GZ_Kals_2021_12

Wirtschaft & Tourismus Fodn Nr. 79 38 Kalser Gemeindezeitung 39 Bergwelt Tirol - Miteinander Erleben Winterbesucherlenkung von Trendsportarten für unsere Umwelt In der Osttiroler Bergwelt können viele verschiedene Winter-Trendsport- arten, wie Skitouren, Schneeschuhwanderungen oder Eisklettern ausgeübt werden. Dabei ist die wichtigste Zutat für ein unvergessliches Wintererleb- nis aber nicht die Schneesituation, sondern eine intakte Natur. Diese erfährt durch unsere zunehmende Nutzung und Erschließung zuvor unberührter Gebiete jedoch immer mehr Beeinträchtigungen. So reagieren einige ge- schützte Wildtiere (Schneehuhn, Steinhuhn, Birkhuhn, Gams, Steinbock) als auch junge Bäume besonders empfindlich auf Störungen durch Naturnutzer, die ihren Erholungsbedürfnissen nachgehen. Die Flucht führt vor allem im Winter zu einem enormen Energieverbrauch. Dieser Energieverlust ist meist zu hoch, als dass er durch das knappe Nahrungsangebot wieder ausgegli- chen werden könnte. Eine Häufung solcher Stresssituationen kann daher für einige Tierarten im schlimmsten Falle den Tod bedeuten. Junge Bäume reagieren auf wiederholte Skikantenschäden mit verzögertem Wachstum oder sterben ab. Dadurch wird die nachhaltige Schutzwirkung von Objekt- schutzwäldern beeinträchtigt. Um ein konfliktfreies Miteinander von Bergsportlern und Natur zu ermög- lichen, können einheimische Interessensvertreter:innen aus Sport, Natur- schutz, Jagd und Forst gemeinsam mit der Landesforstdirektion im Rahmen von „Bergwelt Tirol - Miteinander erleben“ Winter-Wildruhe-Zonen festle- gen. Die Ausweisung der Schutzzonen in der Landschaft soll auf Lebens- räume besonders schützenswerter Tierarten und auf spezielle Rechte an- derer Naturnutzer aufmerksam machen. Dies ist vor allem hinsichtlich des ansteigenden (Winter-) Tourismus und der zunehmenden Attraktivität des Skitourensports von großer Bedeutung. Bericht Land Tirol, K. Eder In den Regionen Villgratental und Tauerntal – Gschlöss kam das landesweite Ski- und Snowboardtourenkonzept bereits zum Ein- satz. Im Herbst 2021 wurde die Nationalparkgemeinde Kals zur dritten Osttiroler Projektregion. Hierfür hielt Dr. Dieter Stöhr von der Abteilung Forstorganisation – Land Tirol mit Unterstützung des Nationalparks Hohe Tauern am 19. Oktober einen Workshop mit den Stakeholdern. Zu diesen gehören die Grundbesitzer, die Gemeinde Kals, die Agrargemeinschaften (Dorfertal, Kals, Lesach- alpe, Pahlberg, Peischlachalpe, Teischnitz, Tschadin-Pfohl und Unter-Tschadin-Berger-Ködnitzalpe), der Landesforstdienst, die Bezirksforstinspektion Lienz, der Jagdverein Kals sowie die Wald- aufseher und der Bezirksjägermeister. Ebenso miteingebunden wurden neben dem Tourismusverband und dem Alpenverein auch Bergführer, Bergrettung und das Lucknerhaus als beliebter Aus- gangspunkt für viele Skitouren. Bei diesem ersten Treffen konnten potenzielle Konfliktzonen unter Beachtung von Habitatmodellie- rungen, Wildtierfütterungs-Standorten und beliebten Skitouren- routen erörtert werden. Darauf basierend wurden wünschenswer- te Ruhezonen diskutiert und festgelegt. Die Schutzzonen werden jeweils für eines der vier Schutzgüter ausgewiesen: Objektschutz- wald, Rothirsch, Steinbock/ Gams, Birkhuhn/ Auerhuhn. Die er- arbeiteten Ruhezonen sowie naturverträglichere Skitourenrouten werden auch auf Tourenportalen veröffentlicht, damit Winter- sportler diese bereits bei der Tourenplanung wahrnehmen und beachten können. Als zielführende Maßnahmen vor Ort sind ne- ben Panoramatafeln an beliebten Skitouren-Ausgangspunkten (z. B. am Parkplatz Glocknerwinkel in Kals), auch informative Folder, Wegweiser, LVS-Checkpoints und eine Projektevaluierung geplant. Derzeit werden die 3D-Winterpanoramen für das Projektgebiet an- gefertigt und so zeitnah wie möglich für die bevorstehende Win- tersaison aufgestellt. Neben Informa- tionen zu den lokal ausgewiesenen Schutzzonen, konfliktarmen Skitou- ren und den Schutzgütern geben sie auch Auskunft über wesentliche Ver- haltensregeln zum Schutz von Wald und Wildtieren. Die ansprechenden Winterpanoramen stellen für alle na- turbegeisterten Besucher*innen ein wertvolles Informationsangebot dar. Bitte halten Sie sich als Naturnut- zer*in und Naturgenießer*in an die gemeinschaftlich erarbeiteten Ruhe- Zonen, die aus wildtierökologischen Gründen entstanden sind. Erlebnis- reiche und unvergessliche Naturmo- mente bedeuten schließlich auch Ver- antwortung und Respekt gegenüber der Natur und ihrer Bewohner. Vielen Dank für Ihre Rücksichtnahme! Webinfo: www.bergwelt-miteinander.at TVB Osttirol/W9 TVB Osttirol/W9

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