GZ_Obertilliach_2021_07

Rund ums Dorf Seite 30 Juli 2021 Neues vom Chronistenteam von Michael Annewanter Ich zitiere wiederum einen Ausschnitt von Lothar Petra, Wien, 1926 aus „Die südlichen und westlichen Talgefilde der Lienzer Dolomiten (Unholden-Gruppe): Im Frühling: März: Die um diese Zeit meist noch tief unter der hart gefrorenen Schneedecke (sog.“Harst“, auf dem man zur frühen Morgenzeit sogar mit Pferden fahren kann) lie - genden zum Anbau bestimmten Grundstücke werden mit Erde bestreut, eine Arbeit, die man in den tiefer gele - genen Tälern nicht kennt. Mist auf die Felder ziehen, oft zur Nachtzeit auf dem „Harst“. Für das kommende Jahr das Brennholz aufarbeiten. Bei sehr günstigen Wegver - hältnissen auch „Museln“ führen. Zäunen. April: Felder herrichten zum Pflügen (Erde und Dünger führen). Ackergeräte vorbereiten. Ackern. Schafe und Ziegen werden ins Freie getrieben. Sprüche: „Was die Gans um Gori (Gregor 12. März) bekommt soviel be - kommt das Schaf um Jörgi (Georg, 24. April) und das Rind am Ganntag (22. Mai). Von Mitte April bis Jörgi (24. April) ist das beste Bauen (Pflügen). Bis zum 1. Mai sind die Fel - der neu. Mai: Fertig bauen, räumen, Mist eggen, Zäunen. Jauche führen. Lein säen. Kartoffel setzen. Bohnen beharken. Reißtaxen machen. Das übrig gebliebene Saatgut mah - len. Blissen und Bohnenstrohleck mahlen. Im Sommer: Juni: Pflanzen setzen. Erdäpfel und Pflanzen häufeln. Jäten (Frauen und Mädchen). Hausreinigung. Leinwand bleichen. Die Männer gehen in den Wald. Das Vieh kommt auf die Weide. Juli: Beginn der Heumahd (nach Ulrich, 4 Juli) und Ende der Heumahd (um Jakobi 25. Juli). Beginn der Bergmahd. August: Bergmahd (fast den ganzen Monat). Beginn der Getreideernte (Winterroggen und Gerste). Flachsziehen. Grummet machen. Bäuerliche Arbeitseinteilung in früherer Zeit für ein ganzes Jahr Im Herbst: September: Getreideernte. Grummet mähen. Anbau des Winterroggens. Heimführen der in Schober gestell - ten und in Harpfen gelegten getrocknete Garben. Kar - toffel graben. Viehabtrieb und Hüten auf den Feldern. Oktober: Die letzten Feldfrüchte (Bohnen) nach Hause liefern. Dreschen. Kraut einschneiden. Schafe und Ziegen werden auf die Felder getrieben; das Rindvieh und die Pferde bleiben in den Ställen. Brennholz zusammenbrin - gen. Oft schneit es schon zu. November: Bohnen dreschen. Getreide mahlen. Häcksel schneiden. Brecheln. Hecheln. Erde führen und düngen. Waldarbeiten (Holz führen). Im Winter: Dezember: Bergheu ziehen. Futter schneiden. Spinnen. Düngen. Brennholz und „Museln“ führen. Jänner: Wie im Dezember. Februar : Futter schneiden. Spinnen. Haus- und Ackerge - räte ausbessern. Brennholz aufarbeiten. „Museln“ füh - ren. Im Jänner und Februar oft großer Schneefall (2-3 m). „Der Schnee ist für die Holzarbeit so notwendig, wie dem Ägypter das Überschwellen seines Stromes“ steht in ei - nem bekannten Werke von Prof. Dr. Friedrich Umlauft. „Er gleicht nämlich die Unebenheiten der Hänge aus und lässt den Schlitten zu, das bequemste aller Beförde - rungsmittel. Nichts fürchtet der Bergbewohner so sehr als einen schneelosen Winter; in solchen kann nicht der dritte Teil der gewöhnlichen Holzmenge herabgebracht werden“. Quelle: Ausschnitt aus Lothar Petra, Wien, 1926

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