GZ_Leisach_2021_12

9 plötzlichen Tod ihres Vaters läuten, und 13 Monate später raffte eine Krebserkrankung ihre Mutter schnell dahin. Die Todesnachricht aus der Grazer Klinik erreichte die Familie genau an dem Tag, als die beiden jüngsten Töchter ihre Firmung hatten. Das ganze Dorf trauerte mit den plötzlich Verwaisten mit und half ihnen über die erste schwere Zeit hin- weg. Dann wurde die Landwirtschaft verkauft und die älteren Geschwister mussten sich eine Anstellung suchen, während die jüng- sten von Verwandten aufgenommen wurden. Berta fand eine Stelle als Haushaltshilfe in Klagenfurt. Dort besserte sie ihre Kochkennt- nisse mit Hilfe einer Bekannten auf. Zwei von ihren Schwestern zogen nach Fürstenfeld- bruck in Bayern, wo ihre Arbeit im Haus und mit den Kindern sehr geschätzt wurde. Nach einigen Jahren zog auch Berta in dieselbe Stadt, und die drei Schwestern verbrachten ihre karg bemessene Freizeit zusammen, indem sie sangen und Kleidungsstücke als Mitbringsel für ihre Angehörigen in der Heimat nähten. Als die ältere Schwester nach ihrer Hochzeit nach Amerika zog und auch die zweite Schwester heiratete, nahm Berta die Stelle einer Köchin und Wirtschafterin in der Villa eines Konsuls in München an. Das war eine sehr herausfordernde, vielseitige Tätigkeit, aber Berta erfüllte sie zur vollen Zufriedenheit und blieb dort unter besten Arbeitsbedingun- gen bis zu ihrer Rente. Im Haus des Konsuls wurden zahlreiche hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft empfangen und bewirtet, und da musste umsichtig geplant und sehr gut zusammengearbeitet werden. Das fiel Berta nicht schwer, und mit einzelnen Mitarbeiterin- nen aus dieser Zeit ist sie bis heute in Kontakt. Ihre Urlaube verbrachte sie zumeist in ihrer Heimat in Oberdrauburg und bei ihren Ver- wandten in Amlach. Nach Möglichkeit half sie ihrer herzleidendenden Tante in Burgfrie- den, wo sie auch nach deren Tod noch eine willkommene Hilfe zum Putzen und Vorkochen war. Mit dem um 17 Jahre älteren Witwer Karl Mascher verstand sie sich sehr gut, und so heirateten die beiden im Jahr 1986. Berta arbeitete noch einige Jahre in München, und seit 1991 wohnt sie dauerhaft in Burgfrieden. In den gemeinsamen Jahren unternahmen die beiden zahlreiche interessante Reisen, wozu sie früher kaum Gelegenheit gehabt hatten. Berta war schon mehrfach in Amerika gewe- sen, um ihre Schwester zu besuchen und hatte gemeinsam mit ihr und ihrem Schwager die Westküste der USA mit einem Wohnmobil be- reist. Jetzt in der Pension wurde das Erkunden fremder Länder mit ihrem Mann zum gemein- samen Hobby. Die beiden reisten unter ande- rem nach Chile, zum Nordkap, nach Ägypten, nach Namibia und nach Brasilien. Jede Reise hinterließ bleibende Eindrücke, besonders auch die Reise nach Nepal, wo sie im SOS-Kinderdorf bei Katmandu das Patenkind von Karls Tochter Renate besuchen konnten. Im Jahr darauf flog Renate, die begeisterte und beliebte Englisch-Professorin, selbst nach Nepal, um ihr Patenkind persönlich kennen- zulernen. Unmittelbar vor dem Heimflug erlitt sie im Flughafen von Katmandu völlig uner- wartet einen tödlichen Herzinfarkt. Die Nach- richt vom Tod seiner lebensfrohen, geliebten Tochter traf Karl zutiefst und er erholte sich nur langsam von dem schweren Schock. Auch Berta litt mit ihm und erkrankte bald darauf selbst an Krebs, den sie mit Unter- stützung ihrer Schwestern und im Wissen, gebraucht zu werden, besiegte. Nach diesem schweren Jahr geriet das Leben wieder für einige Jahre in ruhigere Bahnen, bis bei Karl Probleme mit seiner Knieprothese auftraten, die eine Operation nötig machten. Dabei kamen Keime in die Wunde, worauf diese nicht verheilte und Karl gehunfähig wurde. Berta betreute ihn mit Hilfe des Sozial- sprengels liebevoll, so dass er seine letzte Lebenszeit in seiner gewohnten Umgebung verbringen konnte. Das Gefühl der Leere nach dem Tod des geliebten, vertrauten Partners überwindet Berta, indem sie die Kontakte zu ihren Verwandten und Bekannten nie abreißen lässt. Immer wieder lädt sie Gäste zum Essen ein, weil sie nach wie vor gern und gut kocht. Sie ist sehr froh, dass Karls Sohn Andreas und seine Tochter Jasmin im selben Haus wohnen, so dass sie sich nicht allein fühlen muss. Damit sie noch viele Jahre fit bleibt, betreibt sie ganz bewusst viel Bewegung in der fri- schen Luft. Sie geht lange Strecken zu Fuß und erledigt viele Besorgungen mit dem Bus. Die gute Nachbarschaft im hinteren Burg- frieden weiß sie sehr zu schätzen und sie nimmt auch gerne alle Möglichkeiten wahr, in Leisach gesellige Kontakte zu pflegen. Trotz oder vielleicht wegen aller schwierigen Zeiten, die sie durchlebt hat, strahlt sie eine Herzenswärme aus, die bewirkt, dass man sich in ihrer Nähe wohlfühlt. M. H.

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