GZ_Kals_2021_09

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 78 60 Kalser Gemeindezeitung 61 älteste Tochter Annemarie kennenlernte und hei- ratete. Er bewohnte mit seiner jungen Familie noch mehrere Jahre das Schulhaus. Als Ende der 1960er Jahre in Kals mit dem Bau eines neuen großen Schulhauses begonnen wurde, wo auch eine Hauptschule eingerichtet wurde, da be- gann sich das Ende der Peischlacher Schule abzu- zeichnen. Ein Schicksal, das auch viele andere kleine Dorfschulen in Osttirol in weiterer Folge treffen soll- te. Obwohl Eltern mehrerer Schüler bei den zustän- digen Stellen für den Weiterbestand der Peischla- cher Schule intervenierten, hatten sich letztendlich keine Chance, die Schließung der Schule aufzuhal- ten. Nachdem die Schule Ende Juni 1971 geschlossen wurde, zog der letzte Schulleiter Silvester Lindsber- ger mit seiner Familie nach Kals. Er wurde dort in weiterer Folge Volksschuldirektor, kehrte aber spä- ter wieder nach Oberpeischlach zurück, nachdem er dort ein Wohnhaus erbaut hatte. Das Peischlacher Schulhaus bewohnten dann mehrere Jahrzehnte die Familie Roman und Mena Dietrich mit ihren Kindern, die dieses erwarben, nachdem ihre vorherige Wohnstätte, das alte Kast- nerhaus, der neuerrichteten Ortsdurchfahrt durch Oberpeischlach weichen musste. Nachdem vor gut 10 Jahren Mena Dietrich ebenso wie ihre erwachse- nen Kinder nach Lienz zog, erwarb Nico Lublasser aus Matrei das Schulhaus, führte allerhand Reno- vierungsarbeiten durch und lebt seitdem mit seiner Familie dort. Von den Lehrpersonen, die an der Peischlacher Schule unterrichteten leben noch etliche, wenn auch schon in hohem Alter: Lois Lindsberger, ein Cousin von Silvester, ebenso Frau Ursula Wurm, geborene Blasisker, (stammte aus Hopfgarten – sie war übrigens meine Lieblings- lehrerin) und Hans Walder, ein geborener Südtiroler, der heute in Matrei lebt. Und: Natürlich auch der letzte Schulleiter an der VS Oberpeischlach, Silves- ter Lindsberger. Er hat dankenswerterweise etliche Bilder für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Das Fotografieren, das kann man wohl so sagen, war sein Zweitberuf neben seiner Lehrertätigkeit. Unzählige Fotos und Dias zu verschiedensten An- lässen aller Art haben sich in all den Jahrzehnten angehäuft und vielen Menschen hat er Freude damit gemacht. Ein kulturelles Andenken von hohem Wert! Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank, lieber Vinzenz und lieber Vestl, für diesen tollen Beitrag. Wir hatten Vinzenz War- scher um einen Beitrag nach Wahl gebeten und dieses tolle Ergebnis ist zutage getreten. Beson- ders erfreulich sind auch die vielen Bilder von Vestl, die auf diesem Weg in unser Bildarchiv gefunden haben, herzlichen Dank dafür. In der nächsten Ausgabe des fodn geht es weiter mit der Sicht des Lehrers Vestl, der damals als Jungspund nach Oberpeischlach kam. Wir freuen uns schon! Huben und Feld war es sogar einmal möglich einen gemeinsamen zweitägigen Ausflug in die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck zu machen und dort allerhand Sehenswertes anzuschauen. Die religiöse Betreuung der Peischlacher Schule er- folgte vom viel näher gelegenen Huben aus. Der je- weilige Pfarrer von Huben kam einmal wöchentlich von Huben herauf, um Religionsunterricht zu halten. Im damaligen Religionsbuch mit auch für Kinder leicht verständlichen Texten und schönen anschau- lichen Farbbildern wurde uns ein religiöses Grund- wissen über den katholischen Glauben beigebracht. In den höheren Schulklassen war dann der Katechis- mus das Mittel zur religiösen Fortbildung. Altes und Neues Testament, das Leben Jesu, die zehn Gebote und die sieben Sakramente, die wichtigsten Gebete, alles in allem sehr umfangreich war die religiöse Bil- dung. Erstkommunion und Erstbeichte waren in Hu- ben, gemeinsam mit den Schülern von Huben und Feld. Firmung war nicht immer in Huben, sondern auch in Kals und Matrei. Diese wurde ausschließ- lich durch den Bischof von Innsbruck gespendet. Zu meiner Schulzeit war dies Bischof Paulus Rusch, er war 42 Jahre lang Bischof von Innsbruck. Monatliche Schülerbeichte und sonntäglicher Kirchgang, meist nach Huben, unabhängig von Witterung und Jahres- zeit, waren eine Selbstverständlichkeit! Die letzten 10 Jahre des Bestehens der Schule war es der wohl noch vielen Älteren in Erinnerung ge- bliebene Kaplan Ernst Rampold, der gleichzeitig als letzter ständiger Pfarrer von Huben die Peischla- cher Schule seelsorglich betreute. Aufgrund einer Kriegsverletzung im Kopf war er ein Mann mit star- ken Gemütsschwankungen. Er konnte sehr lustig und unterhaltsam sein, andererseits aber auch zor- nig, launisch und abweisend. Er entstammte einer Akademikerfamilie aus Sterzing in Südtirol. Sein jüngster Bruder Dr. Josef Rampold war bekannter Schriftsteller und langjähriger Chefredakteur der Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“. Die Schülerzahlen bewegten sich von einstellig bis, wie schon erwähnt, in früheren Zeiten nahe 20. Sie kamen aus den Fraktionen Oberpeischlach und Sta- niska, früher auch zum Teil aus Unterpeischlach. Obwohl der Schulstandort Oberpeischlach über- haupt nicht attraktiv war, sind die beiden letzten Lehrpersonen für ihr ganzes Leben in Oberpeisch- lach „hängen geblieben“. Sie haben hier etwas an- deres viel Attraktiveres gefunden, nämlich die Liebe ihres Lebens. Frau Waltraud Holzer kam ein Jahr vor Silvester Lindsberger als ganz junge Lehrerin aus Wienerneu- stadt auf ihren ersten Posten an die Peischlacher Schule. Hier lernte sie den späteren Gemeindewald- aufseher Michael Holzer, Ploi Much, kennen, den sie dann auch heiratete. Sie war dann bis zu ihrer Pensionierung Volksschullehrerin in Kals, die letz- ten Jahre als Direktorin. Ganz ähnlich verlief diese Sache bei Silvester Lindsberger, der ausgerechnet an seinem Kostplatz bei der Familie Tegischer die

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