GZ_Kals_2021_09

Fodn Nr. 78 22 Informationen aus der Gemeinde Kalser Gemeindezeitung 23 Tja, mit der Natur hat man es nicht immer leicht. Einmal wollen die Murmeltiere einem nicht aus der Hand fressen, einmal reißt einem ein Bach die Mehlmaschine weg, ein anderes Mal ist ein Felsbrocken einer Skigebietszusammenlegung im Weg, oder ein fast 4.000 Meter hoher Berg lässt sich gar nicht so leicht bezwin- gen, wie man das gerne hätte. Die Bergfexin Sidonia Schmidl hat es schließlich 1857 doch geschafft. Nachdem sie sich nämlich als Mann verkleidet hatte, ließen sie ihre Bergsteigerkollegen auch mitgehen und sie erreichte als erste Frau den Gipfel des Groß- glockners. Damals geschichtsträchtiges Ereignis, heute Sonn- tagsspaziergang, wie ich durch ein Fernglas am Glocknerwinkel beobachten kann. Aber ich greife schon wieder vor. Meine ortskundige Felsenkapellenbekanntschaft leitet mich zum Peterskirchl, der ältesten sakralen Ruine Tirols. Dort bleibe ich ein Weilchen sitzen, denn von hier aus hat man alles bestens im Blick – Kals, Großdorf, Burg, Unterburg, den Eingang zum Dorf- ertal, das Riesenresort, einige Lifte und Pisten, die (auch recht skeptisch diskutierte) Adlerlounge und viele hübsche Hüttchen und Häuschen. Außerdem war dieses Peterskirchl gar nicht so leicht zu erreichen. Der schmale Weg zur Ruine verlangt von Pil- gernden mit nicht ganz so stabiler Motorik etwas mehr als christ- liche Hingabe. Jetzt ist schon ein Tag vergangen, sogar der Text ist fast zu Ende und weder war ich noch im Nationalpark Hohe Tauern, noch habe ich auch nur ein Murmeltier gesehen. Dabei war ich ja extra we- gen des Vierzig-Jahr-Jubiläums des Nationalparks und der Mur- meltiere gekommen. Ein bisschen alpines Fleckvieh und einen Haufen Schmetterlinge habe ich gesehen, aber sonst… Generell habe ich mir das mit dem Nationalpark ja ganz anders vorge- stellt. Damit bezichtige ich mich jetzt wohl wieder selbst des Alpenlaientums, aber Nationalparks waren für mich immer syno- nym mit „unberührtes Gebiet, das allerhöchstens Nationalpark- wärterinnen und -wärter betreten dürfen, die dafür sorgen, dass niemand was kaputtmacht“. Es stellt sich heraus, ich darf doch auch dort herumstiefeln, was ich an Tag Zwei dann tatsächlich auch vorhabe. Ich sage „vorhabe“, so sicher war die Sache gar nicht. Ich hatte nämlich geplant, vom Ortskern von Kals über Glor-Berg und die Hängebrücke zum Lucknerhaus zu gehen, dort den Glocknerwin- kel zu bestaunen und anschließend über den Greibühel und die Greiwiesen wieder zurück nach Burg, Felsenkapelle, Kinder-Na- turerlebnispfad, ja … Nun sind das aber zusammen mehr als 900 Höhenmeter und wie vorhin zwischenzeilig durchgeklungen ist: So viel bin ich in den Bergen nun auch wieder nicht unterwegs. Ich hätte natürlich auch mit dem Bus bis zum Lucknerhaus fah- ren können, aber ich wollte ja unbedingt zur Hängebrücke – und um den Weg bis zum Glocknerwinkel, oberhalb des Ködnitzbachs über Wald und Wiesen, mit noch mehr alten hübschen Holzhäu- sern, wär’s auch wirklich schade gewesen. Außerdem war zum Umdisponieren mein Sturschädel zu groß. Also rauf auf den Grei- bühel und hallo Muskelkater! Auf dem engen, steilen, gewundenen Pfädchen zwischen Luck- nerhaus und Greiwiesen wünsche ich mir ab und zu, wie das umgewehte Holz vom Hubschrauber aus dem Hang geklaubt zu werden. Aber irgendwann bin ich dann tatsächlich erstens im Nationalpark und zweitens oben. Mit Blick auf die vielen unter- Auch auf den Greiwiesen hatte Frau Rauch kein großes Glück mit dem Murmeltieren Blick ins Dorfertal – Wandertipp von Doris Kerer für Frau Rauch Lesen mit Aussicht_ im 20er erschien in der Juli/August Ausgabe ein Artikel über Kals Besonderen Besuch hatte Fodn-Team-Mitglied Doris Kerer dieses Frühjahr: Katrin Rauch, Redakteurin der Tiroler Straßenzeitung „20er“, war bei ihr im Haus Charlotte zu Gast und wollte die Murmeltiere in Kals inspizieren. Ganz ist ihr das zwar nicht gelungen, aber herausgekommen ist ein erfrischender Artikel über unsere Heimatgemeinde, die es uns erlaubt, die „eigenen 4 Wände“ einmal mit anderen Augen zu sehen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Katrin Rauch für den Artikel und wünschen viel Spaß bei der Lektüre! Keine Murmeltiere in Calce Tja, so ist das eben manchmal. Da geht man wo hin und vergisst unterwegs, was man eigent- lich dort wollte. Vergessen habe ich zwar nicht, dass ich zum Murmeltiere schauen nach Kals am Großglockner gefahren bin, gesehen habe ich aber trotzdem was anderes. Dabei werde ich bei der Felsenkapelle von einer freundlichen Wanderin durchaus in meinem Vorhaben bestärkt: an der Glocknerstraße fräßen die Murmeltiere einem direkt aus der Hand, wenn man früh genug dort sei und es noch nicht zu viele Automobile, Motorräder, Mountainbikes und Menschen es ihnen vermiest hätten, Snacks von Passanten anzunehmen. Ideal, denke ich, vertage das Unterfangen und verbringe den ersten Tag damit, mich im ausgehöhlten Felsen, in der sich die Kapelle zur Rosen- kranzkönigin befindet, andächtig abzukühlen und mir anschließend von meiner freundlichen Kalsführerin allerlei interessante Dinge erzählen zu lassen. Über das Gradonna zum Beispiel. Schon rein optisch kommt man in Kals daran nicht dran vorbei. Bereits beim Umstieg in Huben treffe ich einen Saisonarbeiter, der gerade zu dieser immensen Luxuschalet- und Hotel- anlage auf dem Weg ist. Skeptisch sei man schon gewesen, erfahre ich an der Felsenkapelle, vor allem als noch alles umgeholzt und aufgebaggert brachlag. Aber spätestens jetzt, wo das Holz an den Fassaden nachgedun- kelt sei und sich das Ganze optisch doch recht gut in die Landschaft lege, überwiege doch das Wohlwollen. Apropos umgeholzt: auf einigen Hängen scheinen besonders fleißige Holzfäller am Werk gewesen zu sein. „Das war der Sturm vor ein paar Jahren. In einer halben Stunde ist alles gelegen,“ erzählt mir die Einheimische. Das Internet sagt, das war das Sturmtief Vaia im Jahr 2018. Auch die (nach wie vor) wunderschöne Mühlenanlage beim Kalserbach am Beginn des Kinder-Naturerlebnispfades hat letztes Jahr das Hochwasser erwischt. Bericht von Katrin Rauch verfasst und erschienen im 20er – die Tiroler Straßenzeitung, Ausgabe von Juli/August 2021, Nr. 226 Ein ansprechender Artikel – sogar mit Übersichtsplan der Gemeinde!

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