GZ_Tristach_2021_09

14 Monique und das liebe Vieh Sept. 2021 M it einem Hund spazieren ge- hen kann jeder. Mit einem Kalb spazieren gehen ist eine „Spezia- lität“ von der 15jährigen Monique Tot- schnig. Und das kam so: Monique wünsch- te sich als Elfjährige sehnlichst ein ei- genes Tier: einen Hund, einen Esel, ein Pferd, ein Hängebauchschwein, ein Bergschaf ... Doch die Eltern, der Oster- hase, das Universum oder wer auch im- mer hatten kein Ohr für diesen Wunsch. So beschloss sie, sich mit dem Vorhan- denen zufrieden zu geben, mit einem Kalb. Schon als Kleinkind war sie gerne bei den Kälbern im Stall gewesen. Erste „Gehversuche“ mit dem Kalb wurden im Hof gemacht. Nachdem ein Halfter besorgt wurde, wurden die Run- den immer größer, bis zum Scheiber und in die Ober-Felder. Monique lehrte das Tier bei Fuß zu gehen, nach Auf- forderung stehen zu bleiben und spielte mit ihm im Schnee. Einen Nachteil hat ein Kalb aber – es wird zur Kuh. Das nächste Kalb war ein schwar- zes Tier mit weißen Socken. Mit dem wurden schon große Runden gedreht, bis zum Golfplatz oder bis Leisach. Es lernte sogar „Pfote bzw. Klaue geben“ und wird dann mit einem Pferdelecker- li belohnt. Corona hätte mit den ersten strengen Maßnahmen Moniques Unter- nehmungen beinahe unterbunden. Um Strafen wegen Gemeindegrenzüber- schreitungen aus dem Weg zu gehen, suchte sie abseitige Routen. Auch der letzte schneereiche Winter war eine Herausforderung. Split wollte sie ihrem Tier nicht zumuten und Eis war ein Hin- dernis für beide. Sie streute Asche, um auch ein trockenes Terrain zu haben. Die meisten Leute freuen sich, wenn sie dem ungewöhnlichen Duo begegnen. Von Jugendlichen gibt es manchmal auch blöde Sprüche. Die steckt sie weg. Wenn Monique erzählt, dass das Kalb frech und abenteuerlustig ist, oder von ihren Unternehmungen, mit ihm knietief in der Drau zu gehen, strahlt sie über das ganze Gesicht und ihre Augen glänzen - die reine Freude. Monique besucht die HAK in Lienz und nach ihrem Berufs- wunsch gefragt, sagt sie: „Land- wirtin im Nebenberuf, sonst weiß ich noch nicht, wohin es mich zieht.“ Burgl Kofler Monique und das liebe Vieh

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