GZ_Virgen_2021_08

Virger Zeitung 51 Dorfleben – Menschen durchgemacht, die von seriöser Be- deckung bis zur Größe eines Mini- Feigenblattes reichen; ihr „Ge- burtstag“ ist jedoch, wie oben er- wähnt, der 5. Juli 1946. der name Réard hat seine neue Bademode nach dem Bikini-Atoll benannt. Das besteht aus 23 winzigen Inseln im Pazifischen Ozean, von denen nur zwei bewohnt waren. Nach- dem man die insgesamt 196 Ein- wohner zuvor evakuiert und auf eine andere Inselgruppe umgesie- delt hatte, führte das US-Militär von 1946 bis 1958 auf Bikini Atombombentests durch. Die erste Bombe wurde am 30. Juni 1946 ge- zündet, also wenige Tage bevor Réard seine Schöpfung der Öffent- lichkeit präsentierte. Er scheint von den Berichten darüber so be- eindruckt gewesen zu sein, dass er die Begriffe „bombe atomique“ (Atombombe) und „an-atomique“ (Anato- mie, Körperlichkeit) in einem Werbeslogan für den Badebikini verwendete. Das Bikini-Atoll wurde 2010 zum UNESCO-Welterbe er- klärt. Die Bikinianer sind auf ihre Inseln nicht mehr zurückgekehrt, obwohl deren Status als Sperrgebiet mittlerweile aufgehoben ist. Otfried Pawlin Quellenangabe: Text: Tageszeitung „KURIER“ vom Donnerstag, 1. Juli 2021 Internet: https://de.wikipedia . org/wiki/Bikini Internet: https://de.wikipedia . org/wiki/Bikini-Atoll Abb. 1: https://de.wikipedia.org/wiki/Bikini#/ media/Datei: Mosaique_des_bikinis_ Piazza_ Armerina.jpg Abb. 2: https://www.smithonianmag . com/smi-tho- nian-institution/how-the-summer ... Die erste Abbildung zeigt, dass sich sportliche Damen schon in der Antike entsprechend anzuziehen wussten. Dieser freizügige Dress verschwand dann allerdings rund eineinhalb Jahrtausende in der Versenkung. Am Beginn des 20. Jahrhunderts gab es einige zaghafte Versuche, zweiteilige Bademode populär zu machen, denen aber al- lesamt kein Erfolg beschieden war. Den Durchbruch schaffte der fran- zösische Kfz-Ingenieur Louis Réard, der seine Kreation am 5. Juli 1946 mit viel Tamtam von der Striptease- Tänzerin Micheline Bernardini in einem Pariser Schwimmbad vorstel- len ließ. Durchbruch ist eigentlich zu viel gesagt – auch seiner „Erfin- dung“ wurde zunächst Skepsis und Ablehnung entgegengebracht. Die Kirche verdammte das „sittenlose“ Kleidungsstück sowieso, und auch die meisten Badeorte in Ita- lien, Spanien und Portugal verboten es. Kurios: In Frankreich war der Bikini an den Stränden des Mittelmee- res erlaubt, nicht jedoch an jenen der Atlantikküste. Der Siegeszug des Zweiteilers begann erst in den 1960er- Jahren. Einerseits zeigten sich Filmstars wie Marilyn Monroe, Brigitte Bardot oder Ursula Andress (im James-Bond-Streifen „007 jagt Dr. No“) im Bikini, an- dererseits kam der Werbe- branche die Erkenntnis: „Sex sells“ – mit leicht be- kleideten Damen im Bild lässt sich alles leichter ver- kaufen, seien es Illustrierte, Möbel, neue Automodelle oder anderes mehr. Seitdem haben diese „Fetzchen Stoff“ verschiedene Entwicklungen Passend zur Badesaison: 75 Jahre „moderner“ Bikini CHRONIK Sport betreibende römerinnen. detail eines mosaiks in der Villa romana del casale, um das Jahr 350 n. chr. louis réard (hier im Jahr 1974 mit einemmodell „seines“ Bikinis) stellte den leitsatz auf: „ein Bikini ist nur dann echt, wenn man den Stoff durch einen ehering durchziehen kann.“

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