GZ_Tristach_2021_12

30 Nachrufe Dez. 2021 Mein Papa, von allen Geschwistern liebevoll Hansl genannt, kam am 22. Juli 1944 fast gleichzeitig mit seinem Zwillingsbru- der Lenz zur Welt. Er war der Jüngste von zehn Kindern auf dem Bichele-Hof und es wurde gesagt, dass er und sein Zwilling nur Unsinn im Kopf hatten, ihren Vater, den zeitweiligen Bürgermeister von Tristach, immer mal wieder in Verlegenheit brachten und vor allem die älteste Schwester Nannele, die die schwierige Aufgabe hatte, die Buben zu bändigen, ordentlich auf Trab hielten. Er ging seinen schulischen Weg, wobei ihm das Sportliche besonders leicht fiel. Wie (in mei- ner Vorstellung) jeder „richtige“ Osttiroler ging er sehr gerne in den wunderbaren Bergen rund um den Lienzer Talboden wandern und machte sich in seiner Jugend bei Rodelmeisterschaften einen Namen. Er absolvierte eine Metzgerlehre und seinen Wehrdienst. Zwi- schenzeitlich lernte er ein hübsches Mädchen aus Köln kennen, Johann (Hansl) Zoier, vlg. Bichele, † 16.11.2021 von seiner Tochter Sandra Zoier Cäcilia wurde am 07. Juni 1940 als erstes von sieben Kin- dern beim Linderhof in der Seebachstraße geboren. Sie erlebte als Kleinkind den Krieg und als Schulkind auch die schwierige Nachkriegszeit mit der englischen Besatzung und dem Kosakendrama an der Drau mit. Aus dieser Zeit hat sie immer wieder erzählt. Die acht Jahre Volksschule besuchte sie gerne. Sie war eine gute und fleißige Schülerin. Wie in dieser Zeit für Bauernkinder üblich, war sie im Herbst und im Frühjahr für die Mitarbeit am Hof befreit. Nachdem sie das älteste Kind am Hof war, wurde sie schon sehr früh für die Arbeit in Küche und Stube und auch am Feld eingeteilt. So musste sie als Kind Jause vom Linderhof durch den dunklen Wald hinauf auf die Tristacher Almen tragen. Eine wichtige Hilfe und gute Freundin war ihr dabei ihre ältere Cousine Nannele. Insbesondere war auch sie mit der Beaufsichtigung ihrer jüngeren Geschwister und ihrer bettlägrigen Großmutter beauftragt. Nach ihrer achtjährigen Volkschulzeit in Tristach besuchte sie die Landwirtschaftliche Lehranstalt Lienz und war während der Woche im Internat untergebracht. Sie konnte dort gute Kenntnis- se im Kochen und Backen erlangen. Ihr Umgang mit Nadel und Faden wurde in der Schule verfeinert, denn beim Linder in der Stube stand die mechanische Nähmaschine immer bereit. Cille hat schon als Jugendliche auf dieser Nähmaschine alles für die ganze Familie am Linderhof genäht und geschneidert. Danach ging sie nach Innsbruck ins Marienheim arbeiten. An diese Zeit in Innsbruck dachte sie immer gerne zurück. Als junge Frau arbeitete sie auch bei der Familie Leitner Lederwaren in Lienz im Haushalt. In späteren Jahren war sie auch in der Volksschule Tristach und im Sozialsprengel tätig. Sie lernte ihren Gustl vom Lukasser (Nageler Ainet) kennen, der damals als Sägearbeiter in Lienz arbeitete. Gustl fuhr mit sei- nem Fahrrad oder seinem Moped immer wieder den weiten Weg von der Ainet zum Linderhof nach Tristach und schließlich wur- de beschlossen im damals nur dünn besiedelten Tristacher Gries (Neudorf) ein Eigenheim zu bauen. Das Haus in der Roseggerstra- ße wurde im Herbst 1966 fertig. Am 22. Oktober 1966 heiratete sie ihren Gustl in der Wallfahrtskirche in Obermauern. Gustl bekam Arbeit beim Österreichischen Post und Telegra- fenbauamt in Lienz und Cille konnte mit ihrem handwerklichen Geschick beim Hauseinrichten und im Garten ihre Leidenschaften ausleben. Ein großer und vielseitiger Gemüse- und Obstgarten war ihr sehr wichtig und für ihre vielen schönen Blumen imGarten und am Balkon war sie bekannt. 1968 wurde ihr erster Sohn Stefan geboren, 1969 folgte Sohn Michael und 1971 die erste Tochter Daniela. 1979 kam noch die zwei- te Tochter Magdalena zur Welt. Ihre Kinder hat sie mit Gustl immer lie- bevoll umsorgt und unterstützt. Mit ihrer geschickten Tätigkeit an der Nähmaschine und beim Stri- cken konnte sie die Kinder immer wieder modisch einkleiden. In den 70er Jahren wurde mit der Fremdenzimmervermietung in 4 Zimmern begonnen. So wurden in den Sommermonaten viele Gäste aus Wien und Deutschland zu Stammgästen und Freunden. Die Gäste liebten vor allem die familiäre Atmosphäre im Lukasser Haus und Cille konnte regelmäßig ihre Gäste bei Bergtouren und Ausflügen begleiten. Ihre Reiseleidenschaft konnte sie gemeinsam mit Gustl bei Besuchen von Gästen in Hamburg und Wien und dann später vor allem bei den Busfahrten von der Erwachsenen- schule ausleben. Cille war immer bereit anderen zu helfen und hat die Linder Oma im letzten Jahr in ihrem Eigenheim gepflegt. Eine gute Aus- bildung ihrer Kinder war ihr sehr wichtig und sie war sehr stolz auf sie. Ihre drei Schwiegerkinder Gertraud, Werner und Anna waren ihr sehr ans Herz gewachsen. Cille half ihren Kindern bei der Ver- sorgung der vier Enkelkinder Daniel, Leonie, Gabriel und Melina immer gerne. Für die Enkelkinder war sie immer eine tolle Oma die gerne besucht wurde. Auch bei der Pflege und Versorgung ihrer Schwester Agnes war sie für ihren Schwager Siegfried und ihren Neffen Thomas eine große Stütze. Ihr Glaube an Gott begleitete sie durch ihr gesamtes Leben. So übernahm sie gerne die Taufpatenschaft für ihre sechs Neffen und Nichten vomMietschnig in Stribach. Der sonntägliche Besuch des Gottesdienstes war ihr sehr wichtig und die daran anschließende Möglichkeit sich mit anderen Kirchgängern auszutauschen. Cille war überhaupt vielseitig interessiert, informierte sich in Zeitungen, im Fernsehen und bei Vorträgen. Sie hatte sehr moderne Ansich- ten und man konnte wunderbar mit ihr diskutieren. In den letzten Jahren erkrankte Cille langsam an Demenz und in den letzten Wochen verschlechterte sich Ihr Zustand. Sie wurde liebevoll von ihrem Mann Gustl und ihren Kindern mit Familien insbesondere ihrer Tochter Magdalena zuhause gepflegt und ist am 4. November 2021 friedlich im Kreise ihrer Familie eingeschlafen. Cäcilia Lukasser, geb. Linder, † 04.11.2021

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3