GZ_Tristach_2021_12

Dez. 2021 Nachrufe 31 das zusammen mit ihren Eltern treu immer wieder auf dem Biche- le-Hof Urlaub machte. Er verliebte sich und folgte ihr 1964 nach Köln, wo sie zwei Jahre später heirateten und weitere fünf Jahre später eine Tochter bekamen – mich. Beruflich verband er genüsslich seine Liebe zum Fleisch mit seiner Arbeit und hielt dem Familienbetrieb, in dem er als Metz- gergeselle arbeitete, über 40 Jahre die berufliche Treue. Besonders das gemeinsame Frühstück im Kreis der Besitzerfamilie und Kol- legen hatten es ihm so angetan, dass er in seiner letzten Woche einem Pfleger auf die Frage, was ihm am besten an seinem Metz- gerdasein gefallen habe, geantwortet hat: „Das Frühstück“ und damit erst Verblüffung und dann heiteres Lachen geerntet hat. Mein Vater war nicht nur beruflich ein sehr treuer Mensch. Er trat Ende der 70er Jahre der Soldaten-Kameradschaft und im November 1985 der Dorfgemeinschaft Tristach bei und blieb ein Kamerad bis zu seinem Tod. Über diese Mitgliedschaften, einem jahrzehntelangen Abonnement des Osttiroler Boten, häufige Besu- che und natürlich den Kontakt mit seinen Geschwistern blieb er mit seiner Heimat über die Jahrzehnte eng verbunden. In Köln fand er eine neue Leidenschaft und wurde ein viel geschätztes, aktives Karnevalsmitglied. Tagelang Geld sammeln konnte er genauso gut wie hinterher ausgelassen feiern. Seine Na- turverbundenheit lebte er in seinem Garten aus – mit seinem „grü- nen Daumen“ zog er Gemüse und Zierkürbisse, welche er gerne mit jeweilig eigener „Gravur“ an Freunde verschenkte. Außerdem liebte er Tiere und diese liebten ihn. So kam es durchaus nicht selten vor, dass er in seinem Garten eine Hand hochhielt und eine Meise darauf landete, um ein paar Körnchen daraus zu picken. Zum Schluss wollten seine Knochen nicht mehr so richtig, wie er sagte. Die letzten zwei Jahre wurden immer schwieriger für ihn. Was für ein Segen, dass Papa in seiner langjährigen Lebensgefähr- tin Therese eine solch zuverlässige und liebevoll aufopfernde Un- terstützung erfuhr. Nach einem Sturz musste er ins Krankenhaus, sein schwaches Herz kam schließlich nicht mehr mit der Belas- tung klar und blieb gnädiger Weise im Beisein einer christlichen Begleiterin und mir stehen. Papa / Hansl war ein lustiger, aber sonst genügsamer und bescheidener Mensch. Mit dem, was er hatte, war er stets zufrie- den und hat sich nie beschwert. Er wird allen, die ihn kennen und seine Art schätzen, sehr fehlen! Hansl kommt zurück in die Heimat - er wird am Tristacher Friedhof seine letzte Ruhe finden. Alois Oberzaucher wurde am 29. April 1939 in Klagenfurt geboren. Seine Kindheit verbrachte er, geprägt vom2. Weltkrieg, mit sei- nerMutter inTristach.Oft erzählte er davon, wieBomben imDorf fie- len und sie imBunker Schutz suchen mussten. Auch das Schicksal der Kosaken hat ihn sein Leben lang tief berührt. Die Not der Nach- kriegszeit hat ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er hatte eine innige Beziehung zu seinem Stiefvater, der al- lerdings nie mehr aus dem Krieg zurückkehrte. Als lediges Kind aufzuwachsen war schmerzhaft für ihn. Ihm fehlte nicht nur die Zuwendung seines Vaters; er erfuhr auch Diskriminierung von sei- nem Volksschullehrer. Lois war ein Einzelkind und sehnte sich immer nach Ge- schwistern. Seine große Freude war das Fußballspielen mit Freun- den – ein Hobby, das er später auch mit seinen eigenen Kindern teilte, die ihm seinen Wunsch Kinder im Haus zu haben, erfüllten. Nach der Schulpflicht absolvierte Lois eine Kaufmannslehre in Lienz. Anschließend an den Präsenzdienst suchte er Unabhän- gigkeit. Er arbeitete in München in einer Druckerei und war einige Wintersaisonen als Pistenwart in Nordtirol tätig, wo er sich selbst das Schifahren beibrachte. Bei einem Arbeitsaufenthalt in Köln faszinierten ihn die Reisebusse, die für ihn Freiheit symbolisierten; und so fasste er den Entschluss hauptberuflich Taxiunternehmer zu werden. Die Hochzeit mit seiner Frau Rosa wurde am 12. Februar 1972 gefeiert. Die Fürsorge seiner Frau gab ihm viel Kraft. Nichts hat er lieber gegessen als die von ihr zubereiteten Mahlzeiten. In den ersten sechzehn Jahren der Ehe wurden seine Kinder Peter, Marina, Anita, Monika und Helena geboren. Er war stolz auf seine fünf Kinder, mit denen er gerne wandern, schwimmen, Schi- und Bootfahren ging; auch an Ballspielen und Tischtennis fand er großen Gefallen. Es war ihm ein An- liegen, seine Kinder in ihrem Tun zu stärken und dass sie ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen ausrich- teten, ohne ständig zu versuchen, es anderen recht zu machen. Seine beruflichen Höhepunkte waren ausgedehnte Reisen mit seinem Audi 100. Später schlug sich der Stillstand beim vielen Warten auf Taxifahrten auf seine Gesundheit. Die Pensionierung im Alter von 60 Jahren war daher eine große Erleichterung. Die erste Zeit in seiner Rente genoss Lois in vollen Zügen. Er lebte seine Leidenschaft zu reisen zum reinen Vergnügen aus. Da- heim vertiefte er sich mit eindrucksvollen Bildbänden in die Geo- grafie. In den letzten Lebensjahren rückte der Stellenwert vom Rei- sen immer mehr in den Hintergrund. Am wohlsten fühlte er sich im Kreise seiner Familie. Seit seiner Diagnose Demenz und den umfassenden Be- gleiterscheinungen zeigte er nochmals wahre Größe: Er hat die Erkrankung tapfer getragen. Er war dankbar für jede Kleinigkeit, genügsam und friedvoll. Er nahm auf seine Weise teil am Leben bis zur letzten Sekunde, die er im innigen Beisein von seiner Rosa zu Hause erleben durfte. Welche Gnade, dass wir würdevoll und wohlvorbereitet von ihm Abschied nehmen durften. Ruhe er in Frieden! Fam. Oberzaucher/Lercher Alois Oberzaucher, † 25.11.2021

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