GZ_Dölsach_2021_08

August 2021 Dölsacher Dorfzeitung Seite 7 Vielmehr wird die Hauptaufgabe für das kommende Jahr 2021 sein, einer Borkenkäferentwicklung und deren potenziellen Folgeschäden vorzubeugen. Die Erfahrungen und die Untersuchungen des Bundes- forschungszentrums für Wald in Wien haben gezeigt, dass gerade Einzel- und Gruppenwürfe sowie -brüche sehr förderlich für eine Borkenkäferentwicklung sein können. Es kann auch davon ausgegangen werden, dass aufgrund der vergangenen Schadereignisse mit einem erhöhten Bestand an Borkenkäfern in Osttirol zu rechnen ist. Für das Ereignis „INGMAR 2019“ hat der Tiroler Landtag auf Initiative von LH-Stv. ÖR Josef Geisler ein äußerst wirkungsvolles Förderpaket für den Schutzwald bereitgestellt. Dieses Paket zielte vorwie- gend auf „Forstschutzmaßnahmen“ ab, die zum Ziel hatten, die Borkenkäferentwicklung einzudämmen bzw. überhaupt zu vermeiden. Dies ist im ausgehen- den Jahr 2020 in optimaler Zusammenarbeit mit der Gruppe Forst, unter der Leitung von HR DI Josef Fuchs, gelungen. Dadurch bleibt die Stabilität des Schutzwaldes und insbesondere der Objektschutzwäl- der gewährleistet. Ausblick – Zielrichtung 2021 Für das Jahr 2021 wird nun wieder die Hauptzielrich- tung sein, die erprobten und wirkungsvollen Maßnah- men gemeinsam mit den betroffenenWaldeigentüme- rInnen umzusetzen und auch weiterzuentwickeln. Als sehr effektiv und hilfreich in der Bewältigung von Schadholz wird auch das „Nasslager Ainet“ seine zweite Bewährungsprobe bestehen. Mit weiteren geeigneten fachlichen Maßnahmen, un- terstützt durch zielgerichtete Förderprojekte, wird es gelingen, auch das „neue“ Ereignis zu bewältigen. Das gilt umso mehr, als die Schadholzmenge vom Dezem- ber 2020 unter einem „normalen“ Jahreseinschlag lie- gen wird und somit gemeinsam von den betroffenen WaldbesitzerInnen, der Osttiroler Sägeindustrie und dem „Tiroler Forstdienst“ bewältigt werden kann. Bereits im kommenden Jahr wird der Wiederbewal- dung unter dem Titel „Klimafitter Bergwald“ in Zu- sammenarbeit mit der Gruppe Forst – Landesforstgar- ten Nikolsdorf besonderes Engagement und voller Einsatz gewidmet. Angedacht ist auch die Einbindung u. a. von Schulen, um ein erhöhtes Bewusstsein für den Schutzwald zu generieren. Durch die in Planung befindlichen Wiederbewaldungsprojekte soll in stei- len Lagen – vorwiegend im siedlungsnahen Raum – wiederum ein standortgerechter Bergmischwald ent- stehen. Diese „neuen Objektschutzwälder“ werden dann den Ansprüchen der Osttiroler Bevölkerung an die Schutzwirksamkeit in höchstem Maße gerecht. Bezirkshauptmannschaft Lienz Bezirksforstinspektion Osttirol Um einen Überblick über die angefallenen Schäden in den Osttiroler Wäldern zu erhalten, wurde von Be- zirkshauptfrau Dr. Olga Reisner ein Erkundungsflug mit dem „Landeshubschrauber“ beauftragt. Diese Er- kundung fand bei idealem Flugwetter am 14. Dezem- ber 2020 statt. Dabei konnte folgender Überblick erzielt werden: Bereichsweise hat die Schneelast auf den Bäumen ausgereicht, um wiederum Schäden an den z. T. vor- geschädigten Waldbeständen zu verursachen. Wäh- rend beim Schneeereignis 2019 rd. 650.000 m³ an Schadholz angefallen sind, liegen die ersten Einschät- zungen beim neuen Ereignis hingegen bei einer deut- lich niedrigeren Menge als im Jahr zuvor. Es kann von einer Schadholzmenge in der Höhe von rd. 120.000 bis 150.000 m³ im Bezirk Lienz ausge- gangen werden. Erfahrungen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass das gesamte Ausmaß erst nachAus- aperung exakt feststellbar sein wird. Hotspots in Osttirol sind wiederumAnras (Asch), Sil- lian/Heinfels und Obertilliach. Dort ist es zu flächi- geren Brüchen bzw. Würfen gekommen. Solche fin- den sich bereichsweise auch im Defereggen- und Pustertal. Es hat sich auch gezeigt, dass sich die Bäume auf den Sonnseiten von der Schneelast weit- gehend befreit haben, während auf den Schattseiten tiefster Winter herrscht. Beruhigend war allerdings auch die Wahrnehmung, dass sich die Schneedecke selbst bei großen Kahlflä- chen (insbesondere in Kals durch den Sturm VAIA 2018) nicht talwärts bewegt hat. Dies ist einerseits der erhöhten Rauhigkeit durch die Wurzelteller, aber auch den gezielt gesetzten Maßnahmen wie „Verpflockun- gen“ (in Zusammenarbeit mit der Gebietsbauleitung Osttirol der Wildbach- und Lawinenverbauung) oder dem „Hochabstocken“ der geworfenen oder gebro- chenen Bäume zu verdanken. Es steht jetzt aber schon fest, dass ein hoher Anteil des Schadholzes aufgrund der extrem diffusen Streu- lage nicht sinnvoll aufgearbeitet und dem Markt zu- geführt werden kann. Es handelt sich dabei vielfach auch um entlegene Schutzwälder außer Ertrag. Das bedeutet, dass ein erheblicher Teil des Schadholzes nicht den Holzmarkt erreicht. Das Ereignis 2020 kann daher wiederum als absolut herausfordernde Aufgabe für das kommende Jahr bezeichnet werden, zumal immer – je nach Witterungsverlauf – von einer er- höhten Borkenkäferkalamität ausgegangen werden muss. Die enorme Streulage und auch die Kleinflächigkeit des neuen Ereignisses führte Gott sei Dank auch nicht dazu, dass großräumig die Schutzfunktionalität der Wälder weiter herabgesetzt wird. Die neue „Schadin- tensität“ kann daher als „mäßig“ bezeichnet werden.

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