GZ_Kals_2021_12

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 79 64 Kalser Gemeindezeitung 65 beten. Der Brauch veränderte sich mit der Zeit und ist doch bis heute geblieben. Und so kennt bei uns jedes Kind das Sprüchlein “Vergelt’s Gott tausendmal für die armen Seelen”. Wenngleich der Ursprung derselbe ist, gibt es Unterschiede was die regionale Ausprägung des Brauches angeht. So verkleiden sich in anderen Orten die Kinder wie zu Fasching, sind maskiert in weißen Hemden oder verstellen ihre Stimmen, wenn sie an den Haustüren um Gaben bitten. Das Entgegennehmen von Gaben im Namen der “armen Seelen” ist allen Bräuchen gleich. Auch innerhalb von Kals hat sich das Schnappern in den letzten Jahrzehnten verändert. Paul Gratz kann sich noch erinnern, dass in seiner Kindheit in den 1940ger Jahren nur die Buben schnappern gehen durften. In den Häusern gab es nur Krapfen als Gabe, doch im Geschäft bekamen sie als Kinder auch mal einen Schilling - et- was ganz Besonderes zu dieser Zeit. Dass nur die Buben schnap- pern gehen durften, blieb bis ca. in die 1970ger Jahre bestehen. Erst ab dann sind die ersten Mädchen mit ihren Holzschnappern eigenständig losgezogen. Ein zeitgeschichtliches Filmdokument vom Schnappertag 1984 zeigt Kinder in Großdorf beim Schnappern. Dies ist zu finden unter https://www.mediathek.at/ unter dem Stichwort “Krapfenschnap- pern”. Hier erkennt jeder sicherlich das ein oder andere bekannte Gesicht. Das Schnappern ist insbesondere für die Kinder ein wundervoller Brauch. Indem wir die Tradition pflegen, bleibt uns dieser hoffent- lich noch lange erhalten. Deshalb wäre es schön, wenn sich der ein oder andere Hobbyschnitzer findet, der Holzschnapper anfertigt, denn im Handwerksladen wurde der letzte verkauft. Quellen https://www.uibk.ac.at/geschichte-ethnologie/medien/feste- und-braeuche/infoservice/krapfenschnappen.html https://www.mediathek.at/ “Brauchtum in den Alpen”, 1994, Herausgegeben von Gerlinde und Hans Haid „Vergelt‘s Gott ze Tausend für die armen Seelen...“ Gelebtes Brauchtum zu Allerheiligen/Allerseelen: Wie jedes Jahr an Allerheiligen war es auch dieses Jahr wieder so weit: die Schnapper wurden ausgepackt, die Rucksäcke geschul- tert und teils hörte man bis spät in die Abendstunden die Schnapper klappern. Das Krapfen- schnappern ist bei uns in Kals gelebtes Brauchtum und aus dem jährlichen Kalender nicht wegzudenken. Noch vor wenigen Jahrzehnten war das Krapfenschnappern in fast allen Ge- meinden Osttirols und Teilen des Südtiroler Pustertales beheimatet. Spä- testens seit 1945 hat sich der Brauch auf Teile der Region Lienz, St. Veit i. Def. und bei uns in Kals beschränkt. In Defereggen wird der Brauch „Grégeln“ genannt, in der Debant oder am Iselsberg nennt man sie Krapfenschnaggler. Doch wo hat dieser Brauch eigentlich seinen Ursprung? Laut religiöser Vorstellung dürfen die verstorbenen Seelen, die noch im Fe- gefeuer auf die Erlösung warten, an Allerseelen das Fegefeuer verlassen. Um den Verstorbenen im Fegefeuer Linderung zu schaffen, verteilten früher die Hinterbliebenen Gaben (z.B. Krapfen) stellvertretend an arme Menschen, die von Haus zu Haus zogen. Sie bekamen von den Hausleuten eine Spende in Form von Essen oder Geld mit der Verpflichtung für die Verstorbenen zu Bericht Bettina Metz Maya, Olivia, Selina und Emely Paul, Noah, Ennio und Matteo

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3