GZ_Sillian_2021_12

27 BLICK Ein Chronik Nicht nur Fuhrleute, Marktfahrer, Händler, Bauern usw. kehrten hier ein, sondern auch viel kirchliche und welt- liche Prominenz. Es waren aufregende Tage für „Gast- geb und Gesinde“, wenn „hohe Herrschaften“ auf der Durchreise in Sillian Station machten. Sogar Josef II., der Sohn Maria Theresias, soll mit seinem Gefolge am 6. März 1769 anlässlich seiner ersten Reise nach Italien beim „Rieser“ genächtigt haben. Zwei Chrono- gramme im Gasthof „Post“ dokumentieren diesen sel- tenen Besuch. Reiseschriftsteller schwärmten vom Postgasthaus in Sillian. So schreibt Beda Weber in „Das Land Tirol“ - Ein Handbuch für Reisende: [….] „unter den 8 Wirts- häusern in Sillian verdienen die Post und der Neuwirth besonderen Zuspruch“. Dr. Heinrich Noe bezeichnet das „Postgasthaus“ und den „Adler“ als vortreffliche Gaststätten. „Dort regiert noch alttirolerische Bie- derkeit“. (Sillianbuch, S. 466) In den „touristischen Blättern“ bezeichnet der Wiener Josef Rabl Sillian als vergnüglichen Ort mit „nahrhaften Gasthäusern“. (Sillianbuch, S. 470) Ein besonderes Fest gab es im Gasthof Post am 16. Jänner 1927. Anlass war die feierliche Eröffnung des Oberpustertaler Elektrizitätswerks am Villgraterbach. „In Sillian wirds hell“, freute sich die ganze Gemeinde. Der Obmann des Bau – Konsortiums, Herr Germano Zeni, lud die Festgäste in den Gasthof Post ein. Die Fei- er endete mit dem „Lichtkränzchen“ am Abend. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war der „Gast- hof Rieser“ k.k. Poststation, daher Gasthaus bzw. Hotel Post. Häufig tauchte auch der Name „Goldener Huf“ auf, er weist auf die Funktion des Gasthofs als Halte- stelle des „Postkutschenbetriebes“ hin. Durch seine Größe und das gemütliche Ambiente bot das Hotel Post auch in neuerer Zeit für weltliche und kirchliche Veranstaltungen wie Hochzeitsfeiern, Bälle, Konferenzen, Primizfeiern usw. den geeigneten Rah- men. Der „Rieser“ galt als ein wichtiger Arbeitgeber für Sil- lian. Nicht nur im Gastbetrieb fanden viele Leute einen Arbeitsplatz, sondern auch in der Landwirtschaft, z.B. als Fütterer, Rossknechte usw., im Sägewerk, bzw. Holzhandel und an der straßenseitig gelegenen Tank- stelle. Eine ehemalige Kellnerin im Gasthof Post erinnerte sich: „Wenn prominenter Besuch oder Gerichtstage angesagt waren, mussten wir frühmorgens die Kachel- öfen heizen, in der Gaststube den Boden putzen, Tische und Stühle zurechtrücken, Geschirr, Besteck und Wein- gläser auf Hochglanz bringen, Tischdecken und Kerzen auf den Tischen platzieren, es galt nämlich die Devise Chronogramm: Besuch Kaiser Josef II. aus: Brixener Chronik vom 05. 07. 1900 Gasthaus Rieser „Goldener Huf“- 1923 1927 Einladung zum Lichtkränzchen

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