GZ_Kals_2021_09

Wirtschaft & Tourismus Fodn Nr. 78 54 Kalser Gemeindezeitung 55 rog-Johann-Hütte („Adlersruhe“) sprichwörtlich wie Streichhölzer um. Geschätzter Schaden: rund 500.000 Euro – und die Möglich- keit, das Schutzhaus in der Sommersaison 2021 womöglich nicht bewirtschaften zu können. Toni Riepler, ein gebürtiger Kalser, er- innert sich an seinen ersten Lokalaugenschein vor Ort: „Am 17. De- zember kämpfte ich mich auf Tourenskiern ins betroffene Gebiet vor, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Das Bild, das sich mir bot, machte rasch klar, dass es sich nahezu um einen Totalschaden handelte“, so der Hüttenwirt. Nach dem ersten Schock und Gesprächen mit den Verantwortli- chen des ÖAK kristallisierte sich bald heraus, dass man alles da- ransetzen wollte, die Seilbahn rechtzeitig zum Saisonstart in den Sommer wieder aufzubauen. Natürlich stellte dieses Vorhaben für den ÖAK als kleinen, alpinen Verein mit wenigen hunderten Mitgliedern eine große Herausforderung dar. Zusagen für Finan- zierungshilfen kamen vom Land Tirol und auch aus Kärnten, die Abdeckung einer beträchtlichen Restsumme muss jedoch aus Eigenmitteln des ÖAK und über Sponsoren ausfinanziert werden. Dafür wurde, wie Toni Riepler betont, auch ein eigenes Spenden- konto eingerichtet. Die Gesamtprojektleitung wurde von Alpenklubpräsident DI Chris- tian Zinkl wahrgenommen. Die Seilberechnungen und jene der Sta- tik der Stützen übernahm ÖAK-Hüttenreferent DI Peter Schier. Be- reits Anfang Jänner erfolgten die Ausschreibungen sowie die ersten Bestellungen. Mitte Februar konnte das Gesamtprojekt bei der BH Lienz eingereicht werden. Im April wurde mit der Schneeräumung begonnen, um eine ungehinderte Zufahrt bis zur Lucknerhütte zu ermöglichen. Am 6. Mai stellte die BH Lienz den Baubescheid aus und bereits am 11. Mai 2021 konnte mit den Bauarbeiten vor Ort begonnen werden – ohne Zweifel für alle Beteiligten Schwerarbeit. Für den Aushub der Fundamente aus dem Schnee und dem ge- frorenen Boden bzw. für das Ausbaggern der z.T. fünf Meter unter dem Schnee liegenden Seile musste ein Spezialbagger zerlegt und per Helikopter auf 2.800 Meter Seehöhe geflogen werden. Per He- likopter musste auch der Transport des Betons bis zur Baustelle erledigt werden – und die Mitarbeiter der ausführenden Firmen konnten nur mit Tourenskiern zu ihrem Arbeitsplatz aufsteigen, was angesichts der enormen Neuschneemassen immer wieder Probleme bedeutete. „An manchen Tagen war die Lawinensitua- tion zu groß“, so Toni Riepler, der als erfahrenes Mitglied der Kalser Bergführer um die Gefahren am Berg weiß. Trotzdem gelang es, am 31. Mai die Gleichenfeier zu begehen. In den nachfolgenden Wochen standen die Montage von fünf Me- tallstützen und das Spannen des vier Kilometer langen Tragseiles bzw. des acht Kilometer langen Zugseiles auf dem Programm. Am 23. Juni konnte eine technische Sichtung – praktisch eine erste Probefahrt – durchgeführt werden. Zur großen Freude aller funkti- onierte alles reibungslos – die Voraussetzung dafür, dass die Hütte auf der Adlersruhe einige Tage später wieder öffnen konnte. Die Hütte des Österreichischen Alpenklubs (www.alpenklub.info ) stellt nicht nur eine wichtige Station für viele Großglockner-Be- steigungen dar, sie ist auch ein unverzichtbarer Stützpunkt bei Rettungseinsätzen auf Österreichs höchstem Gipfel. Rechtzeitig zum Start in die Sommersaison konnte die durch eine riesige Staublawine im Dezember 2020 weitgehend zer- störte Versorgungsseilbahn auf die Erzherzog-Johann-Hütte, rundum erneuert, Anfang Juli wieder ihren Betrieb aufnehmen und die Arbeiten auf Österreichs wohl extremster Baustelle da- mit erfolgreich abgeschlossen werden. Bericht Alpenklubpräsident DI Christian Zinkl Gelungener Wiederaufbau der Materialseilbahn auf die „Adlersruhe“ Am 17. 12. 2020 stieg Hüttenwirt Toni Riepler mit Kollegen vom Lucknerhaus aus in Richtung der zerstörten Materialseilbahn-Anlage auf. Infolge der Starkniederschläge im Dezember herrschten zu diesem Zeitpunkt im hoch- alpinen Gelände sehr schwierige Bedingungen. Für die Eigentümer, den Österreichischen Alpenklub (ÖAK) mit Sitz in Wien, und Hüttenpächter Toni Riepler kam das Lawinenereignis im vergangenen Ausnahmewinter gewissermaßen einem Gau nahe: Die Schneemassen einer riesigen Staublawine zerstörten große Teile der Anlage und knickten fünf der sieben Seilbahn-Stützen zu der, auf 3.454 Metern Seehöhe gelegenen Erzhe-

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