GZ_Sillian_2021_12

BLICK Ein 10 Aus der Gemeindestube Als der Regenbogen verblasste, kam ein Engel und trug mich mit sanftem Schwingen weit über die sieben Weltmeere. Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichts. Ich trat hinein. Unsere, von allen geschätzte Verwaltungs- bedienstete, Petra wurde am 9.11.1962 in Lienz geboren. Nachdem sie die Pflicht- schulen in der Heimat absolviert hatte, ging sie nach Innsbruck und besuchte dort die Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe um diese mit der Matura ab zu schließen. Rasch ist die Frage aufgetaucht, wohin sie ihr weiterer beruflicher Lebensweg führen sollte. Das war schnell beantwortet – wie- der zurück in die Heimat nach Sillian. Die Stellenausschreibung im Verwaltungsbe- reich der Marktgemeinde Sillian ließ sie hellhörig werden. Bürgermeister Gesser erkannte sehr schnell ihre hohe soziale Kompetenz, welche sie im Bürgerservice der Marktgemeinde Sillian einbrachte. Seit damals hat sie, bis zu ihrer plötzlichen Erkrankung im Mai 2021, mit nicht nen- nenswerten Tagen im Krankenstand und ohne längere Urlaube jahrein, jahraus ih- ren Dienst für die Gemeinschaft geleistet. Ihr Einfühlungsvermögen, ihre Liebe zu den Menschen und ihre unzähligen netten Gedanken, mit denen sie täglich allen Kol- legen und Bürgern eine Hilfe war, wurden von allen geschätzt und machten sie zu ei- ner wertvollen Stütze in unserer Gemeinde. Wohl fast jeder Sillianer könnte eine Ge- schichte über Petra erzählen, wo sie dem- jenigen, auch nach Dienstschluss oder auch am Wochenende, noch einen Dienst erwiesen hat. Ob es ein abgelaufener Pass war, der verlängert werden musste, ob es Müllsäcke waren, die vergessen wurden zu holen oder ob es der Bürgermeister war, der nach Dienstschluss noch eine Telefon- nummer brauchte, um etwas zu erledigen. Petra war immer mit all ihrer Energie und Leidenschaft für die Gemeinde, für die Kol- legen, und für uns alle hier in Sillian da. Es war für Petra nicht nur ihre Arbeit. Das Gemeindeamt war für sie ein zweites Zu- hause. Ganz besonders gerne hat sie auch immer Geschenke für die runden Geburts- tage überlegt. Nachgedacht und gefragt, was dem Jubilar, der Jubilarin besonders gefallen könnte und dann mit liebevollen Details und Kleinigkeiten so vorbereitet, dass jeder eine Freude hatte. In den letzten Jahren war sie zusätzlich für das Standesamt zuständig. Auch die- se Arbeit hat ihr große Freude gemacht: Nämlich für jedes Paar persönliche Worte zu finden und deren Trauung so vorzube- reiten, dass sie lange in Erinnerung bleibt. Genauso einzigartig war ihr Wirken beim Kameradschaftsbund. Im April 1989 wur- de sie Mitglied und gleich danach auch Schriftführerin. Ihre Sorgfalt, ihre ruhige, bescheidene Art, ihre Hilfsbereitschaft und ihre Freude am kameradschaftlichen Tun wurde auch dort schnell eine wichtige Stütze. Die Ehrungen und Auszeichnungen zeugen von dieser Wertschätzung. Bei den alljährlichen Messen am Heimkeh- rerkreuz konnten sich immer alle auf Petra verlassen. Sie schaute, dass Bänke vor Ort waren, ein Auto zur Verfügung stand und sie war wohl das Bindeglied zwischen Ver- ein und Gemeinde. Auch alle anderen Vereine lagen ihr am Herzen und so bot sie bei der ein oder anderen Gelegenheit ihre Hilfe und Unter- stützung an. Im Februar 2020 erhielt Petra deshalb auch die „Ehrennadel für ehren- amtliche Tätigkeiten“ des Landes Tirol. Ihre Familie war ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Schon vor vielen Jahren, als ihr Vater verstarb, sind alle näher zusam- mengerückt. Und als ihre Mama dann vor etwa einem Jahr erkrankt ist, wurde Petra wohl ihre wichtigste Stütze. Täglich hat sie nach ihr gesehen, ihr bei den Mühen des Alltags geholfen und sie auf allen Wegen begleitet. Wie es Petras Art war, hat sie unterstützt und Sorge getragen, wann immer sie konnte. Vor der Arbeit noch schauen, dass es der Mama gut geht, auf dem Weg die Post aufgeben und die Blumen beim Pavil- lon versorgen, beim Doktor vorbeischauen und dann am Abend noch länger im Amt bleiben, um alles Anfallende zu erledigen. Es war ihr wichtig, dass es den ihren und allen die sie liebte, gut geht und hat auch darauf geachtet, dass es so bleibt. Erst unmittelbar vor ihrer schweren Er- krankung, als in der Familie ein runder Geburtstag gefeiert wurde, alle in diesem Rahmen das letzte Mal zusammengeses- sen sind und gelacht haben, war sie es, die die Torte für die Feier gebracht hat. Damit hat sie wieder zeigen können, wie wichtig ihr jeder und jede Einzelne war. Vor 39 Jahren hat sie ihren Lois kennenge- lernt. Die Hochzeit wurde am 9. November 1990 gefeiert. Immer wieder, wenn sie mit Lois telefoniert hat, konnte man hören, wie wichtig und wertvoll sie füreinander waren. Sie haben sich unterstützt, ergänzt aber auch gegenseitig ihren Freiraum gegeben. Sie konnten sich sicher sein, dass wenn wer von ihnen am Abend nach der Arbeit heimgekommen ist, der Partner da war. Als es Petra dann heuer im Mai nicht so gut gegangen ist, hat wohl niemand mit diesem tragischen Verlauf gerechnet. Liebe Petra! Die Engel berührten dich mit ihren Flügeln. Du fühltest die Leichtigkeit und gingst mit ihnen. Und am Ende des Regenbogens - der genau in deiner Sterbestunde für dich über Sillian stand - sehen wir uns alle wieder. Ruhe in Gottes ewigem Frieden. In Gedenken an Petra Mitteregger Trauerrede von Bgm. Hermann Mitteregger

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