GZ_Assling_2021_12

Seite 18 12/2021 „e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit Interreg-Projekt „PuKuVi - Pustertaler Kulturarten Vielfalt“ Die Initiativgruppe des grenzüberschreitenden Interreg Dolo- miti-Live Projektes Pu stertaler Ku lturarten Vi elfalt (PuKuVi, ITAT4143), das von der Gemeinde Assling geleitet wird, und an dem die Eurac Bozen sowie die Universität für Bodenkultur Wien mitwirken, hat im Herbst mehrere Veranstaltungen orga- nisiert und durchgeführt. Saatgutfest Beim PuKuVi Saatgutfest und Netzwerktreffen von Saatguter- halterInnen bei der Messe „BioLife 2021“ im Oktober in Bozen waren die Artenvielfaltshöfe aus dem Südtiroler Puster- tal, der Sortengarten Südtirol, Rete Semi Rurali und viele andere Aussteller der Einladung gefolgt. Auf den Tischen ihrer Stände waren neben bekannten Kulturpflanzen und deren Sorten auch viele ungewöhnliche, für die BesucherInnen unbekannte Raritäten zu bewundern. Auch das Osttiroler Pustertal war mit einem Messestand vertreten. Es wurde aus- führlich über das „Ruibenkraut“, den Mohn im „Blattlstock“, die noch milchreifen in der Hülse gekochten „Pustertoler Schollepoan“ und das traditionelle „Pustertoler Breatl“, das mit Brotklee zubereitet wird, diskutiert. Aufbau von Humus mit Pflanzenkohle Mitte November trafen sich Mitwirkende des Osttiroler PuKu- Vi-Saatgut-Netzwerkes zu einem besonderen Workshop. Ziel des Treffens war die Herstellung von Pflanzenkohle (Nicht zu verwechseln mit Asche!). Das Einbringen von Pflanzenkohle in unsere Garten- und Ackerböden hilft, Humus („Terra Preta“ = Schwarzerde) aufzubauen. Die für die Herstellung notwen- dige hohe Temperatur kann nur in einem Pyrolyseofen erzeugt werden, der von einem Pflanzenkohle-Experten aus dem Netz- werk bereitgestellt worden war (Danke!). Diskutiert und prak- tisch erprobt wurden die notwendige Holzqualität, die Tempe- raturführung, das korrekte Ablöschen der Kohle, das Schicht- weise einbringen in den Kompost, das Vergären des Kompo- stes und weitere wichtige Arbeitsschritte. Schwarzerde macht unsere Böden fit für Herausforderungen, wie Starkniederschlag oder extreme Trockenheit. Pflanzen- kohle ist aber nicht das alleinige „Heilmittel“ für unsere Böden. Viele „kleine“ Maßnahmen, wie etwa organische Dün- gung, Mulchen oder Gründüngung, helfen ebenfalls Humus aufzubauen. Bei diesem Treffen wurde auch Saatgut getauscht. Herzlichen Dank an die Asslinger ErhalterInnen, die ihre Saatgut-Ernte besonderer Sorten der Gartenbohne („Bisbolada“) und der Erbse („Belluneser“) weitergegeben haben und somit die Erhaltung dieser Sorten unterstützen! Saatgutrecht Ende November wurde zu einer im Rahmen von PuKuVi orga- nisierten öffentlichen Online Veranstaltung über die aktuelle rechtliche Situation bei lokalem Tausch und Verkauf von Saatgut eingeladen. Gefolgt waren der Einladung 60 Teilneh- merInnen, darunter Bäuerinnen und Bauern, Politikerinnen und Politiker, sowie Vertreterinnen und Vertreter von Behör- den aus Süd-, Nord- und Osttirol. Ob, auf welchen Wegen, und welche Art von Saatgut in Ver- kehr gebracht werden darf, unterliegt strengen gesetzlichen Bestimmungen. Saatgutrecht und Sortenschutz sind genauso zu beachten, wie etwa die neue EU-Verordnung für die Pflan- zengesundheit. Während es in Österreich erlaubt ist, kleinere Mengen von Saatgut in Verkehr zu bringen, ist dies in der Autonomen Provinz Bozen nicht erlaubt, auch nicht für Klein- mengen. Diese rechtlichen Einschränkungen bedrohen die Erhaltung und Weiterentwicklung unserer Kulturpflanzenviel- falt im Pustertal. Forderungen an die anwesenden PolitikerInnen waren, dass nicht nur weitere Verschärfungen von rechtlichen Rahmenbe- dingungen für Weitergabe, Tausch oder Verkauf von Saatgut lokaler Herkünfte verhindert werden müssen, sondern eher Erleichterungen überlegt werden, die dabei helfen die beste- henden und international vereinbarten Strategien zur Erhal- tung der Biodiversität noch besser umzusetzen. Das würde auch im Pustertal bei der Erhaltung der Kulturartenvielfalt und grenzüberschreitenden Weitergabe von Saatgut helfen. Gemeindeübergreifender Saatguttausch in Assling. Foto: C. Vogl Gemeindeübergreifender Erfahrungsaustausch zur Herstellung von Pflanzenkohle in Assling. Foto: C. Vogl

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