GZ_Sillian_2021_12

BLICK Ein 24 Chronik Zur feierlichen Eröffnung des neuen We- ges am 1. Oktober kamen zahlreiche pro- minente Wegbegleiter Gollers aus Politik und Gesellschaft. Die festliche Enthüllung der Tafel führte zu einem großen Treffen ehemaliger Wiener Stadtgrößen der Volks- partei. Der ÖVP-Bezirksparteiobmann Mag. Harald Himmer erinnerte an die lange Zeit Gollers als Landstraßer Gemeinderat und Landtagsabgeordneter sowie Wiener Stadtrat. Schließlich prägte er die Wiener Stadtpolitik als Klubobmann der ÖVP Ge- meindefraktion von 1983 bis 1990. Nach der feierlichen Segnung des Weges durch Pater Florian von der Pfarre St. Ro- chus folgte die Enthüllung der Tafel. Die Veranstaltung wurde mit klassischer Musik eines Bläsertrios umrahmt. Landtagspräsident Manfred Juraczka strich die beeindruckende Persönlichkeit Gollers hervor. Er rühmte dessen penibel vorbereitete Arbeit und dessen großartigen Humor. Dass Goller mit der höchst selte- nen Auszeichnung „Bürger der Stadt Wien“ geehrt wurde, zeige dessen Wertschätzung über Parteigrenzen hinaus. Um die Person Goller treffend zu beschrei- ben, benötigte der SPÖ Bezirksvorsteher vom 3. Bezirk, Erich Hohenberger, in sei- ner Festrede nur zwei Worte: „Ein Sir!“ Er habe die Benennung des Weges nach dem ÖVP-Politiker von Anfang an voll unter- stützt. Hohenberger outete sich als begei- sterter Osttirol-Urlauber und verpackte eine Menge Tourismuswerbung für unse- ren Bezirk in seine Ansprache. Auch die ehemalige Wiener Landtagspräsidentin Maria Hampel-Fuchs geriet bei ihren Er- zählungen über ihre häufigen Urlaube in Lienz ins Schwärmen. Die Osttiroler Herkunft Gollers bildete ebenso den Einstieg der Rede des einsti- gen Vizebürgermeisters Dr. Bernhard Görg. Bei seiner ersten Begegnung mit Goller sei ihm als erstes der Tiroler Dialekt aufgefal- len. Politiker mit diesem Dialekt hätten sich schon manchmal als kleine Schlitzohren erwiesen. Mit seinem Vorurteil wäre er bei Goller aber komplett falsch gelegen. Noch interessanter fand er den Kommentar sei- ner Frau zu Goller: „Für einen Wiener ÖVP Politiker ist der überraschend witzig.“ Und später war es Goller, der ihn 1992 als ers- ter warnte: „Pass auf diesen Häupl auf, der wird noch was.“ „Mit Goller zu arbeiten war ein Vergnügen, er war ein Freund und Weggefährte“, schloss Görg. Aus Salzburg war auch Gertrud Seethaler, die Schwester des Geehrten, mit Familie zur Eröffnungsfeier angereist. ImAnschluss an die Feierlichkeit besuchten sie gemein- sam die Grabstätte Günther Gollers am Wiener Zentralfriedhof, in der Krypta unter der Dr. Karl-Lueger-Gedächtniskirche. Günther Goller wurde 1928 in Sillian gebo- ren. Nach der Oberschule in Lienz und dem Paulinum in Schwaz studierte Goller Orien- talistik und Rechtswissenschaften in Wien. Nach sechs Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter im „Orientalischen Institut“ der Universität Wien wechselte Dr. Goller in die Politik, in die Wiener Landesparteileitung der ÖVP. Der Günther-Goller-Weg führt von der Barmherzigengasse, entlang des Aren- bergparks, zur Neulingstraße. Er ist zur einen Hälfte als Fußweg, zur anderen als Radweg konzipiert. Scherzhalber nannte der gebürtige Sillianer diese Strecke, die er regelmäßig von seiner Wohnung am Dannebergplatz immer den „Goller-Steig“, über den er jahrzehntelang von seiner Wohnung am Dannebergplatz zur Land- straßer Hauptstraße ging. Dr. Günther Goller war Mitglied des Tiroler- bundes und Ehrenobmann des Club Osttirol in Wien. Er war der Herausgeber des Südti- roler Heimatbuches. Am 20. Oktober verstarb George Jäger (95) in den USA, ein Freund Gollers aus seinen Jugendtagen in Sillian. „Schurli“, wie Geor- ge Jäger in Sillian gerufen wurde, schenk- te Günther Goller anlässlich eines Wien- Besuches drei Gemälde mit Sillian-Bezug. Die Bilder seines Vaters, des Künstlers Fritz Jägers, sind im Gemeindeamt in Sillian zu sehen. Im Frühjahr 2018 wurden der "Dorf- trompeter" sowie das "Mädchen in Tiroler Tracht" dem Schloss Bruck, dem Museum der Stadt Lienz in Osttirol geschenkt und sind seit 2019 als Leihgabe nun in Sillian. Auf Wunsch von Dr. Goller sollten diese Ge- mälde sowie ein drittes Werk, "Sillian, ein österreichisches Dorf", in das Erbe Ostti- rols, wo er geboren und aufgewachsen ist, aufgenommen werden. Text und Fotos: Peter Unterweger Ein Weg wurde nach dem Sillianer Günther Goller benannt Im 3. Wiener Gemeindebezirk gibt es jetzt einen Günther-Goller-Weg, zum Andenken an die Leistungen des gebürtigen Sillianers für die Stadt Wien. Dr. Goller, 2017 verstorben, war Gemeinderat, Stadtrat und Klubchef der ÖVP im Wiener Rathaus.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3