GZ_Gaimberg_2021_09

35 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 7 Jahre Freiwillige Feuerwehr Gaimberg Sonderbeilage Hochwasser 1966 am Grafenbach Im Jahr 1965 verursachte ein Hochwasser und Muren in großen Teilen Osttirols große Schäden mit mehreren Toten. Gaimberg blieb noch ver- schont. Im August 1966 stiftete der Grafenbach aber viel Unheil. Die damalige Ortschronistin VL Claudia Oberhofer be- schrieb es folgend: 1966 - dieses Jahr wird man sich in Gaimberg noch lange merken. Brachte schon die Verlegung der Pipeline viel Unruhe in unser Dorf, so folgten Angst und Schrecken und ungläu- biges Staunen beim unerwar- teten Ausbruch des Grafen- bachls in diesem Jahr. Nach einem total verregneten Sommer folgten drei Sonnen- tage bei 35 Grad im Schatten. Nach Mariä Himmelfahrt begannen dann die heftigen, pausenlosen Niederschläge, drei Tage und Nächte lang. Man konnte in Lienz nun eine Niederschlagsmenge von 232 mm messen, davon am 16. August 113 mm. Am 17. August ging beim Freimann die Sirene. Das Grafenbachl, das im Vorjahr bei der großen Flut (Anm.: in anderen Teilen v. Ostt.) fast klar geblieben war, kam diesmal als schmutzige, brau- ne Brühe. Bei der Brücke vor Lienz zur Zettersfeldbahn (Anmerkung: ungefähr bei der heutigen kleinen Brücke unterhalb der großen Kurve bei der Einfahrt zur Talsta- tion) waren die Arbeiten an der Pipeline noch nicht ab- geschlossen und die Leitung daher an dieser Stelle noch offen. Die Straßenunterfüh - rung und ein Behelfsrohr konnten das Schlammwasser nicht mehr schlucken. Der Bach verlegte sich über die Straße und rann direkt in die Rohrleitung. Zwei Bagger ar- beiteten pausenlos. Schon um 20:00 Uhr des 17. August wurden die Bewoh- ner von Grafendorf gewarnt. Nachts um 1 Uhr war es dann soweit. Beim „Egger Brüg- gele“ (Anmerkung: damals noch eine kleine, aber stabile Brücke) ergoss sich der Wild- bach schon über den Weg zum Wachtlechner. In größter Eile räumte man alle Häuser rund um die Kirche: Schuster, Santner, Trattner, Pfarrhaus, Ober- und Untermesner, Schulhaus, Vallazza, die Neu- bauten Amraser, Preßlaber, Tschurtschenthaler. Familie Kollnig - Gutternig, vlg. An- gerer, stellte großzügig das gesamte Wohnhaus bis zum Dachboden zur Verfügung. Etwa 30 Frauen und 25 Kin- der verbrachten hier mehrere Nächte. Eine halbe Stunde später wurde die stabile Brücke mitgerissen und das ganze Unheil nahm nun einen an- deren Lauf. Der Bach brach nach links aus, bahnte sich einen völlig neuen Weg durch die Erlen hinunter zur Zet- tersfeldbahn-Talstation. Hier ereignete sich der erste To- desfall. Der Weber Bartl Jel- ler und sein Neffe arbeiteten noch in dem Graben der Pipe- line, als das Wasser kam und beide mitriss. Jeller ertrank in der reißenden Flut, sein Neffe konnte schwerverletzt gebor- gen werden. Pausenlos arbeiteten unsere einsatzfähigen Männer oben im Graben und im Dorf. Die Fahrer der Pipelinegeräte räumten unerschrocken das Bachbett, wenn längst die Si- rene einen neuen Murbruch kündete. Unsere Studenten bedienten das Funkgerät auf der Dreierstütze. Immer neue Wege bahnte sich das Wasser. Der große Park- platz wurde ein Schlammsee, die Böschung rutschte ab und das neue Bachbett ergoss sich zwischen Weberei Jeller und dem neurenovierten, schönen Die Bagger der TAL leisteten wichtige, wertvolle Hilfe. Im Hintergrund der „Rainerhof“. Der Kamerad Friedl Walder mit seinem Traktor bei Auf- räumarbeiten; Rohbau vom Hotel Stocker im Hintergrund. Der Parkplatz der Zettersfeld-Talstation.

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