GZ_Oberlienz_2021_12

34 Oberlienz erlesen Benefizveranstaltung zur Errichtung eines neuen Waisenhauses in Mombasa, Kenia, Afrika, initiiert durch Gottfried Stotter. „Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man anfängt ihn zu gehen.“ (Paulo Coelho) Über viele Jahre hinweg haben wir Gott- fried auf seinen Reisen durch Afrika, wenn auch nur vor dem geistigen Auge beglei- tet, nicht wissend, dass sich hinter seiner regen Reisetätigkeit ein besonderer Her- zenswunsch verbirgt – die Errichtung eines Waisenhauses in Mombasa. Die Not ist groß in den Vororten von Mombasa, der zweitgrößten Stadt von Kenia, wie auch in allen anderen Groß- städten Afrikas. Viele Kinder haben ihre Elternteile sehr früh an Krankheiten wie Malaria oder Aids verloren, da sie sich weder Medizin noch Operationen leisten konnten. 2005 wurde in Kenia der natio- nale Notstand ausgerufen - einige notdürf- tige Waisenhäuser wurden seitens der Regierung errichtet. So schildert Gottfried „die Armut, welche meine Elterngeneration noch kannte, ist in Mombasa noch immer da. Die Großeltern können die Enkelkinder nur mit dem Nötigsten wie Nahrung und Kleidung versorgen. Den Schulbesuch der Kinder können sie sich aber nicht leisten. Pensionen oder Arbeitslosengeld gibt es dort nicht. Wenn man Personen befragt, wie oft sie im Jahr Fleisch essen, erhält man vielfach die Auskunft: " Einmal gibt es ein Festessen und das ist zu Weihnachten. Ein Kind hat mich bei einem Essen gefragt - können Sie uns bitte heuer zu Weihnach- ten das Essen bezahlen? Und ich fragte, wie viel braucht ihr denn für ein gutes Es- sen? Die Antwort war gut vorbereitet - für unsere neunköpfige Familie bitte 3.000 Kenianische Schilling (das sind umgerech- net 24,- Euro). Und es hat mich nachhaltig berührt, als der Vater mir erklärte, dass dies das erste Essen seiner Familie in ei- nem Gasthaus war. Der älteste Sohn ist 24 Jahre alt.“ Erlebnisse und Bekanntschaften sind es, die Gottfried unermüdlich an der Realisie- rung seines Herzensprojektes vorantreiben. Am Samstag, den 6. November 2021 hat er daher zu einer Benefizveranstaltung in den Kultursaal Oberlienz geladen und ei- nen weiteren wichtigen Baustein seines Waisenhauses gelegt. Viele Menschen haben Gottfried auf sei- nem bisherigen Weg unterstützt und ge- holfen den Abend mitzugestalten. Robert Winkler, Regisseur und Kameramann, Sohn des kürzlich verstorbenen Charly Winkler aus Oberlienz, zeigte Ausschnitte der bildgewaltigen Landschaft Afrikas un- ter dem Titel „Afrika Impressionen“ und dem unermüdlichen Engagement der der- zeit besten Marathonläuferin der Welt, Nancy Kiprop. Auch sie unterhält ein Waisenhaus in Kenia und möchte noch mehr aus ihren Einnahmen von den Mara- thonläufen den Ärmsten der Armen geben. Im Anschluss dieses großartigen Films nahm uns Gottfried mit auf eine bildgestal- terische Reise durch „seine“ 12 Staaten Afrikas, welche er bislang bereist hat. Der aus Oberlienz stammende Fritz Bach- lechner (beim vlg. Schilitterer aufgewach- sen) unterstützte Gottfried bereits im Vor- feld mit vielen guten Ratschlägen. Fritz ist nun in Pension und wohnt in Lienz. Er ar- beitete 35 Jahre in Nairobi (Hauptstadt von Kenia) und gründete über die SOS- Kinderdorf Zentrale Innsbruck die SOS Schule in Nairobi. Dort wird die Ausbil- dung von Lehrberufen wie Tischler, KFZ Mechaniker, Elektriker, Spengler und Koch gelehrt u. praktiziert. Die Benefizveranstaltung wurde musika- lisch durch die Oberlienzer Musikgruppe „Blechviertler“ mit Johannes Erler, Matthias Erler, Martin Lumaßegger, Harald Schnee- berger, Simon Stotter und Markus Weger umrahmt. Bgm. Markus Stotter hob in sei- ner Rede vor allem das Sozialengagement von Gottfried für dieses wahrlich schwieri- ge Unterfangen hervor, betonte jedoch, dass Gottfried mit seinem Team schon viele Projekte in der Gemeinde als Chro- nist in den letzten 23 Jahren uneigennützig und zur Zufriedenheit der Bevölkerung durchführte und abschloss, wie auch sein letztes Projekt „Bankomatbargeldkasse für die älteren Personen der Gemeinde Ober- lienz“. Rund 9 ha Privatgrund stehen für die Er- richtung des Waisenhauses, welches 250 Kindern ein neues zu Hause bieten soll, zur Verfügung. Der Bauplatz ist direkt am Meer gelegen und bietet zudem Platz für eine primary school (Volksschule) und eine secondary school (Hauptschule). Auch sind Wohnungen für das Verwaltungsper- sonal und die Lehrkräfte eingeplant. Das Waisenhaus soll sich durch ein kleines Hotel (ausgelegt auf 60 Personen) zum Teil selbst erhalten. © Fotos Ernst Zeiner

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3