GZ_Obertilliach_2020_11

Rund ums Dorf Seite 35 November 2020 Neues vom Chronistenteam von Michael Annewanter Ich zitiere von Lothar Petera, Wien, 1926 aus „Die süd - lichen und westlichen Talgefilde der Lienzer Dolomiten (Unholden-Gruppe) In früheren Jahren war die wichtigste Erwerbsquelle der Holzverkauf an die italienischen Nachbarn. Man schaffte die Musel hinüber ins Stromgebiet des Piave – während dem Lesachtal das Tagliamentogebiet (Tagliamento ist ei - ner der letzten Wildflüsse auf italienischer Seite in den Karnischen Alpen) benachbart ist, hat man es mit dem Tilliachtal mit dem Piave zu tun – der sich dann dem mit - telländischen Meere zuführte. Darüber äußert sich Staff - ler“: aus den Wäldern des Bez. Sillian werden jährlich bei 46.000 Stück Merkantilholz, hier „Museln“ genannt und bei 21.000 Bretter (Holzstämme) über das Tilliacherjoch (auch Rab- und Winklertal), den Kreuzberg und Höhlen - steinpaß nach Venedig geliefert, sie bringen beträchtliche Summen ein. Allein diese Quelle des Einkommens wird bald erschöpft sein, falls man nicht zu einer wirtschaft - licheren Benutzung des Waldbodens zurückkehrt und wenn man, wie es leider in den letzen Jahren geschah, fortfährt, vom Gewinn des Augenblickes geblendet, die Wälder schonungslos zu verwüsten. Andauernder ist der Erwerb, der aus der Viehzucht ent - fällt und auf diese verwendet auch der Landmann beson - dere Sorgfalt. Bergmähder und Heimwiesen liefern ihm reichlichen Vorrat für eine acht Monate lange Stallfütte - rung und die weitgedehnten Alpenweiden erlauben ihm die Zahl seines Kleinviehes während des Sommers zu ver - doppeln. Bezüglich der Haustiere sei folgendes bemerkt: Pferdezucht: schwere Pinzgauerrasse. Der Schlag ist sehr gesucht; es kommen Händler aus Kärnten, Salzburg und Oberösterreich. Durchschnittlich zählt man 40 Pferdestu - ten mit 30 Fohlen. Die Fohlen werden im Sommer aufge - kauft und im Herbst gestellt. Im Dorfertal und am Dorfer - berg sind gute Pferdealmen. Rindviehzucht: kleine, etwas minderwertige Gebirgsras - se, rotbraun mit weißem Rücken, Kreuz und Bauch. Stand bei den größten Bauern: 4-6 Milchkühe, ein paar Ochsen und 5-7 Stück Jungvieh. Kleinvieh: in Obertilliach gegen 200 Schafe und 150 Zie - gen. Schweine werden nicht gezüchtet, sondern nur ein - zeln als junge gekauft, großgezogen, gemästet und im Advent geschlachtet. Geflügel: nur Hühner Kaninchenzucht: ohne Bedeutung Hunde: gibt es wenige Katzen: aber fast in jedem Hause Anschließend wollen wir an dieser Stelle auch die wild lebende Tierwelt in ihren wichtigsten Typen ins Auge fas - sen; und zwar von den Raubtieren. Die alten Leute wis - sen noch von Bären zu erzählen, vgl. die Ortsbezeichnung „Bärenbad“, „Bärenbadeck“ und Bärenfalle“. In den 90-er Jahren streifte ein verirrter Bär auf den Almen herum und zerriss mehrere Schafe. Während der Kriegszeit hat sich der Fuchs sehr vermehrt; imWinter 1918/19 schätzte Revierjäger Alois Sandbichler seine Zahl auf 40. Sehr häufig ist das Wiesel anzutreffen. In den höher gelegenen Gebirgswäldern soll der Edel - marder nicht selten sein. Dagegen ist der Dachs nicht häufig zu spüren. Auch der Fischotter ist ein seltenes Raubtier und hält sich nur an der Gail auf. Auch die Vo - gelwelt verdient einige Bemerkungen. Unter den Stand - vögeln gibt es nicht wenige Raubvögel. Alle Jahre wer - den Steinadler beobachtet, die hier als „Lämmergeier“ bezeichnet werden. Ziemlich zahlreich ist der Hühnerha - bicht. Das Tilliacherfeld – besonders „Wannewiesen“ und „Möser“ werden von Mäusebussarden sehr viel besucht. Die Sperber werden von älteren Leuten als alte Kuckucke angesehen. Von den Eulen kommt am häufigsten eine kleine Art vor, die als „Habergoas“ bezeichnet wird, der Uhu ist selten. An sonstigen Standvögeln seien namhaft gemacht: Auer-, Birk- und Rebhuhn, Raben- und Nebelkrähe, Eichelhäher, Kohl-, Tannen-, Schopf- und Blaumeisen („Baumläufer“), Schwarz-, Grün-, und Buntspecht, Buch- und Bergfink, Sperling, Zeisig, Stieglitz, Gimpel, Ammerling, Kreuz - schnabel, Zaunkönig, Wildtauben und Wasseramseln. Unter den Zuvögeln ist die Zahl der Schwalben (Rauch-, Mehl- und Turmschwalben) beträchtlich; außerdem sieht man Drosseln, Amseln, Rotschwänzchen, Grasmücken, Bachstelzen, Kuckucke und Lerchen. Getreideanbau ist hauptsächlich wegen der hohen Lage dieser Gegend unzureichend und ziemlich unbedeutend, was sich gelegentlich der Wanderung in der Sterilität des Bodens stark kenntlich macht. Neben Wiesen findet man meist Haferfelder, selten einen anderen Getreidebau; nur die sonnigen Berghänge der Nordseite bringen auch et - was Gerste und Sommerroggen hervor. Die südliche Sei - te des Tales wird hingegen bloß als Wald und Weide be - nützt, doch auch diese ist nur im Rab-, Winkler- und Dor - fertal von größerer Ausdehnung. Das Brot des Tilliachers besteht aus Hafer und Roggen, nur zu Allerheiligen wird aus letzterem allein gebacken. Bericht: Michael Annewanter, 2020 Wirtschaft, Landwirtschaft und Getreideanbau in Obertilliach in früheren Zeiten - auch die Tier- und Vogelwelt kommt zu Wort

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