GZ_Kals_2021_12

Umwelt & Natur Fodn Nr. 79 28 Kalser Gemeindezeitung 29 verstehen war. Konkrete gesetzliche Auflagen für die Entsorgung von Hüttenabfällen im Gebirge, wie wir sie heute kennen, gibt es nämlich erst seit Anfang der 90er Jahre. Davor war es mancher- orts gang und gäbe, die nächstbesten Felsspalten oder selbstge- schaufelte Gruben als Deponie zu benutzen. Und so sah es auch unter dem auffälligen, von Brennnesseln überwachsenen Erdhü- gel am Hang unterhalb der Hüttenterrasse aus: Keine 20cm unter der Oberfläche erwartete uns eine nicht enden wollende Flut aus alten Blechdosen, Plastik und Glasflaschen, aber teilweise auch Sperrmüll wie alte Dachrinnen, Schornsteine, Ofenkacheln oder auch Bettgestelle. Kaum ein Hieb mit der Spitzhacke ohne lautes Knirschen oder Klirren und trotz weitestgehender Mülltrennung füllten sich die großen Müllsäcke in erstaunlichem Eiltempo. In Kombination mit nasskaltem Wetter und den Höhenmetern, die im Laufe so eines Tages zusammenkommen, merkte man an den Hüttenabenden deutlich, was man tagsüber geleistet hat. In der zweiten Wochenhälfte wurden die Teams getauscht und wir ver- brachten die restlichen Tage damit, in der Nähe von anderen Hütten nach ähnlichen Altablagerungen zu suchen und belieb- te Wanderwege der Region abzuwandern und dort den Müll zu beseitigen. Herrlich, so etwas als „Job“ bezeichnen zu können: So sehen meine gemütlichen Schlechtwetterwanderungen sonst auch immer aus, mal abgesehen vom Vertrag in der Tasche und dem Müllgreifer in der einen und dem Müllsack in der anderen Hand. Woche Nr. 2 spielte sich dann im Ötztal ab und begann spon- tan mit den eher gemütlichen Flurreinigungs-Wanderungen, mit denen die Woche davor aufgehört hatte. Durch die anhaltende Kaltfront ist unser ursprünglicher Plan ins gefrorene Wasser ge- fallen: Die Martin Busch Hütte (2501 m) und die Breslauer Hütte (2844 m) in Vent lagen beide noch unter einer Schneedecke. Ab Dienstag setzte sich dann endgültig wieder die Sonne durch und aperte uns den Weg zu unseren beiden Zielhütten frei. Der Job meiner Teamhälfte in den letzten Tagen der Aktion war es, unter- halb der Martin Busch Hütte die Überreste des Daches der alten Samoarhütte aufzuarbeiten. Eine Lawine hat den Vorgänger der heutigen Martin Busch Hütte (ehem. „neue Samoarhütte“) 1961 mitgerissen und Teile des Blechdaches lagen seitdem im Graben unterhalb der neuen Hütte. Mit Akkuflex und Buckelkraxe bewaff- net verarbeiteten wir in den nächsten – angenehm sonnigen bis regelrecht heißen – Tagen die Dachbleche in mehr oder weniger transportierbare Teile und schleppten sie nach oben zum Fahr- weg der Hütte. So kamen schnell mehr Höhenmeter zusammen als wahrscheinlich viele der oben vorbei Wandernden an dem Tag zurückgelegt hatten. Insgesamt beläuft sich das Sammelergebnis der Tirol-Aktion 2021 auf ca. 8100 Liter. Alles in allem ein Fazit, mit dem man zufrie- den sein kann; nicht bloß auf die Abfallmenge, sondern vor allem auch auf den Erfahrungsschatz bezogen, bei so etwas einmal mit- gemacht zu haben. Sollte also irgendjemand in nächster Zeit et- was Abwechslung im Leben suchen, kann ich derartige Aktionen nur empfehlen. Es gibt sicher viele vergleichbare Projekte dort draußen, in denen man Privatpersonen oder Organisationen für einige Zeit unter die Arme greifen kann und damit einen wichti- gen Beitrag für irgendetwas oder irgendjemanden leisten kann. Gleichzeitig sieht man dabei neue Gegenden, lernt neue Leute kennen, macht neue Erfahrungen, und noch vieles mehr. Irgend- etwas nimmt man immer mit, so viel ist sicher. Unser Wetter Das bisherige Jahr 2021 in Kals Die Niederschlagssummen 2021 und im Vergleich zu 1991 – 2020 Monatssummen Kumulativer Niederschlag ab Jahresbeginn Monat 2021 Mittel 1991-2020 Verhältnis 2021 : Mittel 2021 Mittel 1991-2020 Verhältnis 2021 : Mittel Differenz 2021 - Mittel Jänner 91,7 mm 39 mm 235,1 % 91,7 mm 39 mm 235,1 % 52,7 mm Februar 26,8 mm 28 mm 95,7 % 118,5 mm 69 mm 171,7 % 49,5 mm März 21,5 mm 43 mm 50,0 % 140,0 mm 110 mm 127,3 % 30,0 mm April 14,7 mm 42 mm 35,0 % 154,7 mm 152 mm 101,8 % 2,7 mm Mai 118,4 mm 74 mm 160,0 % 273,1 mm 226 mm 120,8 % 47,1 mm Juni 49,4 mm 110 mm 44,9 % 322,5 mm 336 mm 96,0 % -13,5 mm Juli 224,3 mm 124 mm 180,9 % 546,8 mm 460 mm 118,9 % 86,8 mm August 128,9 mm 129 mm 99,9 % 675,7 mm 589 mm 114,7 % 86,7 mm Sept. 44,6 mm 79 mm 56,5 % 720,3 mm 668 mm 107,8 % 52,3 mm Oktober 25,0 mm 82 mm 30,5 % 745,3 mm 750 mm 99,4 % -4,7 mm Nov. 86,5 mm 69 mm 125,4 % 831,8 mm 819 mm 101,6 % 12,8 mm Saisonale Betrachtung der Niederschläge in Kals Winter (Dezember 2020 – Februar 2021) Aktuelle Niederschlagssumme 365,5 mm Mittlere Summe (1991 – 2020) 118,0 mm Differenz der Wintersummen (2020/21 minus Mittel) 247,5 mm Winterniederschlag 2020/21 in % vom Mittel 309,7 % Der Winter 2020/21 erreichte eine Niederschlagssumme von 365,5 mm (= l/m²). Hauptverantwortlich dafür ist der überaus niederschlagsreiche Dezember 2020 Bericht Dr. Wolfgang Gattermayr Die klimatischen Verhältnisse in Kals am Großglockner anhand der Parameter Niederschlag und Lufttemperatur im Jahr 2021 ˆ

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3