GZ_Thurn_2021_12

Seite 73 A LLGEMEIN Mit seinen Söhnen und Töchtern im Jahr 2016. V.l.: Wolfgang, Luise, Johann (+), Karlheinz, Hans, Elisabeth, Michael, Josef und Christian. Foto: Familie Kurzthaler 1957 begründete VS-Dir. Kurzthaler die Thurner Gemeindechronik und hin- terließ ihr tausende selbst entwickelte Fotos. Foto: 2008 Raimund Mußhauser tion des jungen Ehepaares. Bald stellte sich auch Kindersegen ein. 1954 erhielt Johann Kurzthaler die Schulleiterstelle in Thurn. Dort un- terrichtete er im alten Schulhaus am Dorfeingang alle acht Schulstufen in einem Klassenzimmer, die Lehrerwoh- nung war einen Stock höher. Die beengten Verhältnisse ließen Leh- rer wie Gemeinde über eine Erweite- rung der Räumlichkeiten nachdenken. 1956 beschloss der Gemeinderat den Bau eines neuen Schulgebäudes, das schon 1958 eingeweiht werden konnte. Die Familie war inzwischen auf sieben Mitglieder angewachsen und so bezog Hans mit Frau und Kindern nach vier Jahren auf engstem Raum die Lehrer- wohnung im neuen Schulgebäude. Die Familie wuchs um weitere drei Kinder. Heute trauern acht Kinder, 21 Enkel und 22 Urenkel um ihren Vater, Groß- vater und Urgroßvater. Mit dem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1983 wohnte das Ehepaar Kurzthaler im neu errich- teten Mehrfamilienhaus in Thurn. Für die Gemeinde war es ein Segen, dass der Lehrer im Dorf wohnte. So lernte er auch gleich die Sitten und Bräuche einer kleinen, auf rein land- wirtschaftlichen Erwerb ausgerichte- ten Gemeinde kennen. Hans Kurztha- ler bemühte sich stets um eine posi- tive Einstellung zur Schulpflicht und ermöglichte vielen Kindern eine bes- sere Schulbildung in Hauptschule und Gymnasium. Die meisten der heutigen Thurner „Studierten“, verstreut in ganz Österreich, verdanken ihre berufliche Laufbahn dem Weitblick des Verstor- benen. Unvergesslich für seine Schüler sind auch die von ihm organisierten Schi- kurse im Gutternig Angerle und Tamer- burger Anger. Nach dem Fußmarsch dorthin musste die Übungsstrecke erst „gebrettelt“ werden. Einen Lift gab es erst auf dem Schlossberg, die Karten konnte man sich nicht leisten. Neben seiner beruflichen Arbeit prägte er das Leben in der Gemeinde durch unermüdliche Aktivitäten in vielerlei Hinsicht. Er sparte auch nicht mit Kri- tik, wenn sie ihm notwendig erschien. Viel Leidenschaft und Engagement verwendete er für die Erstellung einer Dorfchronik. Sein Markenzeichen und Werkzeug war der Fotoapparat. Tau- sende Fotos entwickelte und vergrö- ßerte er selbst, hunderte Seiten hand- geschriebener Zettel, Dokumente, Auf- zeichnungen und Verträge übersetzte er in maschinengeschriebene Doku- mente, um sie für die Gemeinde ver- wertbar zu machen. Das Gemeinde- buch wäre in dieser Form und Vielfalt ohne ihn wohl nicht möglich gewesen. Er forschte auch zur Geschichte von Thurn und verfasste Artikel und Publi- kationen zu verschiedensten Themen in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern und machte seine Heimatgemeinde Thurn auch über Osttirols Grenzen hinaus bekannt. Bei Bürgermeister- konferenzen warb er für das Chronik- wesen, das er als Bezirksverantwortli- cher von 1973 bis 1991 aufbaute und leitete. 2009 wurde ihm für 55 Jahre Tätigkeit im Chronikwesen von LR in Dr. Beate Palfrader in Innsbruck die Gol- dene Ehrennadel des Tiroler Bildungs- forums verliehen. Neben seinen beruflichen und famili- ären Aufgaben verwendete er auch viel Zeit für die Leitung des Kirchenchores, für den Bau der Theaterbühne, die Gründung der Heimatbühne, für das Theaterspielen und Wirken als Spiel- leiter. Dafür erhielt er 1987 das Gol- dene Verdienstabzeichen des Landes- verbandes der Tiroler Volksbühnen. Auf seine Initiative hin wurde 1970 die Union Thurn gegründet, dessen Ehren- mitglied er war. Diesem Verein diente er viele Jahre als Fachwart und Schrift- führer. 1991 wurde er von der Sportu- nion Österreich mit dem Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet. Das Land Tirol würdigte den unermüdlichen Einsatz für die Gemeinde mit der Verdienstme- daille, die Gemeinde Thurn mit der Er- nennung zum Ehrenbürger 1991. OSR Hans Kurzthaler war es ver- gönnt, in den eigenen vier Wänden alt zu werden, liebevoll betreut von seiner Familie, in den letzten drei Jahren un- terstützt von Betreuerinnen. Mit dem Lied vom guten Kameraden, einem sehnlichen Wunsch des Ver- storbenen (er hatte im Krieg seinen besten Freund verloren) verabschie- dete sich am 11. September 2021 eine große Trauergemeinde von OSR Hans Kurzthaler. Vergelt´s Gott für Dein unermüdliches Wirken. Ruhe in Frieden! Raimund Mußhauser Marian Unterlercher

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