GZ_Kals_2021_09

Menschen in Kals am Großglockner Fodn Nr. 78 58 Kalser Gemeindezeitung 59 lichen Dorfbrunnen geholt werden. Erst in den letzten Jahren nach Errichtung einer Wasserleitung wurde das Wasser auch in das Schulhaus eingeleitet. Wie schon eingangs erwähnt, handelte es sich hier um eine einklassige Volksschule, wo alle Schüler zwischen sieben und vierzehn Jahren untergebracht waren. Wenn jemand die Hauptschule besuchen wollte, das kam erst in den letzten Jahren vereinzelt vor, dann musste er mit dem Postauto nach Matrei fahren. Dasselbe galt auch für die Kalser Schüler, die ebenfalls nach Matrei fahren mussten, wenn sie die Hauptschule besuchen wollten. Unter diesen Voraussetzungen war der Posten ei- nes Lehrers oder einer Lehrerin in der Peischlacher Schule wenig begehrt. Sowohl in früheren Zeiten bis zu zwanzig Schüler in einem einzigen Raum zu unterrichten, als auch die Lehrerwohnung im Ober- geschoss, waren eine Herausforderung für die je- weilige Lehrperson und wenig attraktiv. So war es in der Peischlacher Schule keine Seltenheit, dass oft in einem einzigen Schuljahr verschiedene Lehrper- sonen oft nur für wenige Wochen hier unterrichte- ten. Ich selber habe in den ersten vier Schuljahren mindestens ein halbes Dutzend verschiedene Lehr- personen gehabt. Erst als im Herbst 1961 Herr Silvester Lindsberger aus Dölsach an die Peischlacher Schule kam, stabilisierte sich dieser nicht ideale Zustand. Er war für die letz- ten zehn Jahre einer der beständigsten Lehrer in der Geschichte dieser Schule, dem das bescheidene Le- ben als Landlehrer nicht viel ausmachte. Obwohl die jeweilige Lehrperson beim Unterricht die verschiede- nen Altersgruppen und Schulklassen mit verschiede- nen Anforderungen irgendwie unter einen Hut brin- gen musste, haben wir doch sehr viel gelernt, was wir im späteren Leben gut brauchen konnten. Nicht mit Laptop, Handy, Internet und anderen di- gitalen Geräten, sondern mit Griffel auf der Tafel, dann mit Bleistift in den ersten Heften, mit Feder und einem Tintenfass in der Mitte und zuletzt im fortgeschrittenem Stadium mit einer Füllfeder lern- ten wir rechnen und schreiben. Das Lesen lernten wir ebenso wie das Rechnen und Schreiben in den damals einfachen Schulbüchern und auf der Schul- tafel, wo uns die Lehrperson die Dinge mit Kreide aufschrieb und genau erklärte. Aufpassen mussten man natürlich schon, dies galt besonders für min- derbegabte Kinder. Die Turnstunden beschränkten sich hauptsächlich auf Leibesübungen im Schulgartl oder Völkerball- spiele. Gelegentlich wurden auch kleine Wande- rungen unternommen. Im Winter, wenn es von der Schneelage her möglich war, war im Turnunterricht rodeln auf der Kalser Landesstraße an der Tages- ordnung. Beim Singen erlernten wir meist einfach Volkslieder. Natürlich waren die österreichische Bundeshymne und die Tiroler Landeshymne mit dabei. Zur Ver- kehrserziehung kam einmal jährlich ein Gendarm vom Gendarmerieposten Kals in die Peischlacher Schule, um uns die wichtigsten Verkehrsregeln zu er- läutern. Einen besonderen Respekt hatten wir, wenn einmal jährlich der Bezirksschulinspektor kam, um unseren Lernerfolg zu überprüfen. Hans Waschgler hieß er damals, ein Mann von eher kleiner Statur mit langen Augenbrauen und strengem Blick. Er er- hielt später den Titel Regierungsrat und redigierte über viele Jahres bis ins hohe Alter die Osttiroler Heimatblätter, eine Beilage des Osttiroler Boten. Ein freudiges Ereignis waren die alljährlichen Schul- ausflüge an verschiedene schöne Plätze Osttirols. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Schulen Das Ende einer Ära Heuer Ende Juni war es genau 50 Jahre her, dass die Volksschule in Oberpeischlach ihre Pforten wohl für immer geschlossen hat. Die einklassige Volksschule in Peischlach war die einzige Außenschule in der Gemeinde Kals. Wenn jene ehemaligen Schüler, die noch leben schon allesamt im fortgeschrittenen Alter sind, zum Großteil schon in Pension, so ist es doch nicht uninteressant auf den Schulbetrieb von damals vor mehr als einem halben Jahrhundert zurückzublicken und auch einige persönliche Eindrücke und Erlebnisse wiederzugeben. Schon vor dem jetzigen Schulhaus, welches meines Wissens im Jahr 1910 erbaut wurde, gab es in Oberpeischlach eine Schule. Ein kleiner Mauerrest kaum hundert Meter östlich des Schulhauses, unmittelbar oberhalb der Kalser Landesstraße, ist ein letztes Relikt von damals. Das Schulhaus war ein einfaches Haus mit zwei Kellerräumen, einem Klas- senzimmer im Parterre mit einem heizbaren Kachelofen für den Winter und einer einfachen Lehrerwohnung im Obergeschoss. Wenn der jeweilige Leh- rer oder Lehrerin alleinstehend war, musste erst ein Kostplatz gefunden werden, wo die Lehrperson verköstigt wurde. Dieser war meist beim Greil unterhalb des Schulhauses und zuletzt bei der Familie Tegischer neben der Kapelle. Komfort nach heutigen Vorstellungen gab es keinen. Es war kein Bad vorhanden und für die Notdurft stand sowohl für die Schüler als auch in der Lehrerwohnung ein Plumps-Klo zur Verfügung. Das Wasser so- wohl für den Schulbetrieb als auch für die Lehrerwohnung musste beim ört- Bericht Vinzenz Warscher sen.

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