GZ_Assling_2021_10

Seite 23 10/2021 „Schokolade macht eben süchtig.“ So rechtfertigen wir gerne unseren Schokoladenkonsum. Und tatsächlich scheint an die- ser Aussage etwas dran zu sein. Kaum ein anderes Lebens- mittel begeistert so wie Schokolade, wenn da nicht so viel Zucker enthalten wäre. Ihr Konsum aktiviert gleich mehrere Zentren im Gehirn und wirkt dadurch auch psychoaktiv. Es liegt vor allem an der Rohsubstanz, der Kakaobohne. Diese enthält mehrere Wirkstoffe, die u.a. den Stoffwechsel der Botenstoffe Serotonin und Dopamin beeinflussen. Beide sind wesentlich für unser Wohlbefinden zuständig. Der Kakao – eine der am besten erforschten Heilpflanzen Die medizinische Forschung beschäftigte sich in den letzten Jahren intensiv mit der Kakaobohne, so dass sie zu den bestun- tersuchten Heilpflanzen zählt. Südamerikanischen Kulturen wie den Maya waren die Heilwirkungen der Kakaobohne schon über mindestens 4000 Jahre lang bekannt. 2018 fand ein Forscherteam Kakaoreste in einer 5500 Jahre alten Siedlung im Hochland von Ecuador. Die Kakaobohne war vielen süd- amerikanischen Kulturen heilig und sollte eine Verbindung zwischen dem Göttlichen in den Menschen und der Natur wie- der herstellen. Sagen berichten, dass der Kakao die Welt ver- söhnen könne, wenn sich die Menschheit zu weit von der Natur entferne. Demnach käme uns der Kakao wie gerufen, denn unser Lebensstil hat sich weit von den natürlichen Kreis- läufen entfernt. Und auch Versöhnung hätte die sich in Kon- flikten spaltende Menschheit bitter nötig. Muskelkraft und Leistungsfähigkeit: In einer 2016 veröf- fentlichen Studie zeigten sich die kräftigenden Effekte von schwarzer Schokolade bei älteren Menschen. Auch bei Sport- lerinnen und Sportlern zeigten sich leistungssteigernde Effekte nach der Einnahme von dunkler Schokolade oder anderen Kakaoprodukten. Dieser Effekt ist dem gesteigerten Stickstoff- monoxid geschuldet, das z.B. der tibetischen Bevölkerung das Leben in großer Höhe erleichtert. Auch die antioxidativen Eigenschaften von Kakao steigern die körperliche Leistungs- fähigkeit. Die verbesserte Insulinempfindlichkeit unserer Zel- len fördert ebenfalls Muskelaufbau und Muskelleistung. Positive Wirkungen auf das zentrale Ner- vensystem: Über die Sauerstoffaufnahme der Gehirnzellen und die gesteigerte Durch- blutung des Gehirns wird die Konzentra- tion und die Denklei- stung verbessert. Man wird auch stressresistenter durch den hohen Magnesiumgehalt und ebenfalls die verbesserte Versor- gung der Gehirnzellen mit Gluko- se. Herz- Kreislaufsystem: Sehr gut untersucht sind die positiven Wir- kungen von Kakao auf unser Herzkreislaufsystem. Der Blut- spiegel des guten HDL - Choleste- rin wird gesteigert, die Elastizität der Gefäßwände verbessert, Blutdruck und Blutgerinnung positiv beeinflusst. Die appetithemmend e Wirkung von Kakao kann beim Abnehmen helfen. Geruch und Geschmack fördern die Produktion des appetithemmenden Hormons Ghrelin . Auch das Risiko, an Diabetes Typ II zu erkranken, wird gesenkt. Starke Immunabwehr: Der Stoff Theobromin aus dem Kakao stimuliert unsere Abwehrzellen, während seine Gerb- stoffe und Flavonoide antiviral wirken. Eine japanische Studie zeigt eine positive Wirkung bei Grippe. Die nützlichen Darm- bakterien, unser Mikrobiom profitiert vom regelmäßigen Kakaotrinken. Gerade die Darmflora leidet unter unserem modernen Lebensstil. Stress, einseitige Ernährung, Umwelt- gifte und auch Medikamente machen einer normalen Darmflo- ra zu schaffen, was sich auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirkt. Durch die vielen antioxidativen Stof- fe stärkt der Kakao auch unser körpereigenes Entgiftungssy- stem. Psychoaktive Wirkungen der Kakaobohne – eine chemi- sche Liebesgeschichte: Kakao verfügt über eine Reihe psychoaktiver Substanzen, die unsere Stimmung positiv beein- flussen können. Dazu gehören u.a. Beta-Phenylethylamin, Theobromin, Koffein, Theophyllin, Flavonoide, Tryptophan, Fettsäuren und ätherische Öle. Der ganze Cocktail an psycho- aktiven Substanzen beeinflusst unseren Gehirnstoffwechsel positiv. Sie heben unsere Stimmung, ja es können sogar rauschhafte Glückszustände ausgelöst werden. Bisherigen Studien zufolge wirken diese Stoffe auch bei depressiver Verstimmung. Ent- scheidend hierfür ist das Vorkommen von Beta-Phenylethyla- min (PEA), die sgn. „Liebesdroge“. Der Körper bildet diesen Stoff auch selbst. Er ist an verschiedenen rauschhaften Zustän- den beteiligt, nicht nur bei Verliebten, sondern auch beim sogenannten Runner´s High (Läuferhoch, ein Glücksgefühl im Ausdauersport) oder speziellen Meditationen. Ein anderer „Wohlfühlstoff“, das Anandamid reguliert nicht nur die Tätig- keit unseres Immunsystems, die Schmerzwahrnehmung und Schokolade: Lebensmittel oder Droge? Die Seite für die Gesundheit mit Doktor Adelbert Bachlechner Fortsetzung: nächste Seite

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