GZ_Tristach_2021_09

Sept. 2021 Bunker und Fluchtorte zu Kriegsende 21 mann und Zimmermeister hatte im Frießlmair Wald, rechts der Wutzer Rieße, unterhalb des Lotterbodens ei- nen großen Unterstand, etwa 6 mal 4 Meter teilweise aus dem Felsen heraus- gesprengt und mächtige Baumstämme vorgezimmert. Mit Taxen abgedeckt war es ein massives Bollwerk, völlig mit dem Wald verwachsen. Thekla Wendlinger, vlg. Maurer: „Beim Bombenalarm am 22. Novem- ber 1944 rannte die Mutter mit uns Kindern in den Frießlmair Bunker. Der Weg war steil und rutschig und wir hatten Mühe, rechtzeitig in Sicher- heit zu kommen, weil sich Mutter nicht helfen lassen wollte. Weil der Weg zu den Unterständen zu weit war, hatte Vater dann in der Nähe unse- res Hauses, im Grießbichl, eine klei- ne Höhle gegraben und mit T-Eisen abgestützt. Er hatte sie mit Brettern verschalt und zusätzlich mit Heu hin- terfüttert. Auch ordentlich tiefe Kel- ler dienten als Fluchtorte. Ein schnell erreichbarer Unterstand war eine Hütte unter der Meixner Stadlbrücke.“ Marlene Scheiber erzählt: „ Als mein Vater (Mayr Josef, 1893-1987) im Waldele vor unserem Haus einen Bunker baute, wurde er von manchem seiner Zeitgenossen belächelt. Bom- ben auf Tristach, das war zu der Zeit noch undenkbar. Außer unserer Familie (7 Personen) wohnte noch Frau Winkler und Frau Grünwald mit zwei Töchtern in unserem Haus. Die Grünwalds wa- ren im Sommer schon als Feriengäste bei uns gewesen. Sie hatten Salzburg verlassen, weil sie sich in Tristach vor Bomben sicher fühlten. (Herr Grün- wald war eingerückt.) Mein Vater wollte Sicherheit für alle. Ich war schon beim Post- und Te- legraphenamt angestellt, als am 22. November 1944 Fliegeralarm gegeben wurde. Die Angestellten vom Postamt waren angewiesen, in den Keller der Sparkasse zu fliehen. Wichtige Depe- schen wurden dorthin umgestellt. Als ich am frühen Nachmittag nach Hause fuhr, war der Schnee völlig von Erde bedeckt. Daheim sah es fürchterlich aus. Eine Bombe hatte ein Viertel des Hauses zerstört. Mein Bruder Sepp, der damals Lehrling bei Thum war und wegen einer Handverletzung zu Hause war, hatte seine drei Geschwister in den Bunker befördert. Auch die ande- ren Hausbewohner hatten dort Schutz gesucht. Vater war auf Arbeit und die Mutter musste noch Wäsche aufhän- gen. Zum Glück sind alle heil geblieben. Drei Tage durfte das Haus wegen möglicher Blindgänger nicht betreten werden. Dann kam ein Mann vom Amt, um die Schäden am Haus zu beurtei- len. Er fand: bewohnbar. In Wirklich- keit dauerte es dreizehn Monate, bis wir wieder einziehen konnten. Mein Va- ter, Sepp und ich kamen bei einer Tan- te in Leisach unter, die Mutter zog mit den anderen Kindern nach Schlaiten.“ Aus den Schulklassen flüchteten die Kinder in den Schulkeller oder in den Kahler Bunker, der Lehrer Brunnhu- ber zum Brunner (Amort), wo er auch wohnte. Einen außergewöhnlichen Schutzraum fanden ein paar Schüler unter der Gemeindewaage. Sie war dort, wo heute die Aufbahrungskapelle steht. Von den diversen Schutzbauten sind kaum noch Spuren zu finden. Der Bunker in Jungbrunn steht im Wahler Wald (Assmayr) und ist noch leidlich intakt. Früher wurde er gelegentlich von der Gemeinde als Depotraum für Fich- tensämlinge genutzt. Neben den Bombern verbreiteten auch die Tiefflieger Angst. Einschüsse ins Monkn Haus - Grießmann (heute Lavanter Str. 32) erschreckten zwei am Tisch diskutierende Männer sehr und auch der Dolomitenhof bekam Treffer ab. Im „Grieß“ gab es viele Bomben- trichter, die als Abfallgruben benutzt wurden. Sie füllten sich nach und nach mit defektem Hausrat und wurden bald gnädig mit Brennnessel und Holunder überwuchert. Sie dienten den Kindern als „Abenteuerspielplätze“. Als Dankbarkeit darüber, dass keine Personen schwer verletzt oder getötet wurden - der Gemeindekassier Frick wurde leicht verletzt - gelobten die Tris- tacher in Zukunft jeden 22. November zu Mittag einen Rosenkranz in der Kir- che zu beten. Bis zur Jahrtausendwen- de wurde der „Bombenfeiertag“ auch eingehalten. Herzlichen Dank an: Andreas Ein- hauer sen., Thekla und Lois Wendlinger, Marlene Scheiber, Maria Troger, Adal- bert Ortner, Franz Ortner, Silvia Lindt (Schneider), Thomas und Gretl Amort, Werner Totschnig, Sepp Ortner und Sepp Linder. Burgl Kofler Mayr-Haus wiederhergestellt Die Mayr-Waschküche mit Werkstätte und Schweinestall überstand ein Bom- bardement unversehrt Zerbombtes Mayr-Haus

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3