GZ_Virgen_2021_11

Virger Zeitung Dorfleben – Menschen 55 Ein Klassenzimmer in der „alten“ Volksschule (1954 – 1978/79), heute das Ver- einshaus. Aufnahme im September 1979. rigoros bestraft. Da musste so man- cher Hosenboden „herheben“, und auch die Zöpfe der Mädchen eigne- ten sich gut zum „Zotteln“. In der Schule waren grobe Beschimpfun- gen und körperliche Züchtigungen gang und gäbe. Da konnte froh sein, wer nur „Ecke stehen“ musste. Fürs Schwätzen gab es eins mit dem „Potz‘nstecken“ oder dem Lineal auf die Finger. Alten Leuten klingt noch das „Hände auf die Bank“ in den Ohren! Auf Holz- scheitern knien, Ohrfeigen, „Kopf- nussen“, Ziehen an Ohren und Haaren – all das und noch mehr waren durchaus gängige und auch von den meisten Eltern tolerierte Strafen. Trotzdem hatten manche Kinder anderes im Kopf als Aufpassen und Lernen. Unter den Buben mussten die letzten Heldentaten ausgetauscht werden, z. B. wie weit der Pfropfen beim „Schelitta- schöiß‘n“ weggeflogen ist. Zwi- schen den älteren Mädchen und Buben gingen unter der Bank flei- ßig „Brieflan“ hin und her, ihr Inhalt blieb aber bis heute ein Ge- heimnis. Das Schuhwerk war zu dieser Zeit ein eigenes Kapitel, da wurde ge- flickt und zusammengehängt, was das Zeug hielt. In der Regel hatte jedes Kind nur ein Paar Schuhe, also musste damit schonend und sparsam umgegangen werden. Die Kinder gingen barfuß, solange es die Witterung einigermaßen er- laubte, oft bis Allerheiligen. Beim Hüten im Herbst gab es eine ganz bestimmte Methode, um die Füße warm zu bekommen: Man wartete, bis eine Kuh hinten etwas fallen ließ – und dann schnell hineinge- stiegen in den warmen Dung! Not macht eben erfinderisch! Erzählt haben: Winkler Miedl, Jaggler Nanne, Dorfer Hanne, Moser Flora, Stoaner Wåschtl, Stocker Hubert, Eder Håns und Blaser Virgil. Die „ganz alte“ Volksschule war von 1817 bis 1954 im heutigen Gemeindehaus untergebracht. Rechts neben dem Eingang befand sich das Depot der Feuerwehr. Aufnahme imWinter 1953/54.

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