GZ_Gaimberg_2021_09

86 86 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Nachrufe i i Nummer 69 - September 2021 Helmut Wernisch - gesellig, hilfsbereit und musikalisch „Da ist ein Land der Leben- den und ein Land der Toten, und die Brücke zwischen ih- nen ist die Liebe.“ Mit die- sem Spruch von Thornton Wilder begann Schwieger- sohn Michael den Lebenslauf von Helmut Wernisch bei sei- ner Urnenbeisetzung am 7. August 2021. Helmut wurde am 10. August 1943 als drittes Kind von Andreas und Notburga Wer- nisch geboren und wuchs mit seinen Geschwistern Andre- as, Anton, Klaus, Friedrich und Christine am „Pichler- hof“, dem Elternhaus seiner Mutter, auf. Damals war es üblich, dass Kinder in den Sommermonaten von Bauern aufgenommen wurden, um gewisse Arbeiten zu verrich- ten. Helmut kam u.a. nach Kals a. G. zur Familie eines Kriegskollegen seines Vaters. Dort musste er Milch über weite Strecken tragen und half als knapp 8-jähriger Bub beim Bau der Lucknerhütte mit. Nach der Schulzeit in Gaim- berg und der Fortbildungs- schule in Kals begann er 1959 eine Maurerlehre bei der Firma Sapinski. Diese Ausbildung kam dann beim Hausbau seiner Eltern in Un- tergaimberg der ganzen Fa- milie sehr zugute und 1964 erfolgte die Übersiedelung in das neu errichtete Eigenheim. Zu dieser Zeit absolvierte Helmut gerade seinen Wehr- dienst bei der Militärmusik Kärnten als Trompeter. Auch bei der Wiedergründung der Musikkapelle 1960 waren er und seine Brüder Anda und Tone mit Eifer dabei. Sein damaliger Wunsch, Militär- musiker zu werden, ging lei- der nicht in Erfüllung, doch Helmut blieb sein Leben lang ein Freund der Volksmusik und der fröhlichen Lieder. Er liebte gesellige Runden mit Heiterkeit und Gesang. 1969 „funkte es“ beim tra- ditionellen Hausfest beim Idlbauer zwischen ihm und seiner Irma, geb. Jeller. Die erste gemeinsame Zeit währ- te jedoch nur kurz, denn bald zog es Helmut beruflich nach Deutschland. Nach seiner Rückkehr 1973 läuteten dann aber die Hochzeitsglocken. Drei Jahre später wurde mit dem Bau des eigenen Hauses unterhalb Helmuts Elternhaus begonnen und bereits am Tag der Dachstuhl-Errichtung kam Tochter Anita zur Welt. 1980 wurde Sohn Andreas geboren. Im selben Jahr begann er als Maurer und Vorarbeiter bei der neu gegründeten Fir- ma AV-Bau und war bei der Renovierung vieler Hütten (z. B. Bonn-Matreier-Hütte, Oberwalder-Hütte, Elber- felder-Hütte) beteiligt. 1986 wechselte er zum ILBAU und beendete seinen berufli - chen Werdegang schließlich bei der TIWAG. Von Ruhe- stand war aber keine Spur - Helmut war immer da, wenn helfende Hände gebraucht wurden. Häuser, Steinmauern und Wegkreuze zeugen von seinem handwerklichen Ge- schick. Auch bei der Gaim- berger Kirche hat Helmut mehrmals Hand angelegt, sei es beim Neubau der Sa- kristei, am Kirchengebäude selbst oder beim Pflastern des Vorplatzes. Auch die Gaim- berger Vereine konnten sich auf seine Unterstützung ver- lassen. Er war ein fixer Be - standteil des Aufräumtrupps beim Zeltfest anlässlich des Gaimberger Kirchtags und war auch beim Zeltauf- und -abbau immer dabei. Eine große Vorliebe hatte Helmut für die Sonnenblu- men vorm Haus, die wohl wegen seiner besonderen Pflege bis zu vier Meter hoch werden konnten. Er gab ih- nen nämlich gelegentlich einen Schuss von seinem Nachmittags-Bier, das er auf der Terrasse zu sich nahm und bei dem er die präch- tige Aussicht auf die Stadt und die Lienzer Dolomiten immer wieder neu genießen konnte. In frühen Jahren war Helmut selbst oft mit Familie und Freunden in den Bergen unterwegs. Mit kleinen Ge- schenken, Aufmerksamkeiten und Naturalien wie Mistel- zweigen, Brunnenkresse oder Kirschen erfreute er gern sei- ne Nachbarn und Bekannten. Außerdem war er ein fleißiger Unterstützer wohltätiger Ver- eine und Institutionen und ein ausgesprochen treuer Kran- kenbesucher seiner ans Bett und Rollstuhl gefesselten Freunde. Weitere Gewohn- heiten wurden in den letzten Jahren zur lieb gewonnenen Routine: Lottoscheine lösen, Karten spielen in der Zent- rale, die Sonntagsrunde im Adlerstüberl, das Mittags- schlafl auf der Terrasse usw. Die Sonntagsmesse verließ er meist schon vor dem Segen, zündete dafür aber ein Kerzl in der Kapelle an. Leider haben auch traurige Ereignisse sein Leben ge- prägt. Lange litt er unter dem Tod seines Bruders Klaus und auch Schicksalsschlä- ge von Arbeitskollegen und Freunden haben ihn sehr er- schüttert. Sein letztes freudi- ges Erlebnis war im Juli eine Ausfahrt am Beifahrersitz seines geliebten Autos. In den Monaten der Krankheit wur- de Helmut von seiner Irma aufopfernd gepflegt. Er hat die Zeit tapfer und geduldig ertragen, bis er am 27. Juli 2021, kurz vor seinem 78. Geburtstag, friedlich zu Hau- se entschlafen ist. Nun ist er auf dem Weg ins Land der Toten. Ihm kann nichts ge- schehen. Sein Herz kennt den Weg. Eva Weiler Helmut (links) half als Bub beim Bau der Lucknerhütte mit. Wahrscheinlich entstand hier schon sein Interesse am Mau- rer-Handwerk. Fotos: privat

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