GZ_Obertilliach_2019_11

Rund ums Dorf Seite 42 November 2019 Neues vom Chronistenteam von Michael Annewanter Der Drusch (Dreschen) in Obertilliach Autor: Schneider Andreas, vlg. Leiter Ando ( vom „OB“ 1986) mit Genehmigung von Schneider Gerlinde Nach der Grummet- und Kornernte, begann daheim auf dem Stadel das Dreschen. Anfang des vorigen Jahrhunderts gab es in Tilliach noch wenige Dreschmaschinen. Es musste daher händisch gedroschen werden, imVolksmund hieß diese Tätigkeit „Ausarbeiten“. Es ging dies in folgender Weise vor sich: Zuerst wurden die trockenen Garben von den Schöbern und darauf jene von den Harpfen (im Volksmund „Köisn“) Fuhre für Fuhre nach Hause auf den Stadel geführt. Dort hatte nur eine bestimmte Anzahl von Garbenfuhren, je nach der Größe des Stadelplatzes. Es musste nebenbei auch Platz für den Dreschschragen sein. Die Garben wurden daher je nach Bedarf nach Hause gebracht. Der Dreschschragen bestand aus einem starken hölzernen Rahmen, der mit runden Holzstäben versehen war und auf vier tischhohen Holzbeinen stand. Er hatte die Größen von ca. 11/2 x 11/2 Metern. Auf diese Stäbe wurde dann jede Garbe mit den Ähren geschlagen, bis sämtliche Körner ausgefallen waren. Anschließend wurde bei Gerste und Hafer jede Garbe aufgebunden und auf einem kleinen Schragen mit einem eigens hierzu angefertigten messerartigen Holz („Stripfholz“) gestripft, bzw. ausgestrichen. Beim Roggen, wo die Halme alle fast gleich lang waren, wurde die Garbe in gebundenem Zustand beim Rand auf einem Stock mit einem eigens hierzu bestimmten Holzschlägel geschlagen. Im Volksmund hieß diese Tätigkeit „Pöngeln“. So wurde nun Garbenfuhre für Garbenfuhre bearbeitet, bis sämtliche Getreidearten, Roggen, Gerste, Hafer und ev. Weizen, ausgedroschen waren. Bei der ausgeschlagenen Gerste mussten die Körner, weil sie Gräten hatten, eigens entgrätet werden. Dies geschah dann mit dem Dreschflegel, indem die Körner auf dem Holzboden ausgebreitet und mit dem Flegel so lange bearbeitet (geschlagen) wurden, bis sämtliche Gräten entfernt waren. Das beim Ausschlagen der Garben abgefallene und sonst lose herumliegende Stroh wurde ebenfalls mit dem Dreschflegel gedroschen, um ja alle Getreidekörner zu gewinnen. Auf diesen Umstand wurde seinerzeit viel Wert gelegt, denn das geerntete Getreide galt als Geschenk des Himmels. Das Dreschen mit dem Flegel musste auch gekonnt sein. Bei mehreren Personen, was ja die Regel war, gleichgültig ob Männer oder Frauen, musste schön gleichmäßig im Takt geschlagen werden. Wie viele Personen sich daran beteiligten, war gleichgültig. Nach dem Dreschen mit dem Flegel wurde das Stroh mit einer Gabel oder Rechen entfernt und das zurückgebliebene Getreide mit dem Sieb („Reiter“) Dreschmaschine Foto: Michael Annewanter Getreide-Windmühle, tillgarisch: O-Winde Foto: Michael Annewanter Gebet bei der Betgarbe Dank an „oben“ bei der letzten Garbe Foto: Fam. Klammer-Maurer, Leiten 6

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