GZ_Kals_2021_09

Bunt gemischt Fodn Nr. 78 104 Kalser Gemeindezeitung 105 attraktiver zu gestalten, und eben dort steht das preisgekrönte Objekt auch. Unter Einbindung des Ausstellungsfachmanns und Bühnenbildners Hans Michael Heger gelang eine anregende In- szenierung, die seit dem Jahr 2000 den Besuchern offensteht und seitdem von ihrem Charme nichts verloren hat. Im Banne des Großglockners ist das Motto, das in großen Lettern davon kündet, dass man sich nun im musealen Trakt des Gebäu- des befindet. Zunächst erfährt der Gast Eckdaten über die Ge- meinde selbst, die übrigens als Calles 1190 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Anschließend vermitteln fünf Bodenvitrinen und ebenso viele herabhängende Vitrinenkörper Erkenntnisse über die Ur- und Frühgeschichte. Am Ende dieser Installation befindet sich eine Maueröffnung zum dahinterliegenden, tiefblauen Korridor, von dem, abgestuft aneinandergereiht, fünf separate Räume auf den Eintritt der Besucherinnen und Besucher warten. Der Schwer- punkt der einzelnen Räume erschließt sich durch einen neonblau- en Schriftzug beim jeweiligen Eingang. Alle Bereiche entführen zu ganz unterschiedlichen Sinnerfahrungen, welche als Ergebnis der Auseinandersetzung zwischen Selbstbild und Fremdbild gesehen werden können. Auch der blau schimmernde Korridor blieb rech- ter Hand nicht ungenutzt: ihn säumen Krampus-Larven, Gemälde, Fotografien und Mineralien. Die Natur: Der Steinbock am Eingang in die erste Szenerie steht als Metapher für einen riesigen und unwirtlichen Lebensraum – den Nationalpark Hohe Tauern. Um diesen zu ermessen, wurde er auf dem Fußboden abgebildet und kann quasi „erwandert“ werden. An den Wänden befinden sich Infotafeln, auf welchen die wichtigsten Vertreter von Flora und Fauna vorgestellt werden, die hier behei- matet sind. Die Artenvielfalt ist erstaunlich. Besonderes Augenmerk verdient aber auch ein Kunstwerk von Thomas Payr, in welchem er Kultur- und Naturlandschaft beziehungsweise die wilde Natur inein- ander drängen lässt. Dazu zerlegt er sie in ungezählte, geometrisch- farbige Flächen. Regelrecht fühlbar sind Spannung und Dynamik. Der Mensch: In diesem Lebens-Raum bewegt sich auch der Mensch. Er hat ihn gegenwärtig geradezu vereinnahmt, ausgehend vom Ortskern und den umliegenden Fraktionen. Ebenda sind die Lebensgeschichten der Kalserinnen und Kalser über die Jahrhun- derte verortet -jener Menschen, die Kals zu dem gemacht haben, was es heute ist. Dazu gehört nicht zuletzt das dörfliche Brauch- tum. Ein ausgewähltes Beispiel, das filmisch aufbereitet ist, bringt typische Bauernkost ins Bild: die Krapfen – und damit auch: das Krapfenbacken und tiergestaltige Krapfenschnapper . Ein Zeugnis für gediegenes Handwerk ist wiederum der Kalser Strohhut. Nicht zu vergessen die historische Almwirtschaft mit den Sennerinnen, die in diesem Raum dann und wann schemenhaft Erinnerungen wachrufen. Der Berg: Hier vermittelt die Wandgestaltung das Gefühl, sich in einer von Eis- und Schneemassen umgebenen kleinen Mulde zu befinden, die vor peitschendem Wind und nagender Kälte schützt – und zwar unmittelbar neben dem berühmten Gipfelkreuz, des- sen Nachbildung in einer Raumecke unerschütterlich ausharrt. Zugleich lässt sich nachvollziehen, dass der Großglockner vielen Alpinisten zu Anerkennung verhalf, für andere hingegen schicksal- haft war. Lang ist die Liste der Kalser Bergführer, und einige sind mit ihren Gerätschaften portraitiert, wie etwa Christian Rangge- tiner, Thomas Groder und Johann Kerer, in deren Mitte selbstver- ständlich auch das Lebenswerk des frühen Dorferneuerers Johann Stüdl Platz findet. Nicht zuletzt werden hier die Besitzverhältnisse am Glockner-Massiv erklärt. Der Großglockner: Während im vorhergehenden Berg -Raum der Mensch mit seinen kulturellen Objektivationen zum Glockner in Bezug gesetzt wird, ist hier der Gigant in anderer Form in Szene gesetzt. Anknüpfend an die eingangs erwähnten Geoplastiker, be- herrscht ein überdimensionales Relief den Raum, in dessen Zen- trum nur Großer und Kleiner Glockner aus dem begehbaren Glas herausragen. Zu Füßen der Museumsbesucher breiten sich die riesigen Gletscherfelder aus, über die er den erhabenen Gipfel umrunden kann. Die Kulisse in diesem Raum mit kreisförmigem Grundriss bildet ein rundumlaufendes Bergpanorama-Band – so als würde man gerade inmitten dieser Szenerie stehen. Kristalle der Glocknerwand: Am Übergang zum letzten Raum ver- raten kleinere Mineralienfunde, dass die Museumsbesucher noch etwas Eindrückliches für ihren Erinnerungsschatz in diesem Mu- seum bergen können. Veranschaulicht ist hier die Entdeckungs- geschichte des größten Rauchquarzfundes der Alpen, von dem ei- nige Exemplare zu bewundern sind. Neben Anschauungsmaterial und grandiosen Rauchquarzstufen wird auf großer Leinwand die gefährliche Bergung aus der Glocknerwand-Kluft (NW Hofmann- spitze) im Zeitraffer nacherzählt. Und damit geht diese alpine Er- kundungstour in musealen Gefilden auch schon wieder zu Ende. Am Ausgang überwältigt einen die Bergkulisse selbst, welche die Gemeinde Kals am Großglockner umrahmt. Informationen zu den Öffnungszeiten erhalten Sie im Büro der Tourismusinformation Kals am Großglockner unter der Tel.: 0043 50212 540

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