GZ_Kals_2021_09

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 78 80 Kalser Gemeindezeitung 81 ... über die Freude zu musizieren Gerne spiele ich die Orgel. Mit 9 Jahren habe ich dieses Instrument zu spielen begonnen. Seit dieser Zeit spiele ich gerne bei den Gottesdiensten in den Kirchen. Heute – als Priester – ist dies zeitlich und praktisch natürlich viel weniger möglich, und doch ist es, wenn es für mich möglich ist, auch immer eine be- sondere Erfahrung, in eine andere „Rolle“ zu schlüpfen... Musik. Musik kann Menschen verändern. Musik geht in die Tiefe, dringt in die Seele ein. Musik kann Herzen erwärmen, Musik ist die Sprache der See- le. Musik ist eine Sprache, bei der es keine Worte gibt, sondern die Noten, die Harmonie, den Klang und die Partitur. Musik vermag erhitzte Gemüter zu besänftigen, vermag bittere Stunden zu erhellen. Musik vermag beson- dere Momente mit Feierlichkeit zu erfüllen und Musik vermag der traurigs- ten Stunde Würde zu verleihen. Was ist Musik? – ein Aneinanderreihen von Noten? Eine Abfolge von Dur und Moll? Ein Ausleben von künstlerischem Talent? – nicht nur. Musik ist mehr, viel mehr. Denn jede Note hat eine Be- deutung. Jeder Klang hat eine Botschaft. Jedes Stück hat eine Aussage. Jeder Komponist bringt seine Gedanken in die Harmonie, so wie der Dichter aufs Papier. Nur der Unterschied: „Wenn man etwas in Worten nicht sagen kann, nicht ausdrücken kann, wenn Worte nicht mehr reichen, dann – beginnt die Seele des Menschen zu singen!“ Musik ist also eine Sprache der Seele. Freud und Leid, Probleme und Sor- gen finden sich darin wieder. Wunderbar kann man menschliche Schicksale Bericht Dekan Ferdinand Pittl und geschichtliche Ereignisse in Noten fassen – wie in einer Oper. Musik ist also mehr als ein bloßes Hobby, oder ein Mittel zum Zeit- vertreib. Ich denke, in einer Musikkapelle oder Musikgruppe mitzuspielen, bedeutet, Gemeinschaft zu erleben, wie das Mitsingen in einem Chor oder das Mitspielen in einem Orchester. Meine eigenen Be- gabungen und Fähigkeiten, meine Talente darf ich einbringen und vermischt sich zu einer Harmonie. Dabei zählt doch jede Stimme. Fehlt sie, so fehlt der Gesamtklang. D.h. jeder und jede Stimme ist wichtig! An dieser Stelle möchte ich einmal allen, die sich musika- lisch für die Gestaltung der Gottesdienste und kirchlichen Feiern engagieren, ein „herzliches Vergelt´s Gott“ sagen! Und ich denke, nicht nur die Stimme, auch die Stimmung des Ein- zelnen ist erkennbar. An einer Orgel z. Bsp. gibt es die Möglichkeit durch das sanfte Antasten der Taste einen lieblichen Ton zu erzeu- gen oder durch das „Anschlagen“ wird eher ein grober oder for- dernder Ton möglich. Nicht nur die Komponisten haben die Mög- lichkeit, ihrer seelischen Stimmung Ausdruck zu verleihen. Alle, die in einem Chor mitsingen oder ein Instrument spielen, haben die Möglichkeit, sich auszudrücken: die Freude, den Kummer, die persönliche Unsicherheit – wie heißt es doch: „Der Ton macht die Musik.“ So wie der Ton erklingt, wird die Stimmung des jeweiligen Spielers hörbar. Da muss ich doch auch auf die Theologie überschwenken: Jesus sendet seine Jünger aus. Sie sollen die Frohe Botschaft des Evan- geliums in alle Welt tragen und verkünden. Für viele Menschen wa- ren seine Worte ein „Wohlklang“ in ihren Ohren: er hat Menschen Mut gemacht, sie aufgerichtet und gestärkt, ihnen neue Kraft ge- geben. In der Musik – vor allem in der Kirchenmusik – ist es ähn- lich. Jesu Worte wurden vertont, und geben nicht nur den Hören- den, sondern auch den Mitwirkenden Kraft für die Seele und für den Alltag. Aber Jesus konnte an manchen Orten kein Wunder tun, weil die Menschen nicht glaubten. – Jesu Botschaft war und ist für viele Menschen zu streng, zu eindeutig. Aber wie in einem Mu- sikstück braucht es einen „Takt.“ Sonst herrscht ein Chaos. Gottes Gebote, Jesu Evangelium, seine Lebenseinstellung wäre wie so ein „Takt“, das wäre eine Hilfe für unser Leben, damit unser Leben „im Takt“ bleibt. Wenn wir unser Leben nach den Geboten ausrichten, das, was Jesus im Evangelium sagt, auch annehmen würden, dann wäre vielmehr „Harmonie“ zu spüren und zu hören. Dann ergibt sich Einklang zwischen Mensch und Gott. Dann wäre unser Leben harmonisch. Vielleicht fasziniert der Klang einer Musikkapelle, oder eines Cho- res oder überhaupt der Gesamtklang eines Orchesters deshalb so die Menschen, weil wir alle unbewusst nach Einklang, Harmonie und Zusammenhalt in unserem Leben streben. Wir sind Suchen- de! Wir erfahren täglich, dass es in der Welt Brüche, Unheilvolles, Leidvolles gibt – in der Musik: Moll-Töne. Jeder Mensch möchte aber letztlich, dass sein Leben „ein gutes Ende“ findet, dass er Glück hat, Segen hat, dass das Leben gelingt, dass am Ende seines Lebens ein „Einklang“ zu hören ist, Einklang – Harmonie – Dur, zwi- schen Gott und Mensch. Schwarz-Weiß Foto von Josef Obertscheider 1994 wurde ein Bericht unter dem Ti- tel „Orgelkonzert im Salzburger Dom“ in der privaten Aineter Gemeinde- zeitung „Die Grille“ (Die Grille, Juni 1994) gebracht und J. Obertscheider hat die Gelegenheit genutzt, mit dem 11-jährigen Ferdinand eine Fotoserie an der Orgel zu machen. Ferdinand durfte bei einem Schulauslug nach Salzburg auf einer kleinen Orgel im Dom ein kurzes Konzert vor Mitschü- lern und Besuchern geben.

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