GZ_Kals_2021_09

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 78 68 Kalser Gemeindezeitung 69 re Zeit im Ausland zu verbringen. Aber wie sollte das gehen mit einem Kind? Wo sollte sie in die Schule gehen? Wie waren wir versichert? Würde ihr Vater einverstanden sein? Wie sollten wir das finanzieren? Fragen über Fragen und viele schlaflose Nächte. Letztendlich hatte ich viele Fragen noch nicht gelöst und trotzdem eine Entscheidung getroffen. Reisen ist niemals eine Frage des Geldes, sondern eine Frage des Mutes (Paulo Coelho) Wann, wenn nicht jetzt. Mein Kind war 11 Jahre alt und in der 1. Klasse HS. Trotz unserer Reisen hatte ich in den letzten Jahren viel gearbeitet. Ich wollte noch einmal eine intensive Zeit mit meiner Tochter verbringen, bevor sie erwachsen sein würde. Des- halb reifte die Entscheidung heran, längere Zeit in Marokko / Marrakesch zu verbringen. Als wir nach Marrakesch gingen, hatte ich noch keine Schule für sie gefunden. Es ist dort nicht so einfach wie bei uns, dass jedes Kind in der Schule aufgenommen wird. Spricht ein Kind kein arabisch und / oder franzö- sisch, kann es die Schule nicht besuchen. Ich muss in diesem Zusammenhang das österreichische Bil- dungssystem wirklich lobend erwähnen. Mir wurden weder von der HS Kals noch vom Bezirks- und Lan- desschulrat Steine in den Weg gelegt. Wider Erwar- ten bekam ich sogar sehr positive Rückmeldungen und Unterstützung vom Direktor und vielen Lehrern der HS Kals. Nicht alle Klassenräume haben vier Wände – die bes- te Bildung ist das Reisen Als unser Abenteuer begann, unterrichtete ich mei- ne Tochter zu Beginn selbst. Nebenbei besuchte sie einen englischen und einen französischen Sprach- kurs, ging reiten und in eine Turngruppe. Später konnte sie sogar ihr Schwimmtraining in Marrakesch fortsetzen und nahm an marokkanischen Wettbe- werben teil. In unserem Wohnkomplex gab es einen Pool, am Nachmittag war dieser voll mit Kindern aus den verschiedensten Ländern mit den unterschied- lichsten Sprachen. So lernte Emilia spielend im ers- ten Jahr Englisch und Französisch, später auch ein bisschen Arabisch, vor allem arabisch zu lesen. Nach einiger Zeit fand ich eine französische Schule, die Emilia von da an regelmäßig besuchen konnte. Wenn wir in Österreich waren, besuchte sie die HS in Kals. Vor allem absolvierte sie dort Semesterprüfungen und blieb somit immer im österreichischen Schul- system. Nach dem sehr erfolgreichen Abschluss der HS Kals wechselte sie in das BORG Lienz. Auch wenn ab jetzt der permanente Wechsel zwischen den Kon- tinenten nicht mehr möglich war, verbrachte Emilia im 2. BORG ein Jahr im französischen Teil Kanadas für ein Schüleraustauschjahr. Vermutlich verbringen wenige Kinder so wenig Zeit in der Schule. Trotzdem hat es gereicht für einen erfolgreichen Schulab- schluss und sie konnte sich zu einem selbständigen, selbstbewussten und abenteuerlustigen Menschen entwickeln. Fülle dein Leben mit Erfahrungen, nicht mit Dinge. Sammle Geschichten zum Erzählen, nicht Dinge zum Herzeigen. Oft höre ich, dass Menschen die Welt sehen wollen. Viele meinen aber, dass Kinder hinderlich sind und sprechen davon, dies in der Pension nachzuholen. Nach meiner Erfahrung sind Kinder niemals ein Ar- gument, nicht zu reisen. Reisen ist ein Entwicklungs- prozess und eine Bereicherung für die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kind. Heute reist meine inzwischen erwachsene Tochter alleine durch die Welt und nur noch selten mit mir. Aber auch wenn sie wochenlang in Asien oder in skandinavischen Ländern mit dem Rucksack unterwegs ist, weiß ich, dass sie ein gutes Gefühl für unterschiedlichste Si- tuationen entwickelt hat, dass sie weiß, wie sie sich angemessen verhält und was zu tun ist, wenn es mal Schwierigkeiten gibt. Reisen ist nicht immer schön. Es ist nicht immer komfortabel. Manchmal bricht es dir sogar das Herz. Aber die Reise ändert dich. Sie hinterlässt Spuren in deinem Bewusstsein, in deinem Herzen, in deiner Seele, ja sogar auf deinem Körper. Du nimmst im- mer etwas mit und du lässt hoffentlich etwa Gutes zurück. Jede Reise hat ein Ende. Aber die Erinnerung daran ist unvergänglich. Sepp Außersteiner wird zum Ehrenmajor ernannt Die eigentlich für 2020 geplante Verleihung konnte heuer mit 760 Delegierten aus den 235 Tiroler Mitgliedskompanien durchgeführt werden. Sepp Außersteiner erhielt anlässlich der 70-Jahr-Feier zum Bund der Tiroler Schützenkompanien am 3. Juli 2021 in Innsbruck eine besondere Auszeichnung: Es wurde ihm die Ehrenfunktion „Ehrenmajor des Bundes der Tiroler Schützenkompanien“ verliehen. Ehrenfunktionen sind die wertvollsten Auszeichnung, die ein Verband an verdien- te Persönlichkeiten vergeben kann. Insgesamt wurden an diesem Tag nur zwei dieser besonderen Titel vergeben. Ei- nen davon erhielt Sepp Außersteiner für seine langjährige Tätigkeit als Kommandant im Schützenviertel Osttirol. Die Bundesversammlung der Tiroler Schützen mit den ei- gentlich für 2020 geplanten Feierlichkeiten zum 70 Jahr Ju- biläum des Bundes der Tiroler Schützenkompanien stellte nach über einem Jahr Pandemie einen Schritt in Richtung „Normalität“ für das Schützenwesen in Tirol dar. Bei uns in Kals am Großglockner konnte am 17. Juli die Bataillons- schützenversammlung stattfinden, die Feierlichkeiten zum Kirchtag mussten jedoch coronabedingt wieder ab- gesagt werden. Auch das geplante Bataillonsschützenfest konnte leider nicht durchgeführt werden. Umso mehr darf sich Sepp Außersteiner freuen, dass er vom Landeskommandant Major Thomas Saurer die wohl- verdiente Auszeichnung mit einem Jahr „Verspätung“ ent- gegennehmen konnte. Wir alle gratulieren Sepp herzlich zu seinem Ehrentitel und freuen uns mit ihm! Bericht Petra Tembler

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