten der Pfarre Amlach. Siegmund Bichler Tel: 04852/63012 siegmund.bichler@dibk.at Sprechstunde: Jeden Mittwoch von 17:00 18:00 Uhr oder nach Vereinbarung, in der Hl. Familie (Andreas Hoferstraße 42, 9900 Lienz)

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3