GZ_Thurn_2021_12

Seite 72 A LLGEMEIN In Erinnerung an unsere Verstorbenen Notburga Leiter hat am 1. November 1922 in Oberlienz als drittes von 11 Kindern des Znopp-Bauern das Licht der Welt erblickt. Sie verbrachte eine glückliche Kindheit inmitten der Groß- familie am gastfreundlichen Heimat- hof. Die Bauernstube war Versamm- lungsort für die Kinder der Familie und der Nachbarschaft. Es herrschte lautes Treiben und kreatives Chaos und über allem wachte die Mutter, de- ren Herzensgüte und Hilfsbereitschaft auch außerhalb der Familie viel Gutes bewirkte. Es verwundert nicht, dass in diesem familiären Umfeld der außeror- dentliche, ein Leben lang anhaltende Zusammenhalt innerhalb der Familie eine feste Wurzel hatte. Notburga besuchte in Oberlienz die Volksschule und anschließend die von den Dominikaner-Klosterschwestern geleitete einjährige Landwirtschafts- schule in Imst. Anschließend half sie über viele Jahre bei der Bewirtschaf- tung des elterlichen Hofes und erle- digte alle anfallenden Arbeiten in Haus und Hof, unterbrochen von einer drei- jährigen Tätigkeit als Köchin im Be- zirkskrankenhaus Lienz. Im Jahre 1960 ehelichte sie Hermann Leiter vom Kruschtn-Hof in Thurn. Die Errichtung eines Einfamilienhauses in der Zauche erforderte den vollen Ein- satz der Eheleute. Doch das Eheglück war von kurzer Dauer. 1968 erlag Her- mann einem Krebsleiden – ein grau- Notburga Leiter † 28.08.2021 samer Schicksalsschlag. Die Burge blieb, nunmehr alleinste- hend, in ihrem Haus in der Zauche. Sie wollte es so. Die Burge war eine starke Persönlich- keit, willens- und glaubensfest, aber auch kontaktfreudig und den Men- schen zugewandt, großzügig und nicht nachtragend. Über viele Jahre beher- bergte sie Urlaubsgäste, die ihre Gast- freundschaft zu schätzten wussten und immer wieder zur Erholung kamen. Daraus wurden Freundschaften. Die Burge war nicht allein. Wenn Hilfe nötig war, konnte sie auf die Unter- stützung durch ihre Geschwister und deren Familien zählen. Zu ihrer Nichte Maria, die ihr ebenfalls stets zur Seite stand, hatte sie von Anfang an ein be- sonders inniges Verhältnis. Mit 80 Jahren überstand die Burge eine lebensgefährliche Blutkrankheit, deren Ausheilung einen längeren Kli- nik-Aufenthalt in Innsbruck erforder- lich machte. Anschließend verbrachte sie einige Wochen zur Erholung und Pflege bei ihrer Schwester Hanni, ei- ner ausgebildeten Krankenschwester. Mit 90 Jahren zog sich die Burge durch einen Sturz vor ihrem Haus ei- nen Oberschenkelbruch zu, der ope- rativ behandelt wurde. Es folgten heftige, über Monate andauernde Schmerzen. Ihre Bewegungsfreiheit war derart stark eingeschränkt, sodass schließlich eine Rundum-Betreuung durch ausländische Pflegerinnen in Anspruch genommen werden musste. Unter kräftiger Mitwirkung der Burge verbesserte sich in der Folge ihr Ge- sundheitszustand, sodass der Sozial- sprengel Lienz-Thurn die Betreuung übernehmen konnte. Nachdem das gestellte Ansuchen genehmigt worden war, wurde die Burge mit 22. Oktober 2020 in das Pflegeheim Lienz aufgenommen. Trotz vorbildlicher Pflege verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand. Am 28. August 2021 ist sie zurückgekehrt zu ihrem Schöpfer, an den sie zeitlebens geglaubt und bei dem sie nun die end- gültige Heimat gefunden hat. Dr. Josef Znopp OSR Johann Kurzthaler † 06.09.2021 Der Ehrenbürger, langjährige Volks- schuldirektor von Thurn und ver- diente Pionier des Osttiroler Chro- nikwesens verstarb im 100. Lebens- jahr. Johann Kurzthaler wurde als Sohn des Flickschusters Johann Kurzthaler und der Hebamme Johanna, geb. Tegi- scher, am 29. Juli 1922 in St. Veit i.D. geboren. Die Volksschule besuchte er in St. Veit, doch bald reifte in ihm der Gedanke, Lehrer zu werden und so machte er die Aufnahmeprüfung für die Lehrerakademie in Innsbruck. 1941 erhielt er den Einberufungsbefehl zur Wehrmacht. Der Krieg führte ihn durch Norwegen, Russland, Ukraine und Ungarn nach Berlin, wo er im Mai 1945 in amerikanische Kriegsgefan- genschaft geriet. Nach vier Jahren Krieg und mehreren Monaten Kriegs- gefangenschaft hatte er das Glück, zwar abgemagert, aber gesund nach Hause zu kommen. Als Soldat auf der Zugfahrt in den Fronturlaub lernte er seine spätere Frau Maria Luise, geb. Benedum, ken- nen. Mit der standesamtlichen Trauung am 19. August 1946 in München und tags darauf mit der kirchlichen Hoch- zeit wurde der Bund fürs Leben ge- schlossen. Den Weg nach München, die Heimatstadt seiner Frau, legte er wie so viele Wege großteils zu Fuß zurück. Hans konnte seine abenteuerlichen Fahrten mit dem Fahrrad über Schot- terstraßen von St. Veit nach Innsbruck und über den Gerlos und den Glockner retour, vortrefflich schildern. Aber auch diese Zeit ging vorüber und er schloss die Ausbildung zum Volksschullehrer ab. Die erste Stelle als junger Lehrer trat er in Fendels im Oberinntal an, doch schon nach 14 Tagen wechselte er nach Langesthei im Patznauntal. Pett- neu am Arlberg war eine weitere Sta-

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